Temmen will keinen „Kahlschlag“, aber „intelligent sparen“

Klaus Temmen bei seinem Wahlkampfaufakt in der Stadthalle Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Gut eine Stunde nahm sich der amtierende Bürgermeister Klaus Temmen Zeit, um die vergangenen bald sechs Jahre seiner Amtszeit Revue passieren zu lassen und einen kurzen Ausblick auf das zu geben, was er sich für seine zweite Amtszeit vorgenommen hat. Klaus Temmen ist der einzige Kandidat für die Wahl des Bürgermeisteramts am 25. Mai, dem Tag, an dem auch das Europaparlament neu gewählt wird. „Ich mache Wahlkampf, gerade weil ich der einzige Kandidat bin“, richtete er sein Wort an die rund 80 versammelten Bürger im Raum Feldberg der Stadthalle. „Denn das Vertrauen der Bürger ist die Legitimation für meine Arbeit.“

Im Schnelldurchlauf ging es anschließend durch sechs Jahre Bürgermeisteramt, in dem sich Temmen als Impulsgeber, aber auch als Netzwerker, Betreiber und Berater sieht. „Wenn ich zurückblicke, spreche ich bewusst davon, was ,wir‘ erreicht haben“, sagt er. „Ein Bürgermeister kann nur sehr wenig selbst entscheiden.“ Die Politik mache Vorgaben, der Bürgermeister habe sie umzusetzen.

Gleich nach Beginn seines Amtes am 1. Dezember 2008 trafen die Auswirkungen von Wirtschafts- und Finanzkrise Kronberg „mit voller Wucht“. Die Folge waren 6 Millionen Euro weniger Einnahmen und die Erfordernis, ein Haushaltssicherungskonzept aufzustellen und den Haushalt zu sanieren. Trotz der „nichtpopulären Maßnahmen“, betonte Temmen, mache ihm das Bürgermeisteramt „als sehr, sehr tolle und interessante Aufgabe großen Spaß“. Was folgte, die Streichungen von Geldern für die Stadtbücherei, die Kunstschule, die Vereinsarbeit, Stellenabbau, Erhöhung von Gebühren oder die Anhebung der Grundsteuer B seien von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung mitgetragen worden. „Und wir sind bei den Bürgern auf großes Verständnis bei den Sparmaßnahmen gestoßen“, so Temmen, der unaufgeregt und konzentriert vor einem ebenso ruhigen Publikum auf die vergangenen Jahre zurückblickte. Einen „Meilenstein“ nannte er die Erarbeitung einer strategischen Zielrichtung der Stadt Kronberg, ökologisch und ökonomisch, die seither allen Entscheidungen vorangestellt werde. 2014 zeigten endlich auch die Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung ihre Wirkung: „Es ist ein Wendepunkt, wir haben dieses Jahr im zweiten Jahr in Folge keine Netto-Neuverschuldung“, erklärte er und das Ziel sei gesteckt, bis 2016 einen Ausgleich des Haushalts zu erwirken. Nichtsdestotrotz müsse der Konsolidierungskurs strikt weitergeführt werden, das Plus im Haushalt dieses Jahr sei ein Einmaleffekt durch Gewerbesteuernachzahlungen, das nicht von der Tatsache ablenken dürfe, dass der Haushalt nach wie vor ein strukturelles Defizit ausweise – die Stadt also nach wie vor mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt.

Dennoch wird es mit Klaus Temmen auch in Zukunft keinen „Kahlschlag“ geben. „Ein Kahlschlag kann die Struktur einer Stadt für immer zerstören“, betonte er. „Intelligent sparen“ ist seine Devise. Ein klassisches Beispiel dafür sei das neue Stadtbuskonzept, das am 15. Dezember das bisherige ablösen wird. Es spare eine Summe im sechststelligen Bereich ein, habe jedoch nur geringe Einbußen beim Komfort. „Es bedient nach wie vor alle drei Stadtteile, alle Senioreneineinrichtungen und den 30-Minuten-Takt.“

Für Temmen ist klar: Kronberg ohne Stadtbücherei, Kunstschule oder Malermuseum darf es nicht geben. „Sie gehören wie die Butter zum Brot.“ Und auch die Vereinsförderung, wenn auch konzentriert auf Projekte, auf die Partnerschaften und auf die Vereine, die die Stadt nach außen bekannt machen, soll es weiterhin geben. Viele Vereine, wie beispielsweise die Feuerwehr oder der Burgverein übernähmen Aufgaben, für die die Stadt ohne deren ehrenamtliche Arbei viel höhere Kosten zu tragen hätte. Im Zuge des bürgerschaftlichen Engagements ließ der Bürgermeister die vielfältige finanzielle Unterstützung durch die Stiftungen in Kronberg, allen voran die Klaus Rheinberger Stiftung, nicht unerwähnt.

