Zeitzeugin berichtet über Frankfurter Chöre in der Nachkriegszeit

Oberhöchstadt (pf) – „Trotz allem – Singen!“ Diesen Titel hat Eva Zander, pensionierte Oberstudienrätin und seit vier Jahren Bewohnerin des Altkönig-Stifts, für ihren Vortrag gewählt, den sie Montag, 21. Oktober, um 15.30 Uhr im Festsaal des Altkönig-Stifts halten wird. Sie beschreibt die Zeit im zerbombten Frankfurt unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals hungerten die Menschen nicht nur nach Nahrungsmitteln, sondern auch nach Musik. Sie selbst wurde im Herbst 1945 im Alter von 16 Jahren Sängerin im traditionsreichen Cäcilien-Verein. „Man hatte mich angeworben, als ich in zerrissener Trainingshose klapperdürr in einer langen Schlange auf der Straße vor einem Lebensmittelgeschäft auf einem umgedrehten Eimer hockte, in der verzweifelten Hoffnung auf eine Lieferung Kartoffeln“, erzählte sie vor zwei Jahren. Damals präsentierte sie in einer ebenso ungewöhnlichen wie bemerkenswerten Ausstellung im Altkönig-Stift Bilder und Dokumente aus der Zeit nach Ende des Krieges, als in Frankfurt das Musikleben wieder auferstand. Dieses Mal widmet sie sich den berühmten Frankfurter Konzertchören, dem 1818 gegründeten Cäcilien-Verein, der 1922 ins Leben gerufenen Frankfurter Singakademie und der Kantorei an der Dreikönigskirche, der heutigen Frankfurter Kantorei, die erst nach Kriegsende gegründet wurde.

Sie schildert den Wiederbeginn des Chorlebens, die ersten Konzerte, aber auch die oft ganz profanen Schwierigkeiten, mit denen sich die Musiker damals in der von den Amerikanern besetzten Stadt mit ihren vielen zerstörten Kirchen auseinander setzen mussten. Sie berichtet aber auch davon, dass trotz vieler Probleme nicht zuletzt dank engagierter Musikerpersönlichkeiten und Chorleiter damals Konzerte erarbeitet und aufgeführt wurden, die das Publikum begeisterten und bei Musikkritikern große Beachtung fanden. Ein Vortrag, der sicher auch für heutige Chorsängerinnen und –sänger interessant ist und viel Wissenswertes bereit hält. Der Eintritt ist frei.



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