Signal an Mittelstand – Politik einstimmig für B-Planänderung

In diesem Bereich auf dem Hof des Grundstücks plant Bäckermeister Stefan Flach die Errichtung einer Produktionshalle und kleiner Tiefgarage mit sechs bis acht Stellplätzen.

Foto: S. Puck

Schönberg (pu) – Neben dem Einzelhandel kämpft unter anderem auch das Bäckerhandwerk ums Überleben. Umso mehr lassen Nachrichten wider den Trend aufhorchen. So beschäftigte sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) in seiner direkt vor der jüngsten Stadtverordnetenversammlung stattgefundenen Sitzung vor der Sommerpause mit einem Magistratsantrag mit dem Vorschlag, einen Aufstellungsbeschluss für die zweite Änderung des Bebauungsplans Nr. 314 „Friedrichstraße-Schillerstraße“, Gemarkung Schönberg, Teile der Flur 4, zu fassen. Demnach soll der seit 26. April 2008 rechtskräftige Bebauungsplan im Verfahren nach Paragraf 13a Baugesetzbuch dahingehend geändert werden, dass auf dem Grundstück Flurstück 49/1 die überbaubaren Grundstücksflächen angepasst werden, um dem in der Schillerstraße ansässigen Lebensmittelgeschäft im Mischgebiet, der Taunusbäckerei Flach, die Möglichkeit auf Erweiterung der Backstube und der Lager- und Kühlkapazitäten einzuräumen und damit dem steigenden Platzbedarf der modernen Produktion gerecht zu werden.

Wie Bäckermeister Stefan Flach im Verlauf eines Interviews mit dem Kronberger Bote darlegt, platzt die Produktionsstätte des vor 114 Jahren von Georg Jakob Flach gegründeten Familienbetriebes infolge rasant gestiegener Nachfrage seiner Backwaren aus allen Nähten. Neben dem Hauptgeschäft in Schönberg und den vier Filialen in Oberhöchstadt, Steinbach, Bad Homburg und Frankfurt-Zeilsheim werden zahlreiche Großabnehmer in der Region wie Hotels, Seniorenwohnheime und Firmen beliefert. „Es hat sich wohl ausgezahlt, dass ich vor 15 Jahren den Entschluss gefasst habe, auf sämtliche Fertigprodukte zu verzichten“, sieht der Firmenchef seinen hohen Qualitätsanspruch bestätigt. Mittlerweile Arbeitgeber für ein 50köpfiges Mitarbeiterteam mit steigender Tendenz „bilde ich selbst aus, um weitere geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben.“ Mit Tochter Lisa (Verkaufsmeisterin), die ihre Ausbildung zur Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei, ebenso im Familienunternehmen absolvierte, wie Sohn Florian, der gerade seine Bäckerausbildung beendete, ist die Nachfolge frühzeitig gesichert und die fünfte Generation schon mittendrin im Geschehen.

Bei der Stadt Kronberg sieht man diese Entwicklung mit Freude und steht dem Wunsch, die Rahmenbedingungen für den expandierenden Traditionsbetrieb zu optimieren, vor dem Hintergrund des Bestrebens, die Nahversorgung im Ortsteil langfristig zu sichern, aufgeschlossen gegenüber. Der Gefahr, dass als mögliche Alternative notfalls die Schließung des Ladenlokals drohen könnte, um in jedem Fall die Produktionsstätte ausbauen zu können, ist man sich bewusst. „Da der Erhalt des Betriebes für Schönberg äußerst wichtig ist, sollte aus städtebaulicher Sicht dem Wunsch entsprochen werden“, formulierte es Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos) in der Antragsbegründung.

Der geplante Anbau soll neben Produktionshalle eine kleine Tiefgarage für sechs bis acht Fahrzeuge sowie Stellplätze für eine große Frosterzelle und Mülltonnen umfassen. Damit die Nachbarschaft künftig vor den Geräuschen der notwendigen Aktivitäten zu nachtschlafender Zeit besser geschützt ist, ist entlang der Grundstücksgrenze als Lärmschutzmaßnahme die Errichtung einer Mauer vorgesehen. Außerdem soll der Ladebereich überdacht werden. Weitere Maßnahmen, die sich aus den Empfehlungen eines bereits angefertigten Lärmgutachtens ergeben, sind durch Festsetzungen im Bebauungsplan und Auflagen in der Baugenehmigung zu definieren.

„Die SPD ist interessiert daran, dass die Bäckerei hier bleibt“, umriss Stadtverordneter Dieter Heist die Position der Sozialdemokraten. Unterstützung erhielt er durch die Freien Demokraten in Person des Fraktionsvorsitzenden Volker Stumm. „Wir unterstützen den Mittelstand, wo wir nur können.“ Ins gleiche Horn bliesen Erich Geisel (UBG) und KfB-Fraktionschefin Dr. Heide-Margaret Esen-Baur. Bis auf den Einwand, eine extensive Dachbegrünung sei erstrebenswert, um die Baumaßnahme möglichst verträglich für die Nachbarschaft zu gestalten, signalisierte auch Claudia Gruchow (CDU) im Namen ihrer Fraktion Zustimmung. Daher kam es wenig überraschend, dass der Antrag nicht nur von den Ausschussmitgliedern einstimmig angenommen wurde, sondern später auch von den Parlamentariern. Nun hofft Stefan Flach auf zügige Umsetzung, damit das weitere Prozedere seinen Lauf nimmt und er in absehbarer Zeit einen Bauantrag stellen kann.

Die Geschichte der Taunusbäckerei nahm 1901 ihren Anfang mit der Eröffnung eines ersten Ladenschäfts mit Café gegenüber der Kirche in Oberhöchstadt. 1930 übernahm der Sohn des Firmengründers, Georg Flach, das Geschäft. Auch er war geschäftstüchtig und vom Pioniergeist beseelt und so öffnete eine zweite Filiale, wiederum in der Nähe einer Kirche, dieses Mal in Schönberg, ihre Pforten. Die Geschäfte florierten, sodass 1951 mit dem Bau einer Bäckerei mit Café in der Schillerstraße 18 und dem Umzug der gesamten Produktion in diese Räumlichkeiten ein weiterer Meilenstein folgte. Die bisherige Filiale Nähe Kirche wurde geschlossen. Das Haus in der Schillerstraße dient bis heute der Produktion. 1960 übernahm Georg Flachs Sohn Kurt Flach mit seiner Frau Käthe die Geschicke, sie eröffneten 1982 in Kronberg in der Streitkirche (Tanzhausstraße) eine Filiale und 1989 in Bad Homburg (Louisenstraße) eine weitere. In seine Fußstapfen trat 1997 wiederum dessen Sohn Stefan Flach, der 1999 die Filiale in Oberhöchstadt (Limburger Straße) mit dem ersten Ladenbackofen eröffnete und im Gegenzug die Filiale in der Streitkirche schloss. Seit 2009 gibt es eine dritte Filiale (vierte Verkaufsstelle) in Steinbach in der Bahnstraße. Im Oktober letzten Jahres kam eine weitere Filiale in Frankfurt-Zeilsheim dazu.



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