Steigende Flüchtlingszahlen machen weitere Sammelunterkünfte nötig

Kronberg (mw) – Drei ganz unterschiedliche Themenblöcke waren für die Bürgerversammlung am Montagabend in der gut gefüllten Stadthalle angekündigt: der Kommunale Finanzausgleich, die Flüchtlingsunterbringung und der Entwicklungsstand am Bahnhof. Es sollte ein Abend der „geballten Information“ werden, wie die Stadtverordnetenvorsteherin nach den Beiträgen und rund drei Stunden später feststellte, bevor sie in die Fragerunde für die Bürger überleitete.

Die Vortragenden, Integrationsdezernent der Stadt Kronberg Hans-Robert Philippi, die Kreisbeigeordnete Kathrin Hechler, Bürgermeister Klaus Temmen, der über die Konsequenzen der Pläne der hessischen Landesregierung informierte und Erster Stadtrat Jürgen Odszuck, der die einzelnen Entwicklungsschritte für das Bahnhofsareal Revue passieren ließ, um schließlich detailliert den Status quo darzulegen, unterstützten ihre Vorträge mit Statistiken, Zahlen, Plänen und Bildern, für alle Bürger gut sichtbar an die Wand projiziert wurden.

Steigende Flüchtlingszahlen

Die Flüchtlingsströme werden angesichts der aktuellen Lage in der Welt nicht abreißen und Kronberg ist als Kommune verpflichtet, einen bestimmten Anteil der Flüchtlinge adäquat aufzunehmen, stellte Hans Robert Philippi eingangs unmissverständlich klar. Die politischen Entscheidungen allerdings werden an anderer Stelle getroffen, betonten er und Kathrin Hechler. Waren es 2005 bundesweit noch 43.000 Flüchtlinge, die nach Deutschland strömten, sind es vergangenes Jahr 203.000 Menschen gewesen, die das Land aufgenommen hat. „Dieses Jahr sind es schon allein in den Monaten Januar und Februar 51.938 Menschen gewesen, die bei uns Asyl suchen“, zeigte Philippi die Entwicklung auf. Auf das ganze Jahr 2015 gerechnet sei mit 300.000 Flüchtlingen zu rechnen, mit Luft nach oben. 32 Prozent der Flüchtlinge kommen aus Syrien, dicht gefolgt mit 26 Prozent aus Albanien, 25 Prozent aus Pakistan und 13 Prozent aus Serbien, gefolgt von Flüchtlingen aus Eritrea, Somalia und der Türkei. „Ohne den Arbeitskreis Flüchtlingshilfe, in dem die wichtigsten Aufgaben viele Ehrenamtler freiwillig übernommen haben, könnten wir die Aufgaben so gut wie es bis jetzt läuft, niemals stemmen“, betonte Philippi. Großen Dank ernteten die vielen Helfer dafür von Kathrin Hechler: „Ich bewundere das Engagement, das sie hier an den Tag gelegt haben, für die Strukturen, die sie hier innerhalb kürzester Zeit aufgebaut haben und mit welcher Hilfsbereitsschaft sie die Menschen unterstützen.“ Das mache Mut, denn die Aufgabe, sei nicht leicht zu stemmen, bei einer Verdopplung der Flüchtlingszahlen und pro Woche 30 neuen Flüchtlingen für den Hochtaunuskreis. In Kronberg sind 48 Flüchtlinge im sogenannten „Bettenhaus“ im ehemaligen RPZ untergebracht, 14 in der Notunterkunft Villa Winter und 18 Personen privat. Hechler hofft auf weitere Möglichkeiten der privaten Unterbringung, während die Entwicklung zweier Gemeinschaftsunterkünfte auf Hochtouren laufen. Bis Mitte Mai ist geplant, die Sammelunterkunft an der Altkönigschule in den Containern, die ehemals den Schülern dienten, als die Schule saniert wurde, fertigzustellen. Die Klassenzimmer werden in zwei Räume für jeweils zwei bis drei Personen aufgeteilt, Sanitäranlagen sind einzurichten, eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsraum sollen entstehen. 60 bis 65 Personen sollen dort bis Mitte des Jahres Platz finden. Dieses weitere Flüchtlingsdomizil wird jedoch noch nicht ausreichen, rechneten die beiden vor. Nach aktueller Zahlenlage müssen bis Ende des Jahrs insgesamt 185 Menschen in Kronberg aufgenommen sein. „33 Menschen sollten schon untergebracht sein, sind es aber noch nicht, wir haben also noch ein Minus von etwa 100 Personen“, erläuterte Philippi. Die unterzubringen, schaffe man nur mit der AKS-Sammelunterkunft und einer weiteren am Grünen Weg, bei der der Genehmigungsweg in der finalen Endabstimmung sei. Das städtische Grundstück, das sich größenmäßig dafür eignet, liegt direkt hinter dem Autohaus Volpert & Bisinger. Auf lange Sicht sei damit zu rechnen, dass auch diese zwei weiteren Sammelunterkünfte (die Villa Winter dient nur als Übergangslösung) für 2016 zur Flüchtlingsunterbringung nicht ausreichen werden. Weitere Plätze, die zukünftig in die engere Wahl kommen, weil sie städtische Grundstücke sind und größenmäßig in Betracht gezogen werden können, sind: Ein Grundstück neben dem Fritz-Emmel-Haus, eines „Im Tries“, weiter in der Feldbergstraße (unterhalb vom Parkplatz), in der Sodener Straße (neben der Aral-Tankstelle) und „Am Sportfeld“ (Rollschuhbahn).

Zu den möglicherweise beschleunigten Verfahrenswegen zwecks Anerkennung des Flüchtlingsstatus oder aber Abschiebung konnte Kathrin Hechler nur soviel informierren, dass das zuständige Bundesministerium „eine Menge zusätzlicher Leute eingestellt habe“, um die Bearbeitung der Asylanträge zu beschleunigen. „Was wir feststellen bis jetzt ist, dass die syrischen Flüchtlinge relativ schnell anerkannt werden“, sagte sie. Die Unterkunftsproblematik löse das allerdings nicht. Im Gegenteil: Für die, die bleiben, gilt es dann, auf dem Wohnungsmarkt eine Wohnung zu finden. Doch der soziale Wohnungsmarkt ist ebenfalls überfüllt und hier konkurrieren schließlich die Flüchtlinge mit den Sozialhilfeempfängern um eine Wohnungszuteilung.

(weitere Berichte zur Bürgerversammlung in dieser Ausgabe).



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