So spielen Kinder gern – naturnah und lebendig

Klettern, balancieren, Ausschau halten nach Abenteuern: Die Kindergartenkinder tummelten sich mit Wonne auf der frisch eingeweihten Spielplatzanlage. Foto: S Puck

Oberhöchstadt (pu) – Knapp acht Monate nach dem Auftakt-Planungsworkshop „Naturnahes Spielgelände am Amselweg“ ist die Spielplatzanlage im Baugebiet „Am Henker“ direkt vor Beginn der Sommerferien offiziell ihrer Bestimmung übergeben worden. Trotz Terminnot infolge der Vielzahl zu bewältigender Aufgaben vor den Ferien hatten es sich neben Involvierten aus Umweltreferat sowie weiteren Bereichen der Stadt Kronberg, Oberhöchstadts Ortsvorsteherin Alexandra Sauber (UBG) und Bürgern auch Rathauschef Klaus Temmen und Erster Stadtrat Jürgen Odszuck nicht nehmen lassen, der Eröffnung persönlich beizuwohnen.

Am unverzüglich einsetzenden fröhlichen Treiben der an diesem Mittag anwesenden Kindergartenkinder konnten alle an der Umsetzung Beteiligten deutlich ablesen, wie positiv sich diese Zusammenarbeit von Bürgern und Stadt auswirkt. Wie Baudezernent Odszuck schon im Herbst letzten Jahres unterstrichen hatte und aktuell erneut in Erinnerung rief, wäre es theoretisch ein Leichtes, bequemer und weniger zeit- und arbeitsintensiv für die Stadtverwaltung gewesen, einen Planer für die Gestaltung einer allseits gängigen Spielfläche zu beauftragen.

Stattdessen hob man nach den positiven Erfahrungen mit dem städtischen Projekt mit Bürgerbeteiligung „Spielraum Victoriapark“ ein weiteres Sonder-Projekt aus der Taufe mit Einbindung der Familien, die später das Gelände auch nutzen „Der Dialog und das Abgleichen der Vorstellungen machen bereits Spaß, die Identifikation wird deutlich gefördert, was auch für den Erhalt und die Pflege der Spielfläche von Vorteil ist“, hatte Odszuck deutlich gemacht. Ein naturnaher Spielplatz biete sich angesichts der „charmanten Lage am Rand von Wiesen und Gehölzen“ geradezu an. Ein Glücksfall dabei Diplom Ingenieurin Dorothee Dernbach, eine ausgewiesene Expertin für sensiblen ökologischen Umgang mit Natur-Erlebnis-Räumen, auf deren Erfahrungen das Projekt-Team bauen konnte und die von Anfang an keinen Zweifel daran ließ, den natürlichen Entdeckungstrieb und die Abenteuerlust der Kinder fördern zu wollen, basierend auf der Philosophie von Alexander Mitscherlich (1963): „Der junge Mensch braucht seinesgleichen, nämlich Tiere, überhaupt Elementares, Wasser, Dreck, Matsch, Gebüsche, Spielraum. Man kann ihn auch ohne das alles aufwachsen lassen, mit Teppichen, Stofftieren oder auf asphaltierten Straßen und Höfen. Er überlebt es, doch soll man sich dann nicht wundern, wenn er später bestimmte soziale Grundleistungen nie mehr erlernt, zum Beispiel ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Ort und einer Initiative“.

Dass in diesem Fall Voraussetzungen für eine positive geistige, motorische und seelische Entwicklung der Kinder im Rahmen des finanziell und topografisch Machbaren geschaffen wurden, davon zeigten sich alle Anwesenden überzeugt. Bürgermeister Klaus Temmen lobte die Mitwirkung der Anwohner vom ersten Bleistiftstrich bis zu tatkräftigen Bauaktivitäten, dankte allen Teilnehmenden und der Rheinberger-Stiftung, die mit einer zweckgebundenen Spende von 10.000 Euro ebenso zur Realisierung des mit rund 80.000 bis 90.000 Euro zu Buche schlagenden Projekts beigetragen habe wie der Verein „Heckstadt – Freunde Oberhöchstadts“ mit Kaffee und Kuchen beim Planungs-Workshop.

Daran anknüpfend ließ Erster Stadtrat die letzten Monate kurz Revue passieren. Trotz des regnerischen Frühjahrs und Frühsommers sei es gelungen, die den Planungen folgenden Vorbereitungsarbeiten für die naturnahe und fantasievolle Geländemodellierung durch eine Firma zwar verzögert, dennoch noch im akzeptablen Zeitfenster durchführen zu lassen, bevor die Bürger Planungen vornehmen und Holzarbeiten in Angriff nehmen konnten.

Das nunmehr präsentierte Ergebnis begeisterte alle und, so Dernbach, das Ganze „ist mehr als ein Spielplatz, es ist ein Versprechen an die Zukunft, weil es durch ständige Veränderungen Farbe, Vielfalt und Struktur erleben lässt.“ Beispielsweise konnten Kinder und Erwachsene Erdhummeln dabei beobachten, wie sie Blüten besuchen. Wer aufmerksam sei, werde durch die Verwendung heimischer Wildpflanzen „ganz viel entdecken, staunen und schauen“.

Nicht zu vergessen die Aufenthaltsqualität für Eltern und Großeltern, andererseits bedürfe die Spielplatzanlage auch entsprechender begleiteter Pflege, um nachhaltig und lebendig zu bleiben. Dernbach zeigte sich optimistisch, dass es an Pflegebereitschaft nicht mangeln werde.

Ein anschauliches Beispiel für die Vorteile einer engmaschigen Zusammenarbeit und Begleitung von Stadt und Bürgern, daraus resultierend kurze Wege und Vertrauen schilderte Odszuck. „Eine Anwohnerin hat kürzlich unverzüglich zum Telefon gegriffen, um die Verwaltung auf einen vermutlichen Eichenprozessionsspinner aufmerksam gemacht und, nachdem sich dieser Verdacht bestätigt hat, konnte man rasch die Bekämpfung einleiten und schlimmeren Schaden verhindern.“

Auch Ortsvorsteherin Sauber gab ihrer Hoffnung Ausdruck, dass durch die positiven Erfahrungen das Band zwischen den Bewohnern des Baugebiets „Am Henker“ und der übrigen Bevölkerung stärker werde. „Es wäre schön, wenn Sie sich als Neubürger oder Neuansiedler auch weiterhin einbringen und im Ortsbeirat vorbeischauen oder sich gar politisch engagieren.“



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