Villa Winter wird Kulturhaus

Alle Zeichen stehen auf „Ja“ zum Kulturhaus in der Villa Winter.

Foto: Westenberger/Archiv

Kronberg (mw) – Mit der einstimmigen Entscheidung der Kommunalpolitiker im Haupt- und Finanzausschuss (HFA), die Villa Winter zum Kulturhaus umzugestalten, haben die Politiker das seitens des Magistrat gewünschte Signal gegeben, wie sich die Zukunft der beiden Häuser: Receptur und Villa Winter gestalten wird. Endgültig abgestimmt über diesen Punkt wird heute, Donnerstag, 19.30 Uhr in der Stadtverordnetenversammlung im Rathaussaal. Mit dieser Entscheidung für ein Kulturhaus am Berliner Platz haben die Museumsgesellschaft und die Kronberger Kunstschule Planungsicherheit gewonnen, auch wenn mit der baulichen Umsetzung des neuen Nutzungskonzepts für die Kunstschule ausdrücklich erst begonnen werden soll, wenn die Villa Winter nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt wird. Hans Robert Philippi, Vorsitzender der Museumsgesellschaft und ehrenamtlicher Dezernent für Integration als auch Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) machten unmissverständlich klar, dass die Villa Winter zu keiner Zeit als Dauerlösung für die Flüchtlinge angedacht gewesen sei. „Es wird zwei weitere Gemeinschaftsunterkünfte für die Flüchtlinge geben und wir planen noch eine dritte“, so Philippi. „Zur Zeit kostet und die Unterbringung eines Flüchtlings an diesem Ort pro Monat 411 Euro, das ist einfach zu teuer“, erklärte auch Odszuck. Das Haus eigne sich nicht, um viele Menschen unterzubringen und es müssten teure Umbaumaßnahmen folgen, wenn es eine Dauerlösung werden sollte.

Nun also will man das stadteigene Haus – wenn die nötigen weiteren Flüchtlingsunterkünfte stehen – für die Kultur umbauen. Die rund 260.000 Euro zum Umbau für die Museumsnutzung wird zum Großteil die Rheinberger Stiftung tragen. Auch wenn sich die Kommunalpolitiker einig sind, dass es schönere Räume als die der Streitkirche für das Museum Kronberger Malerkolonie kaum geben kann und auch die Kronberger Kunstschule ein äußerst attraktives Zuhause hat, will man mit dieser Entscheidung die Weichen für eine sicherere Zukunft für die in Kronberg beiden wichtigen Institutionen in Zeiten stellen, in denen die Haushaltskonsolidierung weiterhin wichtigstes erklärtes Ziel der Stadt und der Kommunalpolitiker ist: Mit dem Umzug der Museumsgesellschaft, sprich dem Museum Kronberger Malerkolonie spart die Stadt für die Raummiete jährlich 66.000 Euro. Des Weiteren können nach Renovierung und Umgestaltung des Recepturnebengebäudes, die zunächst 250.000 Euro an Investitionen schlucken wird, dort Einnahmen aus der Vermietung des ersten und des Dachgeschosses (gewerbliche Nutzung) generiert werden. Vermietet werden soll weiter das Erdgeschoss, hier schlägt die Stadt ein Café/Bistro oder Ähnliches vor. „Das bietet sich an dieser Stelle mit Außenbewirtschaftung an, denn der Recepturhof ist unser größter und schönster Platz in der Altstadt“, erläuterte der Erste Stadtrat diese Konzept. Insgesamt können nach dieser Planung gut 100.000 Euro jährlich eingespart werden.

Würde man die Museumsgesellschaft und die Kronberger Kunstschule an Ort und Stelle belassen und die Villa Winter verpachten, könnte die Stadt Kronberg den Haushalt um etwa 90.0000 Euro entlasten. Bei dem geringen finanziellen Unterschied des Einsparungspotenzials zwischen der favorisierten Variante und dieser zweiten denkbaren Variante, bat HFA-Mitglied Dietrich Kube noch einmal die Verantwortlichen der Museumsgesellschaft und die Ausschussmitglieder, in sich zu gehen, ob es wirklich die richtige Entscheidung sein könne, die äußerst attraktiven Standorte der beiden Kronberger Institutionen aufzugeben.

Hans Robert Philippi konnte jedoch die Mehrheit der Mitglieder davon überzeugen, dass sich die Museumsgesellschaft ausgiebig und vor Ort in der Villa Winter der neuen Raumgestaltung über zwei Etagen für das Museum und gemeinsam mit Dr. Ingrid Ehrhardt der Kuratorin für das Malermuseum und Leiterin der Kronberger Kunstschule und dem Vorstand der Museumsgesellschaft nach Abwägung aller Vor- und Nachteile für den Umzug in die Villa Winter entschieden haben. „Wir können nur so die Zukunft des Museums als für Kronberg so wichtiges Kulturgut sichern“, so Philippi. Man sei sich einig, auch an diesem neuen Ort einen attraktiven Ausstellungsort konzipieren zu können. Außerdem habe man dort die Chance, über ein kleines Kulturcafé auf sich aufmerksam zu machen. Auch die Infrastruktur sei dort deutlich besser. Vor allem erhöhe der Umzug die Chance auf einen langfristigen Bestand des Museums für Kronberg als ehemaliger Künstlerkolonie, ohne Vertragsverhandlungen und Mieterhöhungen im Fünfjahresrhythmus inbegriffen politischer Debatte. Darauf verwiesen Hans Robert Philippi als auch Jürgen Odszuck. Letzterer erinnerte in diesem Zusammenhang an die jährlich geführten politischen Debatten über den Zuschussbedarf der Kronberger Kunstschule. „Der Raum für die Kunstschule im Dachgeschoss ist zwar etwas kleiner als die jetzigen Räume in der Receptur“, so Odszuck. Doch nach den Planungen der Kunstschul-Leiterin Dr. Ehrhardt könne das Dachgeschoss in zwei Räume aufgeteilt werden, sodass keine Einschnitte bei der Kursgestaltung zu befürchten seien und auch Kinder und Erwachsene parallel unterrichtet werden können.

Die Mehrheit der Ausschussmitglieder sieht in dieser beschlossenen Variante eines Kulturhauses die Chance, einen Ort für die Kunst in Kronberg zukünftig fest zu etablieren und gleichzeitig für eine Entlastung des Haushalts zu sorgen. Der Magistrat hofft außerdem, durch die Einrichtung eines Cafés im Recepturhof, die Altstadt weiter zu beleben.



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