700 Tonnen Salz und 40 000 Liter Lauge

Das Team vom Bauhof mit dem 235 000 Euro teuren Spezialfahrzeug zum Kehren, Fegen, Streuen mit Salz und Magnesiumchlorid-Lauge: Einsatzleiter Sascha Stürtz (hinten r.) und seine zwei Vertreter Thomas Ettlinger (l.) und Wolfgang Kutz (vorne) beim Besuch von Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Der Lagerschuppen ist gut gefüllt mit 700 Tonnen Salz und 30 Tonnen Streusplitt, tausende Liter Magnesiumchlorid-Lauge füllen einen riesigen Tank. Großfahrzeuge, mit modernster Technik ausgestattet, sind bereit für einen Einsatz in Schnee und Eis. Und eine Hundertschaft Männer kann jederzeit vom Betriebshof ausrücken, um den Menschen in der Kurstadt den Winter auf Straßen und Wegen angenehm zu gestalten.

Wenn er mit Schnee und Eis über das Land kommen sollte, der Winter 2019/2020, dann sind sie gerüstet. Das Salzlager ist voll, das ist wichtig, nicht noch einmal soll es so kommen wie zuletzt im strengen Winter 2009/2010, als auf dem Höhepunkt händeringend nach Nachschub gesucht wurde. „So einen Winter brauchen wir nicht“, sagt der neue Einsatzleiter in Sachen Winterdienst, Sascha Stürtz. Aber selbst wenn, fürchten würden sie ihn nicht, denn auf dem Betriebshof an der Nehringstraße haben sie alle erdenklichen Vorbereitungen getroffen, um auch einem harten Winter zu trotzen.

Nicht nur im eigenen Salzlager, dessen Inhalt für einen „normalen Winter“ ausreicht. Im vergleichsweise milden Winter der Vorsaison wurden knapp 400 Tonnen Salz verbraucht. Kommt es hart auf hart, kann Bad Homburg auf 1200 Tonnen zusätzliches Streusalz zugreifen, das im interkommunalen Lager der Stadt Wiesbaden aufbewahrt wird.

Beeindruckend der Salzberg im Holzschuppen auf dem Betriebsgelände. Klein wirkt da der stellvertretende Einsatzleiter Wolfgang Kutz mit seiner Schippe. „Bis an die Wand haben wir uns noch nie durchgegraben“, sagt Kutz lachend. Riesig wirkt der 40 000 Liter fassende Tank für die Magnesiumchlorid-Lauge neben einem Klein-Traktor für die Reinigungsarbeiten auf Fuß- und Radwegen. Die Flüssigkeit macht es möglich, Feuchtsalz zu streuen, der Salzverbrauch kann dadurch um etwa 30 Prozent reduziert werden. Schwergewichtig und stark kommen die Großfahrzeuge daher, mit denen es bei einem Einsatz zuerst auf die wichtigsten Durchgangsstraßen und die Strecken von Buslinien geht, ehe auch Nebenstraßen bedient werden. Die geladenen Kubikmeter Salz reichen für einen „Durchgang“, wie sie es nennen, etwa eineinhalb Stunden ist der Fahrer dabei unterwegs.

Drei Glättemeldeanlagen

Wo es „verkehrswichtig und gefährlich“ ist, muss unbedingt zuerst geräumt werden, das ist die Vorgabe. Ein Zusatztank der sechs Großfahrzeuge fasst 3200 Liter der Magnesiumchlorid-Lauge, der Fahrer bestimmt nach den vorliegenden Daten die Mischung und kann das per Computer aus der Fahrerkabine steuern. Das Salz wird auf dem Streuteller mit der Sole besprüht und bleibt dadurch länger auf der Straße haften. Die verdünnte Mischung soll auch dazu beitragen, negative Auswirkungen auf die Bepflanzung am Fahrbahnrand zu reduzieren. Und sie hat noch einen Begleiteffekt: Auch bei heftigen Minusgraden wird noch eine Tauwirkung erzielt, durch die Lauge wird der Gefrierpunkt runtergesetzt. Mit den Klein-Traktoren wird je nach Witterung und Örtlichkeit Salz, ein Salz/Splitt-Gemisch oder nur Splitt – etwa auf Brücken und im Kurpark – gestreut, ein kleiner City-Flitzer ist mit einem Solesprühgerät ausgerüstet, damit auch Glatteis beseitigt werden kann.

Seit Mitte Oktober wird auf dem Betriebshof der Winter vorbereitet. Aufrüstung der Fahrzeuge, Sicherstellen, dass alle Gerätschaften auf den Punkt einsatzbereit sind, Funktionstüchtigkeit der City-Ruf-Geräte überprüfen, Sicherheitsunterweisung der Mitarbeiter, Fahrsicherheitstraining. Mehrmals täglich werden Wettermeldungen spezieller Anbieter ausgewertet, drohen winterliche Witterungsverhältnisse, muss die Kette der Rufbereitschaft für die entsprechenden verantwortlichen Kolonnen stimmen. Eigene Wetterbeobachtungen von Einsatzleiter Sascha Stürtz kommen hinzu, und die stillen Helfer müssen beobachtet und ausgewertet werden. Ungefähr 5,50 Meter über Straßenniveau gibt es seit dem vergangenen Winter so genannte Glättemeldeanlagen. An Masten angebracht sind die grauen Kästen, die Anlagen arbeiten mit Infrarotmessung, erfassen das Reflexionsverhalten der Fahrbahnoberfläche, die gesendeten Werte erlauben dem Einsatzleiter Rückschlüsse auf den Zustand der Fahrbahn. An drei Stationen stehen die stillen Helfer, im Güldensöllerweg, an der Friedberger Straße beim Friedhof und in der Jakob-Lengfelder-Straße.

Hightech zeichnet auch die Großfahrzeuge aus. Von der Steuerung der Salz-Lauge-Mischung, der Dosierung und der möglichen Streuweite zwischen 3,50 und zwölf Meter bis zur Aufzeichnung aller Daten. Alle Einsätze werden mit Touren- und Streuplan und genauer Uhrzeit für alle abgearbeiteten Positionen dokumentiert. So ein rund 235 000 Euro teures Räumfahrzeug ist mit GPS-Technik und Telematik-Gerät ausgestattet, das alle Fahr- und Streudaten automatisch aufzeichnet. Bei einem Schadensfall kann zur Beweissicherung noch Wochen später auf die Daten und Wetteraufzeichnungen zurückgegriffen werden.

Vor Ausrutschern sind auch Streufahrzeuge nicht gefeit, wenn es die Wettersituation erfordert, sind die Jungs vom Betriebshof von 4 Uhr morgens bis 23 Uhr auf den Straßen und Wegen der Kurstadt unterwegs. „Ohne diesen Einsatz wäre in den Wintermonaten ein sicherer Straßenverkehr nicht denkbar“, sagt Stadträtin Lucia Lewalter-Schoor mit Dank an Sascha Stürtz und sein Team. „Ja, wenn es richtig kalt wird, wird’s heiß“, sagt der Steuermann. Rund 320 Kilometer Straße und 50 Kilometer Fuß- und Radwege stehen auf dem Streuplan.

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