Trauer um den engagierten Theologen Karlheinz Hünten

Nicht nur die evangelische Gemeinde trauert um ihren ehemaligen Pfarrer Karlheinz Hünten. Foto: Archiv

Kronberg
(kb) – Die Stadt Kronberg und die Evangelische Kirchengemeinde Sankt Johann trauern um den am 12. Juli verstorbenen ehemaligen Pfarrer Karlheinz Hünten. Pfarrer Karlheinz Hünten war von 1977 bis 1993 der Seelsorger der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johann. Mit einer Trauerfeier am 22. Juli nahmen in der Johanniskirche zahlreiche Verwandte, Gemeindeglieder, Freunde und Weggefährten aus dem Dekanat Kronberg Abschied von Pfarrer Hünten. Die Trauerfeier leiteten die Pfarrer der Kirchengemeinde Hans-Joachim Hackel und Thomas Wohlert. Orgel und Chor unter der Leitung von Julia Raasch und die bekannte Kronberger Sopranistin Lätitia Cropp trugen zu einer würdigen Umrahmung der Feier bei.

Pfarrer Karlheinz Hünten stand sechzehn Jahre an der Spitze des Kirchenvorstands der evangelischen Kirchengemeinde, die sowohl für einen Kindergarten als auch eine Ökumenische Diakoniestation verantwortlich war. Der Kindergarten wurde 1984 unter Hüntens Verantwortung 100 Jahre alt. Die Diakoniestation und zugleich der vom Gründungsmitglied Hünten mit gegründete Förderverein feierten im Jahr 2015 ihr 25-jähriges Bestehen. Das macht deutlich, dass er sich um die Bewahrung langjähriger Traditionen der Kirchengemeinde verdienstvoll gekümmert hat.

Der engagierte und profilierte Theologe Hünten ist in Kronberg immer für offene und auch kontroverse Dialoge mit den Vertretern der Stadt Kronberg eingetreten, wenn es um Kindergartenplätze, um Finanzierungsfragen beim Bau und Unterhalt gemeindlicher Einrichtungen ging. Er stand für eine vertrauensvolle ökumenische Zusammenarbeit der Kirchengemeinden untereinander und für verlässliche Absprachen mit der Kommune.

Für ihn stand der einzelne Mensch mit seinen Sorgen und Nöten im Vordergrund aller Aktivitäten. Er stand für eine theologisch anspruchsvolle und gesellschaftlich engagierte, zugleich aber auch dialogbereite Kirchengemeinde Sankt Johann. Und er war auch manchen hier in der Stadt ein guter Freund, vielen ein vertrauensvoller Seelsorger, wie Freunde aus dem „Rotary Club Kronberg“ berichteten.

Mit großer Achtung vor dem Engagement des Verstorbenen sind die Außenrenovierung und die umfangreichen Dacharbeiten der Johanniskirche zu nennen, die unter Pfarrer Hünten 1988 abgeschlossen wurden. Kurz zuvor, 1986, wurde der Kindergarten und der Hartmutsaal erweitert. Das sind nur einige Beispiele seines umfangreichen Schaffens, gemeinsam mit dem damaligen Kirchenvorstand. Unter Pfarrer Hünten wurde aber auch gefeiert, denkwürdig die großen ökumenischen Gemeindefeste im Garten des Pfarrhauses und vor der katholischen Kirche in den Achtzigerjahren. Unter Pfarrer Hünten nahm auch die Patenschaft mit der Rosslauer Kirchengemeinde aus der ehemaligen DDR Gestalt an, lange bevor es zu einer politischen Vereinigung kam.

