Zauberhafte Blumenbilder und zierliche Porzellantassen mit Osterei

Annegret Haake vor den Vitrinen des Altkönig-Stifts, die sie mit wertvollen Tassen aus ihrer Sammlung und den von ihr dazu passend bemalten Ostereiern bestückt hat.

Fotos: Wittkopf

Kronberg (pf) – Zwei Künstlerinnen, die ganz Unterschiedliches machen, stellen derzeit im Altkönig-Stift aus. Sigrid Kohlbecker malt großformatige Blumen, Annegret Haake bemalt Ostereier. Und dennoch ist ihnen eines gemeinsam: Beide sind detailversessen, malen akribisch genau. Während Sigrid Kohlbecker den Betrachtern ihrer Gemälde Blumen so nahebringt, dass man meint, das Samtige ihrer Blütenblätter fühlen zu können und glaubt, man könnte fast ihren Duft riechen, zaubert Annegret Haake mit feinstem Pinselstrich das Dekor alter und wertvoller Porzellantassen auf ausgeblasene Ostereier.

„Unverschnörkelt und völlig auf die Blüte konzentriert versuche ich, ihre zarte Unschuld und die Seele zu erhalten“, sagt Sigrid Kohlbecker über ihre Gemälde, die sie in Acrylfarben auf fast weißer Leinwand malt. Die Kunsthistorikerin Dr. Bettina Broxtermann meint: „Sie möchte die Vergänglichkeit besiegen und die Schönheit einer Blüte festhalten – die pralle Fülle roter Rosen, gelber Päonien, blauer Iris und tief violetter Tulpen.“

In ihrem Artikel über Sigrid Kohlbecker, den Hiltrud Eifert, die neue Vorsitzende des Kulturbeirates des Altkönig-Stifts, bei der Vernissage vorlas, kommt sie regelrecht ins Schwärmen: „Eine Rosendolde mit gefüllten Blüten entfaltet sich in einem Farbreigen aus weißen, zartrosafarbenen und leicht roten Blättern. Die Blätter kräuseln sich, fächern sich auf, nehmen außen eine andere Farbe an als innen und zeigen selbst auf einer einzigen Seite eine feinabgestufte Farbenvielfalt. Zunächst scheint diese Dolde mit ihren weit geöffneten Blüten und zarten Knospen ein Abbild der Natur zu sein, doch bei längerem Hinsehen beginnen die Blätter einen stummen raumfüllenden Tanz.“

„Mir sind die Farbkompositionen wichtig“, betont die in Bad Soden lebende Künstlerin und erklärt, wie sie es geschafft hat, die Blätter ihrer dunkelroten Rosen wie Samt schimmern zu lassen. Mit hellen Tönen habe sie bei diesen Bildern angefangen und sei langsam bis schwarz gegangen. Dadurch sei der Samtcharakter entstanden. Acrylfarben böten sich für diese Art der Technik geradezu an.

Die Vitrinen im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts hat Annegret Haake mit wunderschönen Tassen und dazu passenden Eiern aus ihrer über 700 Exemplare zählenden beeindruckenden Sammlung bestückt. Nicht zum ersten Mal zeigt die seit vielen Jahren in Kronberg lebende Künstlerin diese Kleinodien. Sie waren schon zur Osterzeit auf der Kronberger Burg zu bewundern, waren in Kronbergs Partnerstadt Ballenstedt am Harz ausgestellt und in einem Ostereiermuseum in Brandenburg. Schon als Kind habe sie alle Jahre Ostereier bemalt, erinnert sie sich. Das war auf dem Gut ihrer Eltern Tradition. Fünf bis zehn Stunden dauere es, ein ausgeblasenes Hühnerei mit dem Dekor einer ihrer Sammeltassen zu bemalen, erzählt sie: „Aber ich habe noch nie dabei auf die Uhr geguckt.“

Viele ihrer Tassen sind ausgesprochen wertvoll. Die ältesten stammen aus dem 18. Jahrhundert, wurden in den Porzellanmanufakturen in Meißen und Ludwigsburg gefertigt und von Porzellanmalern kunstvoll mit der Hand bemalt. Die Sammelleidenschaft, meint sie schmunzelnd, habe sie wohl geerbt, denn schon ihre Urgroßmutter, Großmutter und Mutter hätten die Trinkgefäße gesammelt. Ihr jüngstes Hobby, erzählt sie, sei Batik. Bei Reisen durch die Inselwelt Indonesiens machte sie Bekanntschaft mit dieser Art der Stoffdruckerei. Inzwischen hat sie sich mit den traditionellen Batikmustern eingehend beschäftigt, Bücher darüber geschrieben und weltweit an zahlreichen Ausstellungen und Seminaren teilgenommen.

Die Ausstellung im Altkönig-Stift läuft bis Ende Mai und ist täglich zu besichtigen.

Die Malerin Sigrid Kohlbecker zwischen Rosen und Päonien.

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