Stadtentwicklungskonzept zeigt Entwicklungsperspektiven Kronbergs auf

Anhand des gerade fertig gestellten Reihenhaus-Riegels im Kronthaler Weg zeigte Eleni Mayer-Kalentzi, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung, ein Beispiel von Innnenstadtverdichtung an einer Stelle auf, an der in Kronberg kein Bebauungsplan vorliegt. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Drei Stadtrundgänge durch Kronberg bildeten den Auftakt zum „Dritten Forum Stadtentwicklung“, zu dem die Stadt Kronberg eingeladen hatte und das die Ergebnisse für die Bausteine Wohnen, Landschaft und Gewerbe vorstellte und die erarbeiteten Grundsätze zur städtischen Innenentwicklung anhand konkreter Beispiele auf drei parallel veranstalteten Rundgängen beleuchtete. Das Interesse an der Arbeit, die die Bürger seit mittlerweile zwei Jahren gemeinsam mit dem städtischen Fachbereich Stadtentwicklung unter externer Moderation über die Regional- und Freiraumplaner Stein+Schultz aus Frankfurt leisten, war groß an diesem Samstagnachmittag. Netterweise zeigte sich sogar die Sonne kurz beim Rundgang C, der von der Stadthalle hinunter zum Kronthaler Weg durch die Schreyerstraße bis zum Walter-Schwagenscheidt-Haus und über die Burgerstraße zurück zur Stadthalle führte. Anhand des gerade fertig gestellten Reihenhaus-Riegels im Kronthaler Weg zeigte Eleni Mayer-Kalentzi, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung, ein Beispiel von Innnenstadtverdichtung an einer Stelle auf, an der kein Bebauungsplan vorliegt. „Gibt es keinen B-Plan, muss sich die Höhe und Grundfläche des Neubaus an den Gebäuden der Umgebung orientieren“, erklärte sie. Die Eingliederung in die bestehende Bebauung sei deutlich zu erkennen an der Staffelung zum Hang und der Höhe der Häuser. Sehr kontrovers diskutiert worden sei die Grundfläche. Die Häuser bilden einen dichten Riegel. Allerdings wurde nicht die komplette zur Verfügung stehende Fläche verbaut und zur Straße hin wurde – entsprechend der übrigen Häuser in der Straße ein Grünstreifen breit Platz gelassen. Anhand dieses Beispiels machte sie deutlich, was Innenverdichtung bedeutet: „Man schafft Wohnraum an Flächen, die schon versiegelt sind und schützt damit den Außenraum.“ Was den wenigsten Beteiligten klar war, dass die Innenverdichtung vor der Außenentwicklung zu stehen hat. „Das ist im Baugesetzbuch ganz klar geregelt“, klärt Mayer-Kalentzi auf. „Die Stadt muss die Innenpotenziale untersuchen und nutzen, denn erst wenn wir den inneren Bereich genutzt haben, dürfen wir nach außen gehen.“

Die Schreyerstraße diente anschließend als Beispiel für einen Straßenzug ganz anderer Ausprägung. Hier ist entlang der einen Straßenseite vorwiegend Grün mit viel Baumbestand zu sehen. Die Grundstücke sind so groß, dass von der Tiefe der Grundstücke locker ein zweites Haus Platz hätte. „Doch wenn hier ein Grundstücksbesitzer, angenommen eine Erbengemeinschaft, bauen wollte, wäre das nach geltendem Bebauungsplan nicht möglich“, informierte die Städteplanerin. „Hier ist eine ganze Tiefe als Grünfläche festgesetzt.“

Anhand der Beispiele wurde den Beteiligten klar, dass jedes Stadtgebiet seinen ganz eigenen Charakter hat, der möglichst auch erhalten bleiben sollte. An jeder Stelle gilt es genau abzuwägen. „Innenentwicklung ist überall möglich, wenn sie am Charakter der Umgebung orientiert ist und ökologisch und stadtgestalterisch bedeutende Grünstrukturen berücksichtigt“, so lautet einer der erarbeiteten Grundsätze der Innenentwicklung, die den Bürgern zu Beginn des Rundgangs in die Hand gedrückt worden war.

Nach den Rundgängen begrüßte Bürgermeister Klaus Temmen die interessierten Bürger und dankte allen Aktiven zunächst einmal für die Mitarbeit an dem Stadtentwicklungskonzept und dabei für die Begleitung durch „ruhige, aber auch mal bewegte Fahrwasser“, für den „enormen geleisteten Zeitaufwand und „Ihr Herzblut dabei“. Die verschiedenen strategischen Handlungsfelder, die in den Arbeitsgruppen innerhalb der strategischen Zielplanung der Stadt Kronberg in zehn Veranstaltungen mit rund 80 Bürgern erarbeitet worden sind, zeigten nicht nur die Entwicklungsperspektiven der Stadt auf, sondern sollen ab sofort als Entscheidungsgrundlage für die Politik dienen. Denn sie ließen sich ohne Probleme nun in Handlungsbausteine umwandeln, erläuterte der Bürgermeister.

Und genau das sei wichtig, machte Ute Knippenberger, Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung & Umwelt den Versammelten im Anschluss bei der Vorstellung der Ergebnisse aus den Bausteinen Wohnen, Landschaft, Gewerbe, Freizeit und Mobilität klar. Man habe nicht nur eine Entscheidungsgrundlage für die Kommunalpolitiker gewonnen, sondern auch eine bessere Ausgangslage, seine Ziele bei überbehördlichen Behörden, wie dem Frankfurter Regionalverband FrankfurtRheinMain zu kommunzieren.

