„Die Weisheit der Völker muss uns den Weg weisen“

Ob Bürgermeister, Stadträte oder Vorsitzende der Partnerschaftsvereine, alle knüpfen das Band der Partnerschaft und der Freundschaft kontinuierlich weiter. Fotos: S. Puck

Kronberg (pu) – Anlässlich des traditionellen 26. Partnerschaftsabends am Vorabend des 44. Weihnachtsmarktes bezeichnete Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos) das ablaufende Jahr als ein besonderes.

„25 Jahre ist es her, dass wir einen der ergreifendsten Momente unserer Geschichte erleben durften, den Fall der Berliner Mauer.“ Keinesfalls ein rein deutsches Ereignis. „Es war der Riss durch den ‚eisernen Vorhang‘, der letztlich den Kalten Krieg zwischen Ost und West beendete und die Welt veränderte. Ein Ereignis, dass es ohne unsere europäischen Freunde und ohne die USA und Russland nie gegeben hätte. Das wissen wir und das vergessen wir nicht.“ Inzwischen habe sich Europa weiter verändert, sei noch enger zusammengerückt, was sich „in einer starken Gemeinschaft widerspiegelt, der Europäischen Union, die inzwischen bereits 28 Mitgliedsstaaten hat und mit einer gemeinsamen Währung, dem Euro, eine so wichtige Wirtschaftskraft besitzt. Umso wichtiger ist es, diese Errungenschaft zu pflegen und zu fördern und alles für die Sicherung eines stabilen und geeinten Europas zu tun. Ich sage dies gerade auch im Hinblick auf die schwierigen Situationen, etwa die Ukraine-Krise, in denen wir uns derzeit befinden“, bekräftigte der Kronberger Rathauschef.

Ausbau Kultur und Wirtschaft

Mit diesen Gedanken rannte er bei seiner neuen, seit sieben Monaten fungierenden, italienischen Kollegin Sabrina Montali aus Porto Recanati offene Türen ein. Sie dankte in ihrem Grußwort daher nicht nur für den herzlichen Empfang, sondern rief zum Ausbau der langjährigen Verbindungen und Weiterentwicklung der Zusammenarbeit sowohl im kulturellen als auch wirtschaftlichen Bereich auf. „Jeder könnte davon profitieren!“

Wie gewohnt war ihr französischer Kollege Gil Bernardi ebenso wie die Italiener mit einer großen Delegation zum Kronberger Weihnachtsmarkt angereist.

Prise Toleranz und Verständnis

Der langjährige Lavandourainer Bürgermeister, erst jüngst wiedergewählt, ging mit allen Europa-Gegnern hart ins Gericht. „Diese Nörgler sollten sich daran erinnern, dass gerade unsere Verschiedenartigkeit uns bereichert, viel eher als das Bruttosozialprodukt oder die Art, wie man mit der Schuldenkrise oder mit Defizitkriterien umgeht.“ In der Tat sei dieses Europa, „das wir Tag für Tag aufbauen, viel stärker als das, das unsere Wirtschaftspolitiker zu konstruieren versuchen“. Und Bernardi ging noch einen Schritt weiter; „Wenn jeder in seinem eigenen Rhythmus voranschreitet und seine Eigenarten respektiert werden, werden wir mit einer Prise Toleranz und Verständnis die gemeinsame Zukunft erreichen. Darüber hinaus möchte ich hervorheben, dass der Zement, der Europa zusammenhält, im Fundament viel fester ist (obwohl er paradoxerweise formbarer ist auf Kommunalebene) als an der Spitze, wo die Politiker es nicht lassen können, anderen Lektionen zu erteilen oder mit Schroffheit die Partner zu verstimmen.“ Der französische Bürgermeister konstatierte schließlich, die „Weisheit der Völker muss uns den Weg zeigen“. Während die geknüpften Bande zwischen den vier Partnerstädten Le Lavandou, Porto Recanati, Aberystwyth, Ballenstedt und Kronberg nach Meinung des Ballenstedter Bürgermeisters Dr. Michael Knoppik „Jahr für Jahr Stück für Stück zusammenwachsen“, warb er einmal mehr nachdrücklich für das Bestreben, die jüngere Generation verstärkt für die städtepartnerschaftliche Idee zu begeistern, damit sie das Band weiterknüpfen und festigen.

„Aber“ schönste und lebenswerteste Stadt

Die diesjährige Bürgermeisterin von Aberystwyth, Brenda Haines, hingegen warf einen kurzen Blick auf jüngste Ereignisse in ihrer Stadt und erinnerte an die Sturmkatastrophe Anfang des Jahres und die daraus resultierenden Schäden an der Strandpromenade, die glücklicherweise durch 300 freiwillige fleißige Helfer bis Ostern bereits wieder behoben werden konnten.

Mit Stolz berichtete sie, Aberystwyth sei all dem zum Trotz aus 150 walisischen Städten als „schönste und lebenswerteste Stadt“ ausgezeichnet worden.

Erstmals in Kronberg zu Gast war auch die neue Ortsbürgermeisterin der befreundeten Gemeinde Guldental, Elke Demele, die hofft die innige Freundschaft zwischen beiden Städten möge auch die nächsten 40 Jahre weiterbestehen. Bedauerlicherweise war die neue Weinprinzessin Victoria erkrankt und hatte ihre geplante Teilnahme kurzfristig absagen müssen, dagegen war der seit 1999 amtierende Guldentaler Weinapostel Uwe Burchert ebenso dabei wie die Leibgarde der Kronberger Gastgeber, die Kronberger Rittergarde, und das aktuelle Thäler Pärchen, Barbara Forrer und Friedrich Schulte.

Kein Partnerschaftsabend ohne musikalische Botschafter der angereisten Partnerstädte. Auf Anhieb in die Herzen der Zuhörer in der Stadthalle spielte sich die Waliserin Harriet Earis an der Harfe. Nicht minder zum Gelingen des Abends trugen Helena Lämmerhirt, Jenny Brückmann (beide Gesang) und Johanna Geschke (Klavier) aus Ballenstedt bei sowie „Monsieur 100.000 Volt“ Gérard Brochot und Italiens Tenor Vittorio Solazzi. Für den gewohnt liebevollen Service zeichnete das Team des Altstadtkreises verantwortlich.

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