In das Walter-Schwagenscheidt-Haus kehrt Leben zurück

Das denkmalgeschützte Walter-Schwagenscheidt-Haus (Blick von der Burnitzstraße aus), das um einen Querriegel erweitert wurde, steht kurz vor der Fertigstellung. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Eigentlich sollten der DRK-Neubau samt des restaurierten denkmalgeschützten Walter-Schwagenscheidt-Hauses von 1956, die miteinander verbunden und gestalterisch gut aufeinander abgestimmt wurden, bereits Ende vergangenen Jahres, knapp ein halbes Jahr nach dem Richtfest, abgeschlossen sein. Doch die geplante Bauzeit hat sich weit nach hinten verschoben. Als Gründe dafür nannte der DRK-Kreisgeschäftsführer Manuel Gonzalez unter anderem die Flüchtlingskrise, die dazu führte, dass Ausschreibungen wiederholt werden mussten, dass sich schlicht keine Firma für den Auftrag beworben hatte. Aufgehalten hatten eine schnelle Fertigstellung des ehemaligen Schwesternwohnheimes vis à vis zum Alten- und Pflegeheim des DRK, dem Kaiserin-Frierich-Haus gelegen, mitunter schwierige und langwierige Abstimmungen mit der Kreisdenkmalpflege sowie der Landesdenkmalpflege. Als Beispiele, die Probleme machten, nennt Gonzalez das Treppenhaus des nach dem bekannten Kronberger Architekten benannten Kernhauses. Weder das Eisengeländer dort, als auch entlang der Balkone des dreistöckigen Haupthauses, das eine Drei-Zimmer-Wohnung, eine Zwei-Zimmer-Wohnung sowie zwei Eineinhalb-Zimmer-Wohnungen sowie Verwaltungsräume für angegliederte Seniorentagespflege enthält, entsprach den heutigen Sicherheitsnormen. Nach Vorgabe der Denkmalschützer sollte das Geländer genauso erhalten bleiben wie es war, doch kein Statiker wollte das Balkongeländer in der Form, abnehmen. So mussten Kompromisslösungen gefunden werden, beispielsweise gibt es nun einen zweiten, unauffällig konzipierten Geländerlauf und die Balkonverblendungen durften aus Sicherheitsgründen nach unten verlängert werden. Besonders aufwendig und damit auch kostenintensiv ist die Lösung, auf die sich die Beteiligten schließlich für das von Walter Schwagenscheidt konzipierte Treppenhaus einigten. Einzige sichtbare Veränderung ist auch hier der erhöhte zweite Treppenlauf. Um den Sicherheitsnormen zu entsprechen, wird das Treppenhaus als auch das wiederhergestellte Drahtglas unter der Treppe in Sicherheitsglas eingehüllt werden.

Es seien viele verschiedene Details gewesen, die am Ende in der Summe nicht nur zeitlich aufgehalten hätten, sondern auch für die Erhöhung der Baukosten auf vermutlich etwa 2,7 Millionen Euro statt kalkulierten 2,5 Millionen Euro gesorgt hätten. Als weiteres Beispiel für die aufwendige Restaurierung des denkmalgeschützten Kernhauses nennt er die Sanierung des Flachdaches. „Wir wollten gerne einen leichten Überstand, damit das Regenwasser nicht am Haus herunter läuft. Das wollte die Denkmalpflege jedoch nicht.“ So hatte dann der Dachdecker die verzwickte Aufgabe, auf dem Dach eine Konstruktion zu bauen, die dafür Sorge trägt, dass das Regenwasser möglichst nicht die frisch renovierte Fassade hinunterläuft. Sogar der Originalputz an dem Gebäude wurde von einem Kunsthistoriker auf seine genaue Zusammensetzung untersucht, um ihn möglichst genau zu rekonstruieren. In den Wohnungen dokumentieren auch die erhaltenen hölzernen Wandschränke in den ehemaligen Schwesternwohnungen, die von Schwagenscheidt konzipiert sind, die Geschichte des Hauses.