Baustein Wohnen

Der Wohnflächenbedarf pro Person hat sich über die Jahre verdoppelt und trotz gleichbleibender Einwohnerzahl besteht pro Jahr ein Mehrbedarf an 15 bis 20 Wohnungen in der Stadt (1998 bis 2013). Gleichzeitig sind die Preise für Reihenhäuser, Doppelhaushälften und Einzelhäuser noch erheblich angestiegen, da die Nachfrage aus der bestehenden Bevölkerung in Kronberg und von außen, hoch ist. Durch die Bebauung von „Haide Süd“ und „Henker“ in den letzten Jahren habe sich Kronberg von seiner Struktur her vom „Alterswohnsitz“ zum „wachsenden Familienwohnort“ gewandelt. Die weitere Entwicklung der Bevölkerungsstruktur werde durch die Menge, die Art und den Preis des Wohnungsangebots beeinflusst, erläuterte Knippenberger.

Die Möglichkeiten der Innenverdichtung wurden exemplarisch am Guaitapark aufgezeigt. Es gibt Baulücken entlang der Königsteiner Straße, die geschlossen werden könnten. Auch eine Zweite-Reihe-Bebauung entlang des Kreuzäckerwegs ist denkbar. Letztere sei kontrovers diskutiert worden, wie Mayer-Kalentzi darlegte.

Anhand des „Schafhof“ als Nachkriegssiedlung mit Geschosswohnungsbau, Bungalows und Reihenhäusern wurde die Möglichkeit, Teilaufstockungen vorzunehmen, vorgestellt, auch um den modernen Wohnbedürfnissen Genüge zu leisten. Als drittes Beispiel folgte der „Mainblick“ als Gebiet mit reinem Geschosswohnungsbau und der Möglichkeit, diese Gebäude um ein Staffelgeschoss zu erweitern.

Als kleine Entwicklungsmöglichkeit wurden in Oberhöchstadt die „Kirschgärten“ vorgestellt, ein Gebiet, das sich, erreichbar von der Altkönigstraße aus, an die bestehende Bebauung anschließt und über eine „gute Innenstadtlage“ verfügt und bereits im Flächennutzungsplan zur Wohnbebauung vorgesehen ist. Doch auch hier, wie fast überall, gibt es sogenannte „Raumkonkurrenzen“. Denn als Landschaft weist das Gebiet Streuobstwiesen aus, die als schützenswert gelten und das Gebiet endet außerdem am landschaftlich schönen Stuhlbergbach.

Baustein Landschaft

Im Bereich Landschaft wurde mit den Bürgern unter anderem ein Plan erarbeitet, der die besonderen Landschaftserlebnisse in Kronberg, beispielsweise Blickachsen, aufzeigt. Behandelt wurden darunter auch die Punkte Ökologie und Landschaftspflege. Biotope, Naturschutzgebiete, Frischluftschneisen, Streuobstwiesen wurden dokumentiert. Bei Letzteren über Anreize zu deren Erhaltung diskutiert, wie Christian Filip vom Stein+Schultz-Team, den Zuhörern zusammenfassend darlegte. Auch Negativbeispiele seien dokumentiert worden, wie beispielsweise der Zustand des Rentbaches, der in seinem viel zu begradigten engen Flussbett starker Tiefenerosion ausgesetzt sei.

Baustein Gewerbe

Natürlich durften an diesem Nachmittag auch die Ergebnisse aus dem Bereich Gewerbe nicht fehlen, den Yvonne Richter, stellvertretende Leiterin vom Fachbereich Stadtentwicklung & Umwelt, vorstellte, auch wenn die Ausgangssituation hier durch die Wirtschaftsförderung öffentlich schon vielfach diskutiert worden ist. Resümee aus dieser Arbeitsgruppe: es gibt keine verfügbaren Gewerbeflächen mehr in Kronberg, Anfragen von externen Unternehmen und Bestandsunternehmen können nicht bedient werden, für die Schaffung neuer Flächen wurde lange nichts getan und: aus fiskalischen und gesellschaftlichen Gründen ist die Entwicklung von Gewerbegebieten unentbehrlich. Aus diesem Grund wurden die innerstädtischen Potenziale im Gewerbestandsgebiet Westerbachstraße und im Gewerbegebiet Oberhöchstadt Süd erfasst, und in Steckbriefen festgehalten als auch als „Potenzialfläche“ der „Kronberger Hang“ als möglicherweise zukünftig auszuweisende Gewerbefläche im Außenbereich en détail mit Daten erfasst, und nach Flächen-, Landschafts- und Okölogie-Potenzialen untersucht.

Die vielen erarbeiteten Daten und Fakten bis zu den Abwägungsergebnissen innerhalb der Arbeitsgruppen der Kronberger Räume, wurden allen Interessierten zusätzlich in einer Ausstellung anschaulich gemacht. Danach war der Diskussionsbedarf der Bürger im Abschlussplenum vergleichsweise gering. Auf die Frage aus dem Publikum, was nun mit den erarbeiteten Dokumenten passieren wird, erklärte Knippenberger, dass alle Ergebnisse, inklusive der in 2017 noch zu erarbeitenden zu den Bausteinen Mobilität und Freizeit abschließend in einen Bericht münden werden. „Ein so umfassendes Stadtentwicklungskonzept in den Händen halten zu können, hat für eine Stadt unserer Größenordnung schon Pilotcharakter“, betonte Bürgermeister Klaus Temmen zufrieden.



X