Im Juli 1989 stimmte der Magistrat der Stadt Kronberg der Einrichtung einer Ökumenischen Diakoniestation aller Kirchengemeinden und der Stadt zu. Die Gemeindeschwestern, die bisher nur in den einzelnen Ortsteilen arbeiteten, wurden im Juli 1990 unter den Dach der Diakoniestation zusammengeführt und der Förderverein für die Station gegründet, der auch heute noch sehr aktiv die Arbeit der Diakoniestation unterstützt. „Wir verdanken es der Weitsicht von Pfarrer Hünten und dem damaligen Bürgermeister Möller, das auch heute noch in Kronberg die „Pflege menschlich bleibt, “ so formulierte es Hans-Robert Philippi als Vertreter des Magistrats der Stadt Kronberg auf der Trauerfeier. „Die Stadt könnte heute die Arbeit der Alten- und Krankenpflege mit den ständig zunehmenden Qualitätsanforderungen und dem finanziellen Umfang nicht mehr selber tragen.“ „Es ist Pfarrer Hüntens Engagement zu verdanken, dass sich die Kranken- und Altenpflege so positiv in Kronberg entwickeln konnte“, stellte Pfarrer Hans-Joachim Hackel in seiner Ansprache in der Trauerfeier fest. Es wurde zudem noch von Pfarrer Hackel darauf hingewiesen, dass 1992 das Gebäude der Ökumenischen Diakoniestation in der Wilhelm-Bonn-Straße von Pfarrer Hünten und dem damaligen Bürgermeister Kreß eingeweiht werden konnte.

Als Vertreter des Kirchenvorstands würdigte Dr. Herbert Wagschal in seinem Nachruf während der Trauerfeier die engagierte Arbeit des Pfarrers und Theologen Hünten: Kinder-Bibeltage, Konfirmandenfreizeiten, Seminare für Konfirmierte, Segnungsgottesdienste für Kranke, Ökumenische Gemeindefeste, Ökumenische Wochenenden über Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Besondere Erwähnung fanden in Wagschals Ausführungen die jährlichen Familienfreizeiten und die beliebten Seniorenreisen. Viele der Trauergäste, die die Johanniskirche füllten, nahmen an den Reisen teil, die Pfarrer Hünten gemeinsam mit seiner Frau Angela von 1984 an jährlich mustergültig organisierte. „Die breiteste Wirkung aber, die Karlheinz Hünten in Kronberg erzielte, erreichten seine Predigten“, so schloss Wagschal seinen Nachruf. „Noch auf der Kanzel, rang er um die passenden Worte, misstraute trivialen Auslegungen von biblischen Texten und durchschaute die Fragen der Zuhörer. Karlheinz Hünten hatte ein Themengespür. Er fühlte, was die Zuhörer bewegte. Wortgewaltig und unnachgiebig, wenn es um „seinen Gott“ oder „seine Kirche“ ging.“

Am 20. Juni 1993 wurde Pfarrer Hünten mit seiner Gattin Angela in einem Festgottesdienst in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, aber erst, nachdem ihm die Ehrenplakette der Stadt Kronberg verliehen worden war. Mit der Auszeichnung würdigte die Stadt Kronberg seinerzeit die vielen Aktivitäten und das umfangreiche Engagement des Verstorbenen für Kronberg und seine Bürgerinnen und Bürger.

Hans-Robert Philippi wies darauf hin, dass die Stadt Kronberg mit Karlheinz Hünten einen engagierten Theologen verliert, der es über viele Jahre verstand, Kirchengemeinde und politische Gemeinde in Achtung und Verbundenheit für die gemeinsamen Aufgaben in Kronberg zu gewinnen. „Seine christliche Überzeugung, seine disziplinierte Haltung und sein freundliches Wesen werden wir in dankbarer Erinnerung behalten“, so formulierte es Dekan Dr. Fedler-Raupp, in seinem Nachruf. Mitglieder der ökumenischen Gebetsgemeinschaft Sankt Michael, deren Konventsleiter Hünten jahrelang war, geleiteten den ehemaligen Pfarrer mit dem würdevollen Gesang eines Psalms zur letzten Ruhe auf dem Friedhof Thalerfeld.



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