TEVC Kronberg feiert größten Erfolg der 87-jährigen Geschichte

Von links: Karim Maamoun, Coach Benny Müller, Sebstian Dietz, Timon Reichelt, Andreas Weber, Coach Christof Büttner, Torben Semrau. Vorne Mannschaftsführer Tim Krebs.

Foto: privat

Kronberg (kb/pu) – Die Erste Herrenmannschaft des Tennis- und Eissportvereins Kronberg (TEVC) hat am vergangenen Samstag das hoch dramatische Relegationsspiel um den Aufstieg in die Tennis-Regionalliga gegen den Heidelberger TC denkbar knapp mit 5:4 für sich entschieden. Nachdem der TEVC in den Jahren 2003 bis 2014 insgesamt sechsmal Hessenmeister geworden war, setzten die Tennisherren mit dem Aufstieg in Deutschlands dritthöchste Spielklasse noch einen drauf.

Weil die jeweiligen Meister Villingen und Wiesbaden auf die Aufstiegschance verzichteten, kamen sowohl die Gäste aus Baden als auch die Hausherren als Vizemeister in dieses Ausscheidungsspiel. Knisternde Anspannung lag in der Luft, die bis zu 400 Zuschauer sollten einen Tenniskrimi auf allerhöchstem Niveau erleben. Nicht nur nahezu alle Spiele gingen über die volle Distanz, sämtliche Einzel wurden erst im dritten Satz entschieden. Die Dramaturgie sieht hier den sogenannten Champions-Tie-Break vor. Der Gewinner muss zehn einzelne Punkte gewinnen. Die erste Einzelrunde ging unter dem frenetischen Jubel der Gästefans an Heidelberg, nachdem Timon Reichelt gegen Martin Vacek (7:5, 3:6, 5:10) und Mannschaftsführer Tim Krebs gegen Adrian Mast (1:6, 7:6, 5:10) die Entscheidung im Tie-Break nicht positiv gestalten konnten. Alle Zuschauer drängten sich anschließend um den „Käfig“, so wird der einzeln gelegene Platz 4 auf der Kronberger Anlage im Victoriapark genannt. Torben Semrau, der 19-Jährige Youngster der Burgstädter, behielt gegen Alexander van Gils die Nerven und schaffte mit 6:7, 7:5 und 10:8 im Tie-Break den 1:2-„Anschlusstreffer“ des TEVC.

In der zweiten Einzelrunde punkteten nun die Hausherren. Deren Nummer Eins, Karim Maamoun, überzeugte wieder einmal mit Hochgeschwindigkeitstennis der Extraklasse. Nach verlorenem ersten Satz drehte der Ägypter gegen David Novak richtig auf, ließ seinem Kontrahenten beim 3:6, 6:0, 10:3 letztendlich keine Chance. Insgesamt gestaltete Maamoun damit sieben von acht absolvierten Einzeln der aktuellen Saison siegreich. Eine eindrucksvolle Bilanz.

Den Zwischenstand von 3:3 nach den Einzeln machte dann Andreas Weber klar. Der mehrfache frühere deutsche Jugendmeister kämpfte den Mannschaftsführer Mario Gehrlein mit 6:2, 6:7, 10:7 nieder.

Somit hieß die Aufgabe für den TEVC, zwei abschließende Doppel gewinnen. Sebastian Dietz, der sein Einzel knapp verloren hatte, ging an der Seite von Tim Krebs in die Partie. Schnell wurde klar, hier war nichts zu holen. Zu stark die Nummer Eins der Gäste, die mit feinfühligen Aktionen die Kronberger immer wieder ins Leere laufen ließen. Am Ende behielten David Novak und Alexander van Gils gegen das Kronberger Duo mit 6:3 und 6:4 eindeutig die Oberhand.

Auf dem Hauptplatz hatten unterdessen die Zuschauer bisweilen Mühe, dem Geschehen zu folgen. Karim Maamoun und Timon Reichelt hielten den TEVC-Express unter Dampf. Rassige Ballwechsel, hohes Tempo auf beiden Seiten und das insgesamt fehlerfreiere Spiel der Einheimischen neigten das Pendel Richtung TEVC. Es zeichnete sich eine leichte Überlegenheit ab. Der ultimative Krimi lief allerdings wieder im „Käfig“ ab. Torben Semrau und Andreas Weber drehten nach dem verkorksten ersten Satz (4:6) richtig auf. Der zweite Satz wurde überlegen mit 6:2 gewonnen. Zum siebten Male musste an diesem Samstag also der Champions-Tie-Break entscheiden.

Unterdessen stand das erste Doppel kurz vor dem Sieg. Das zweite Doppel hatte schon verloren. Trotz hereinbrechender Dämmerung säumten immer noch rund 200 Tennisfans den „Käfig“, um den letzten Akt zu verfolgen. Ein Fehlstart mit 0:3 in den Tie-Break motivierte die TEVC-Anhänger zu noch lauteren Anfeuerungsrufen. Und dann folgten zehn Punkte wie im Rausch. Semrau und Weber wirbelten bis zum Matchball fehlerlos durch den Käfig. Das Geschehen auf dem Hauptplatz war nur noch Nebensache – alles fieberte mit den Akteuren im „Käfig“! Die letzte Fußnote war dann tatsächlich der zeitgleich erfolgte Matchball auf beiden Plätzen. Binnen Sekunden drehte der TEVC also das 3:4 auf einen 5:4 Gesamtsieg. Großer Jubel unter den Mitgliedern und Anhängern des TEVC brandete auf. Präsident Dr. Rolf Trittmann lud alle Beteiligten zum Freibier ein. Um 20.35 Uhr war der Tennis- und Eissportverein Kronberg nach einem dramatischen Herzschlagfinale in seiner 87-jährigen Vereinsgeschichte erstmals in die Regionalliga aufgestiegen.

Die anschließende Feier bis Mitternacht gab‘s als Sahnehäubchen obendrauf. „Das war die megaheißeste Stimmung in Kronberg seit Beginn der Hessenliga“, brachte es Mannschaftsführer Tim Krebs auf den Punkt. Sportwart Dr. Jochen Mittag gratulierte direkt aus dem Urlaubsdomizil: „Diese Truppe hat den TEVC mit Herz und Leidenschaft wunderbar präsentiert.“

Präsident Dr. Rolf Trittmann dagegen dachte schon einen Schritt weiter und riskierte einen Ausblick auf die kommende Saison: „Wir werden im nächsten Jahr tolle Derbys mit Rüsselsheim und Bad Homburg erleben, aber auch weite Wege nach Württemberg und Baden in Kauf nehmen müssen. Wir freuen uns schon jetzt auf packende Wettkämpfe in der nächsten Saison.“



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