Wirtschaftsstandort Kronberg: Konzepten sollen Taten folgen

Diskutierten den Wirtschaftsstandort Kronberg mit rund 70 Bürgern beim CDU-Frühschopppen im Kronberger Hof: V.l.n.r.: Andreas Bloching, Klaus Temmen, Reinhard Bardtke, Christian Hellriegel, Hans-Jörg Hofmann mit Moderator Hans-Peter Preyer.

Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Ist Kronberg ein Wirtschaftsstandort mit Zukunft? Eine Fragestellung, die die Kronberger interessiert. Das zeigte sich beim gut besuchten CDU-Frühschoppen am Sonntag im Kronberger Hof, bei dem Bürgermeister Klaus Temmen (parteilos), Wirtschaftsförderer Andreas Bloching, Vorstandssprecher Christian Hellriegel und sein Stellvertreter, Hans-Jörg Hofmann vom Bund der Selbstständigen (BDS) sowie Reinhard Bardtke (CDU) sich den Fragen des Moderators Hans-Peter Preyer (bekannt durch den Nachhaltigkeitsbericht für die Stadt Kronberg und seine aktive Mitarbeit am Bürgerprojekt „Kronberg 2016“) stellten. Ein klares „Ja“ gab es dazu seitens Bürgermeister Klaus Temmen gleich zu Beginn der Veranstaltung als Antwort. Am Ende der Veranstaltung signalisierte auch das Gros der Gäste dem Wirtschaftsstandort Kronberg eine Zukunft, als Hans-Peter Preyer sie abstimmen ließ. Allerdings wurde im Verlauf der Diskussionsrunde klar, dass noch viel zu tun ist, um Kronberg diese Zukunft zu geben und dass die Ungeduld bei den BDS-Mitgliedern aber auch bei den Bürgern groß ist. „Wir haben mitunter immer noch den Eindruck, dass sich seitens der Stadt zu sehr auf die großen Unternehmen konzentriert wird“, tat Christian Hellriegel kund. „Wir haben einige Betriebe, die einen Generationenwechsel vor sich haben und welche, die expandieren wollen, aber nicht können.“ Hier sei mehr Unterstützung erwünscht. Wir müssen noch verzahnter mit der Stadt arbeiten, sonst sind am Ende ein paar Unternehmen weg“, betonte Hans-Jörg Hofmann, der auf dem Podium für die Handwerker sprach. Er appellierte unter anderem auch an die Bürger, kompromissbereit zu sein, wenn es beispielsweise um Lärm gehe oder darum, vielleicht dem Handwerker den Zuschlag zu geben, der nach Tarif bezahlt statt nur dem vermeintlich billigsten Anbieter.

Hellriegel forderte weiter, dass noch aktiver daran gearbeitet werde, vorhandene Flächen, die es in Oberhöchstadt Süd gebe, zusammenzuführen oder teilweise leerstehende Gebäude zu vermarkten.

Wie schwierig das jedoch ist, wurde am Beispiel „Palais Kronberg“ am Sodener Stock deutlich. Der ehemalige Besitzer aus dem arabischen Bereich erwartete, dass die Mieter die Regeln der Sharia anerkannten. Auch wenn das bei dem 20 Jahre alten Gebäude nach Besitzerwechsel nun kein Thema ist, mehr fehlen Klimaanlage und laut einem ehemaligen Mieter auch Lastenaufzug und Besucherstellplätze, um das Gebäude für Unternehmen wirklich attraktiv zu machen. Nach neuestem Stand ist der Wirtschaftsförderer jedoch guten Mutes, dass die Flächen, die dort jetzt noch frei sind, 4.600 Quadratmeter verteilt auf zwei Stockwerke, vermietet werden können. Neueste Gespräche mit dem Objektvermittler hätten ergeben, dass das dort nun die Nachrüstung mit Klimaanlage auf Wunsch kein Problem darstelle, und auch den Wünschen nach neuer beispielsweise großräumiger Aufteilung der Geschossflächen oder anderen individuellen Gestaltungswünschen flexibel begegnet werde.

