Tobias Fehenberger erhält Prof. Ralf Kötter-Gedächtnispreis

V.l.n.r.: Klaus Temmen, Preisträger Tobias Fehenberger, Prof. Norbert Hanik, Prof. Gerhard Kramer, Lehrstuhlnachfolger des verstorbenen Prof. Ralf Kötter mit Ruth und Hubert Kötter. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Ich bin mir sicher, dass mit Dipl.-Ingenieur Tobias Fehenberger von der Technischen Universität München ein würdiger Preisträger gefunden worden ist. Hätte Ralf seine Examensnoten und seine Biografie gesehen, sie hätte ihm gefallen.“ Mit diesen Worte begrüßte Ruth Kötter gemeinsam mit ihrem Mann Hubert Kötter die Freunde, Verwandten und Gäste im Raum Feldberg der Stadthalle zur fünften Verleihung des Ralf Kötter-Gedächtnispreises. Familie Kötter hatte einmal mehr einen würdigen Rahmen für die Erinnerungsstunde an ihren Sohn, Ralf Kötter geschaffen. Liebevoll gedeckte Tische warteten auf die Gäste, die sich am Samstag in der Stadthalle versammelt hatten. Zwei junge Damen des Emanuel Feuermann Konservatoriums, Lisa Ehrenburg (Violine) und Amelie Meyer-Moelck (Violoncello) eröffneten und untermalten die Feierstunde mit überzeugend dargebotenen Musikstücken.

Es war im Jahr 2010, als Ralf Kötters Eltern den Prof. Dr. Ralf Kötter-Gedächtnispreis unter Schirmherrschaft der Stadt Kronberg ins Leben gerufen hatten, der an dessen Lebensleistung, wissenschaftlich und menschlich erinnert. Ralf Kötter war nach plötzlicher und schwerer Krebserkrankung, am 2. Februar 2009 verstorben. Der Preis nun, so erläuterte Bürgermeister Klaus Temmen in seiner Begrüßungsansprache, wird einmal jährlich im Wechsel für innovative Forschung oder für besonderes Engagement in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vergeben und zwar bis zum Jahre 2023. Dann wäre Ralf Kötter 60 Jahre alt geworden.

2009 hatte der 45-jährige Ralf Kötter bereits den Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der TU München inne und war international bekannt für seine Arbeiten zur Informations- und Codierungstheorie. Prof. Dr. Norbert Hanik von der TU München, der die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger hielt, erinnerte sehr einfühlsam an Ralf Kötters Leben und Werk. Ralf Kötter, der 2013 50 Jahre alt geworden wäre, ging in Kronberg und Königstein zur Schule und studierte in Darmstadt Elektrotechnik. Er promovierte bei Prof. Ericsson an der Linköping University in Schweden. „Hier entwickelte er seine Vorliebe zur Nachrichtentechnik, und insbesondere zur Codierung“, blickte Hanik zurück und „übersetzte“ für die elektrotechnisch weniger versierten Gäste: „Darunter versteht man das gezielte Hinzufügen zusätzlicher, eigentlich überflüssiger Information zu einem Datenstrom mit dem Ziel, Fehler bei der Übertragung zu korrigieren, und damit die Daten möglichst sicher zu übertragen.“ Ralf Kötter begann seine Hochschullehrertätigkeit 1997 an der University of Illinois in Urbana Champaign. In der Forschung gelangen ihm „dort aufsehenerregende Entdeckungen auf unterschiedlichen Gebieten der Codierungstheorie. Mit seinen wegweisenden Arbeiten begründete er ein neues Forschungsgebiet der Informationstechnik, die Netzcodierung“, erläuterte er. Kötter erhielt eine Vielzahl von Auszeichnungen, exemplarisch sei hier der renommierte Innovationspreis der Vodafone-Stiftung erwähnt, den er 2008 erhielt. Ein Filmausschnitt, den die Eltern im Rahmen der Feierstunde vorführten, zeigte einen Menschen mit viel Humor und einem begeisternden Vorlesestil und sein tiefes Verständnis für kleinere und größere Probleme, der seine Arbeit, trotz der Erkrankung, bis zu seinem Tod mit „höchstem Einsatz fortsetzte“.

Des einen Schicksalsschlages nicht genug, folgte kurz nach seinem Tod ein zweiter: Seine Frau Nuala erkrankte ebenfalls schwer an Krebs und mit ihrem Tod am 6. Dezember 2013 hatte Sohn Finn, der jetzt in Dublin im Kreise von Nualas Schwester und dessen Vater lebt, beide Eltern verloren. „Ich denke, Ralf Kötters Gedächtnispreis steht nun auch für vieles, was wir an Nuala so schätzen gelernt haben, ihren stillen Mut, ihre Bescheidenheit, ihre Disziplin“, befand Hanik. Ruth Kötter erzählte von den regelmäßigen Telefonaten mit ihrem Enkel, die zeigten, dass der Neunjährige auf einem guten Weg ist, trotz der harten Schicksalsschläge, die alle Familienmitglieder zu bewältigen haben. Tobias Fehenberger, ist es durch seine „hervorragende Diplomarbeit gelungen, den Preis zu erringen“, so Hanik. „Tobias Fehenberger konnte in seiner Arbeit zeigen, dass eine Datenrate von 100 Gbit/s je Kanal, das entspricht der schwer vorstellbaren Zahl von 100 Milliarden binären Nullen oder Einsen pro Sekunde, über 6.5000 Kilometer Glasfaserstrecke fehlerfrei übertragen werden können, wenn man Sendeleistung, Streckenaufbau und Modulationsverfahren optimal auswählt“, versuchte er allgemeinverständlich zu erklären, worum es in der Diplomarbeit geht, für die Fehenberger der Gedächtnispreis in Form eine Urkunde und 500 Euro Preisgeld anschließend feierlich verliehen wurde.

Hanik zeichnete Parallelen im Leben Fehenbergers zu dem Ralf Kötters, in seiner Begeisterung für die optische Nachrichtentechnik und im Bestreben, sich stetig zu verändern. „Wir sind sicher, mit ihm einen würdigen Preisträger gefunden zu haben. Möge er den heute verliehenen Preis als Ehrung und Ansporn verstehen, seine Kenntnisse stetig zu erweitern und zum Nutzen aller einzusetzen.“

Fehenberger selbst trug in seiner Dankesrede mit einer weiteren Episode dazu bei, dass Ralf Kötter in der Erinnerung und in den Herzen seiner Wegbegleiter weiterlebt: Er berichtete von einer Vorlesung, die er bei ihm besucht hatte und bei der ihm „der Drang nach tiefem Verständnis“ bei Prof. Ralf Kötter beeindruckte. „Diese begeisterte Suche nach Gründen prägt mich bis heute.“ Der Ansatz der Suche nach Verständnis sei am Lehrstuhl für Nachrichtentechnik der TU München bis heute spürbar. „Es geht nicht um das schnelle Auswendiglernen, sondern darum, die Dinge in ihrer Tiefe zu verstehen, deshalb denke ich, dass Ralf dort in dieser Suche auch weiterlebt.“



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