Was lange währt, wird bekanntlich gut

Sieht man einmal beim Rundgang durch das Haus von den vielen Kleinigkeiten ab, die es doch noch zu tun gibt, steht der feierlichen Einweihung Ende September nichts mehr entgegen. Tatsächlich werden Ende dieser Woche schon die Möbel für die Inneneinrichtung der Kindergartengruppe erwartet: Denn dies soll trotz noch fehlender Gartengestaltung bereits direkt nach Schulstart am 1. September seine Pforten für 23 Kinder öffnen, die dort je nach Wunsch der Eltern bis 17 Uhr nachmittags betreut werden können. Die Räume für die Kindergartengruppe im Gartengeschoss wirken schon jetzt ohne Einrichtung einladend großzügig und freundlich und die Bilder der Inneneinrichtung der darüberliegenden Seniorentagespflege für bis zu zwölf Senioren äußerst gemütlich mit offener Küche, aber auch behindertengerechtem Duschbad und WC. Im Vordergrund der Seniorentagespflege steht die stundenweise Betreuung von zuhause lebenden, älteren Personen zur Entlastung ihrer Angehörigen. Für eine derartige Versorgung besteht, dem deutschen Roten Kreuz zufolge, zurzeit im Hochtaunuskreis eine statistische Unterversorgung. Das DRK bietet auch einen Fahrdienst an, der die Senioren von zuhause sicher in die Einrichtung und zurück bringt. Interessant auch der Ansatz, inhaltlich und gestalterisch über den Garten die beiden sozialen Einrichtungen zusammenzubringen und damit generationenübergreifend zu arbeiten. Noch leuchtet im Garten bereits mit praller Fülle der Apfelbaum, der erhalten geblieben ist. Was für Kindergartenkinder und alte Menschen gestalterisch hinzukommt, darf mit Spannung verfolgt werden. Gepflanzt werden wird allerdings erst in der offiziellen Pflanzzeit im Oktober, erklärt Gonzalez. Bis dahin sollen auch die elf geforderten Stellplätze und die Zuwegung fertiggestellt sein. Die Kinder dürfen sich auf eine eigene kleine Küche freuen, genauso wie die Senioren auf ihre offene Küche, ein Stockwerk darüber. Auch einen Ruheraum gibt es als Rückzugsmöglichkeit, sowohl für die Drei- bis Sechsjährigen als auch für die Senioren. Neben dem Kindergartengruppenraum im Gartengeschoss ist ein weiterer Raum auf gleicher Ebene vorhanden, der für die städtische Kindertagespflege vorgesehen ist. Das flexible Modell sieht vor, hier eine Mitarbeiterin einzusetzen, die Kinder betreut, wenn die Tagesmutter aus Krankheitsgründen ausfällt, des Weiteren soll der Raum für Fortbildungen im Bereich der Tagespflege genutzt werden.

Im Obergeschoss warten zwei weitere Wohnungen, die vorrangig an DRK-Mitarbeiter vergeben werden. Die Stadt Kronberg war seinerzeit bei der Konzepterstellung für den Gebäudekomplex an das DRK herangetreten mit dem Wunsch, eine weitere Kindergartengruppe zu installieren, da hier Bedarf besteht. Vertraglich habe man sich geeinigt, dass das DRK das Fachpersonal bezahlt sowie Spielgerät und Unterhaltungskosten. „Die Differenz, die nach Verrechnung aller Ausgaben und Einnahmen pro Kindergartenplatz übrigbleibt, zahlt die Stadt Kronberg“, so Gonzalez. Hierfür wurden im städtischen Haushalt bereits 100.000 Euro veranschlagt.

Nach jahrzehntelangem Leerstand und Verfall des Schwesternwohnheimes darf man sich in Kürze auf ein sehr lebendiges Haus freuen.

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