40 Hunde in St. Marien beim Tiersegnungsgottesdienst

Die Pastorale Mitarbeiterin Dr. Anne Kossatz-Pompé freut sich mit Renate Echterdiek über den Zuspruch der Tierhalter. Foto: fch

Bad Homburg (fch). „Du bist ein Ton in Gottes Melodie“, lautete der Spruch der Kommunionkinder 2019. Am Samstag gaben beim vierten Tiersegnungsgottesdienst im Foyer der St.-Marien-Kirche rund 40 Zweibeiner und zahlreiche Hunde ihren Artgenossen und allen anderen Tieren eine Stimme. Die Teilnehmer des Tiersegnungsgottesdienstes hatten sich auf dem Vorplatz eingefunden und dann vor dem Regen Schutz im Eingangsbereich gesucht.

„Wir hatten hier schon einmal eine Ziege, auch Katzen, Vögel, Schlangen und andere Tiere. Einige Besitzer bringen Fotos von ihren Tieren mit, auch von bereits verstorbenen, um sie segnen zu lassen“, informierte Dr. Anne Kossatz-Pompé, die den Tiersegnungsgottesdienst leitete. Eine Familie hatte Fotos von Häschen dabei. „Ihnen ist es heute hier zu warm“, begründeten die Besitzer das Fernbleiben ihrer Lieblinge. Zum ersten Mal dabei war der Malteser Coco Daimon (3) mit seinem Frauchen Sigrun Lempert. „Es ist ganz toll, ich hatte es mir schon lange notiert“, schwärmte die Kurstädterin. „Ich bin von Anfang an dabei, finde es schön, dass die Kirche das macht“, betonte Monika Menden, die mit Mops Sandro (2) zum zweiten Mal gekommen war, gegenüber Dr. Anne Kossatz-Pompé. Sie ist seit Mai 2016 als pastorale Mitarbeiterin in der Pfarrei St. Marien tätig.

Das Motto lautete „Die Erde gehört uns nicht allein“. Es ist ein Zitat von Jane Goodall, der weltberühmten britischen Primatenforscherin. Sie begann 1960 im ostafrikanischen Tansania das Verhalten von Schimpansen zu untersuchen. Die Idee für den Tiersegnungsgottesdienst hatte 2016 der Tierschutzverein Bad Homburg. „Ich kenne das aus Oberursel. In St. Ursula finden regelmäßig Tiersegnungen statt“, erklärte Renate Echterdiek, die Vorsitzende des seit 141 Jahren bestehenden Tierschutzvereins Bad Homburg. Sie hat selbst drei Hunde. Diese machten auf dem Vorplatz lautstark bellend ihrem Unmut über die Abwesenheit ihrer Rudelführerin Luft.

Respekt gegenüber Tieren

„Es ist ein Schöpfungs- und Bewahrungsgottesdienst“, betonte Dr. Anne Kossatz-Pompé. Sie appellierte an ihre Zuhörer, sich dafür einzusetzen, Tiere zu beschützen und nicht zu beherrschen. Menschen müssten begreifen, dass sie ein Teil der Schöpfung sind und nicht die Krone. „Der Mensch, das größte Raubtier auf diesem Planeten, bringt vieles durcheinander. Der Mensch sorgt für Schieflage durch Ausbeutung und Verantwortungslosigkeit. Wir wollen heute Nachmittag mit Ihnen auf unsere Verantwortung als Menschen und Tierhalter schauen. Wie können wir als Einzelne daran mitwirken, das Gleichgewicht zum Wohl aller Lebewesen wieder zu erreichen?“ Mit der Tiersegnung bekundeten die Halter ihren Respekt gegenüber ihren Tieren. Musikalisch umrahmt wurde der Tiersegnungs-gottesdienst von Georg Feller, dem Pastoralreferenten der italienischen Gemeinde.

Praktische Hilfe

Renate Echterdiek gab den Anwesenden einen Einblick in die Praxis des Tierschutzvereins, der 170 Mitglieder hat und mit seiner Tiertafel 130 Tiere von bis zu 70 Bürgern versorgt. Zu den Beispielen aktiver Tierschutzhilfe gehörte am Freitag das Retten einer verletzten Taube, das Befreien von Tieren aus einer Messiewohnung und das eines Schäferhundes, der auf einem kleinen Balkon ohne Auslauf gehalten wurde. „Er ist dreimal aus dem ersten Stock heruntergesprungen, hat sich Knochen gebrochen. Jetzt hat ihn die Polizei befreit.“ Auf Hilfe hoffen noch Hunde eines Alkoholikerpaares, die in einer total verdreckten Wohnung vegetieren und von ihren Haltern regelmäßig misshandelt werden.

Helfen konnte der Tierschutzverein bereits zwei Katzen einer Schlaganfallpatientin mit einer Pflegestelle. Die Hilfe der Tierschützer ist vielfältig. So konnten sie den von Kindern einer Friedrichsdorfer Familie ausgebrüteten Hahn in einen Geflügelzuchtverein unterbringen. „Er hat ständig gekräht und die Nachbarn beschwerten sich.“ Auch Filou, ein aufgeweckter Australien-Shepard-Hund mit großem Bewegungsdrang, fand durch Vermittlung der Tierschützer ein neues Zuhause als seine ersten Besitzer, ein Seniorenehepaar sich nicht gegen ihn durchsetzen konnten.

Für Schmunzeln unter den Gottesdienstteilnehmern sorgte die Geschichte des kleinen, weißen, acht Wochen jungen, frechen Katers, für den eine Tierärztin, um Hilfe ersuchte. Die beiden großen Hunde seiner Familie hatten ihm den Kiefer zerbissen. Doch der kleine Kerl ließ sich nicht unterkriegen und ist bei seiner neuen Familie in Oberursel, die bereits zwei Labradorhunde und eine Katze hatte, inzwischen der Boss. Alle Vereinsmitglieder arbeiten im Tierschutzverein ehrenamtlich. Anstelle einer Kollekte waren Spenden für den Tierschutzverein willkommen.

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