„Klaus Temmen und Andreas Bloching machten klar, dass sie sich in diesem mitunter mühseligen Geschäft immer wieder um eine Mittlerposition bemühten, warben aber auch darum, sich nicht der Notwendigkeit zu verschließen, sich um neue Gewerbeflächen zu bemühen, sonst gebe es keinen Handlungsspielraum. Zwei bis vier Jahre schätzt Temmen braucht es für das Prozedere, um neue Flächen möglicherweise ausweisen zu können. Danach müsste bis Ende dieses Jahres die Ausarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts mit Entscheidungsträgern und Bürgern (der Prozess soll im März angestoßen werden) abgeschlossen sein, um mögliche Flächen, zu beziffern. Außerdem müssen Ausgleichsflächen gefunden werden, damit der dann beim Planungsverband einzureichende Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans überhaupt Aussicht auf Erfolg haben könne. Vier bis fünf Hektar seien nach jetzigem Stand erforderlich, um neue Unternehmen für den Standort Kronberg zu gewinnen und bestehende Firmen zu halten. Interessenten kämen aus dem Bereich Consulting-, aus der Finanz- und der IT-Branche. Die meisten größeren Unternehmen wollten keine Gelände in Erbpacht, sondern Grund und Boden kaufen und nach ihren Vorstellungen bebauen, machte Temmen unmissverständlich klar. Andreas Bloching sieht eine große Gefahr für Kronberg, dass Bestandsfirmen abwandern, wenn absehbar keine Lösungen gefunden werden. In Oberursel werde im Gewerbegebiet „An den drei Hasen“, aggressiv expandiert. Dort könnten Firmen zu günstigen Konditionen und eigenen Zuschnittswünschen genau das realisieren, was sie brauchen.

Ein weiteren wichtigen Punkt sprachen Wirtschaftsförderer Bloching, Temmen und Hellriegel als auch die versammelten Bürger gemeinsam an: Die Vermarktung der Stadt Kronberg selbst, die nach wie vor in Kinderschuhen stecke. Hellriegel sieht mit dem neuen Herbstmarktkonzept „Kronberg|er|leben“ den ersten Schritt seitens der BDS, ein neues Wir-Gefühl in der Stadt zu entwickeln und nach außen zu transportieren. Kronberg sei weltweit bekannt als „Luxus-Wohnort“, aber die Kronberger kommunizierten innerhalb der Stadt oftmals ganz anders, malten ein negatives Bild von ihrer Stadt, merkte er an. Bloching und Temmen erklärten, dass neben der Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing, Tourismus in Verbindung mit Kultur wichtige Eckpfeiler seien, die es in Zukunft stärker zu beackern gelte, um Kronberg auf dem Markt gut zu positionieren. Bei diesem Ansinnen soll auch die avisierte Gründung einer Tourismus GmbH helfen. „Was wir sind und sein sollten in Kronberg, ist königlicher Dienstleister“, warb eine Bürgerin für mehr Engagement, sich gegenseitig „klein zu klein“ zu unterstützen, wie beispielsweise jetzt die Bürger selbst versuchen, „ihre“ Poststelle in Oberhöchstadt zu halten. „Einen königlichen Hof“ dazu zu gewinnen, sei ebenfalls erstrebenswert, nahm ein anderer Bürger den Ball auf. Es sei vorteilhaft, nach Accenture und Fidelity weitere größere Unternehmen aus ein und derselben Branche für die Stadt, beispielsweise in einer Campus-Lage zu gewinnen. Eine solche „kritische Masse“ mache die Stadt schließlich noch attraktiver, weil beispielsweise die Manager einer Branche gerne unter sich seien und schließlich gemeinsam Kultur- und Gastronomieangebote nutzen würden. Und nicht nur das, auch Wohnraum werde von Seiten der Führungskräfte innerhalb der Unternehmen gewünscht, neben dem bezahlbaren Wohnraum, der in Kronberg ebenfalls Mangelware ist, weiß Rathauschef Temmen. „Der Weg ist beschritten, aber erst zu 20 Prozent“, erklärte Hellriegel und Hans-Jörg Hofmann verkündete: „Reden ist eine Sache, aber etwas tun ist die andere! Der Wunsch nach einer Prioritätenliste, die es geben soll und kontinuierlich abgearbeitet wird, ist groß.



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