In puncto Stadtentwicklung erinnerte er auch an den Dalles-Neubau, die Einrichtung des Bürgerbüros, für beides hatte er sich stark gemacht, an den Ankerpunkt Lokschuppen, der entstanden sei und daran, dass mit dem Besitz des Bahnhofs, nun der Weg für die Weiterentwicklung des Bahnhofsareals geebnet sei. Dass im Zuge der Planungen auch ein Kammermusikaal der Kronberg Academy entstehen soll (zur Zeit läuft ein Architekturwettbewerb für das gemamte Bahnhofsareal) nannte er eine „historische Chance“ für Kronberg.

Innerhalb der Verwaltung verwies er auf eine neue Fachbereichsstruktur, die bestimmte „Prozesse verschlankt“, und im Zuge dessen auf einen sozialverträglichen Stellenabbau von 7,5 Stellen unter seiner Regie.

Für die Stadtentwicklung und die Eigenständigkeit der Stadt ist die Ansiedlung neuer Unternehmen in Kronberg sowie die Schaffung bezahlbaren Wohnraums wichtig, weiß Temmen. „Ich denke, das geht am besten über Geschosswohnungsbau am Bahnhof, aber auch am Grünen Weg“, erläuterte er. Endlich umgesetzt worden seien die Baugebiete „Henker“ und „Haide Süd“. Kopfzerbrechen bereiteten die geringen zusammenhängenden Flächen, die die Stadt noch besitze, um sie Firmen anzubieten, die sich für Kronberg als Standort interessierten. „Wir haben keine Flächen mehr im Flächennutzungsplan.“ Das müsse sich ändern. Auf keinen Fall dürfe Kronberg in dieser Situation noch die Gewerbesteuer anheben. „Das wäre kontraproduktiv.“ Wichtig sei hingegen und das mache er regelmäßig, den Kontakt zu den ansässigen Unternehmen zu halten, ja sie „zu hofieren“, damit sie in Kronberg bleiben.

Einen politischer „Dauerbrenner“ nannte Temmen das Thema Kindergartengebühren. Auch hier stehen Gebührenerhöhungen an. Dankbar zeigte sich der Bürgermeisterkandidat für die „äußerst konstruktive Zusammenarbeit mit dem Stadtelternbeirat“. Klar sei auch hier, dass Kronberg eine familienfreundliche Stadt bleiben wolle, die eine qualitativ hochwertige und möglichst flächendeckende Kinderbetreuung anbietet.

„Ich strebe weiterhin eine gute Zusammenarbeit mit allen Politikern an, ich will meine Arbeit weiterhin überparteilich weitermachen“, verspricht er zum Abschluss seines Rück- und Ausblicks. Ebenfalls ausweiten will er auch die interkommunale Zusammenarbeit, die er im Bereich Standesamt und Gemeinschaftskasse bereits erfolgreich umgesetzt hat.

Die sich anschließende Fragerunde blieb ebenfalls unaufgeregt, ohne hochkochende Emotionen. Nachgefragt wird nach den Parkplätzen am Bahnhof, wenn das Businesshotel kommt, nach dem Stand bezüglich des B-Plans Opel-Zoo, und was der Bürgermeister tun könne für die Gewerbetreibenden und Anwohner im Gewerbegebiet Oberhöchstadt, wo akuter Parkplatzmangel herrscht.

Temmen wünscht eine „recht gute Wahlbeteiligung“. Eine 62-prozentige Wahlbeteiligung wie vor sechs Jahren werde es bei einem Kandidaten jedoch sicherlich nicht geben. „Stimmen Sie mit ,Ja‘ auf dem Wahlzettel, „das andere Wort sage ich gar nicht.“



X