Akrobatische Passagen an Waschbrett und Becken

Mit Nonchalance und klassischem Jazz überzeugten die vier Pariser Musiker (v. l.) Philippe Carment, Alain Marquet, Charles Prevost und Daniel Barda in der Schlosskirche. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). „California, Here I Come“ – Philippe Carment am Piano und Charles Prevost am Waschbrett gaben den Takt vor, Daniel Barda schnippte mit den Fingern, bevor er seine Posaune ansetzte, und Alain Marquet holte alles aus seiner Klarinette heraus: Die Band „Paris Washboard“ war eigens aus der französischen Hauptstadt nach Bad Homburg gereist und gab dem 6. Jazzfestival „Swinging Castle“ eine besondere Note. „The French Gentlemen of Jazz“ in ihren Anzügen, mit Fliege und Schlips begeisterten die Jazzfreunde in der Schlosskirche – hatten sie doch im Jahr 2012 das erste „Swinging Castle“-Festival eröffnet und schon damals mit ihrer Nonchalance das Publikum für den Jazz der 1920er- und 1930er-Jahre eingenommen.

„Paris Washboard“ – das sind vier Gentlemen mit großer Individualität und Könnerschaft auf ihren jeweiligen Instrumenten, die sich gegenseitig Raum geben für eindrückliche Jazz-Improvisationen und gleichzeitig als Ensemble eng zusammenstehen. Das wurde deutlich in „I’m Coming, Virginia“ oder in „Sunday“: Schmeichelnder Einsatz der Klarinette, ein mit Halbtönen gespicktes Solo der Posaune und die Taktgeber an Waschbrett und Klavier jazzten in vollendeter Form und animierten ihr Publikum zu immer neuem Zwischen-Applaus. Charmant und augenzwinkernd führte Daniel Barda auf Deutsch durch das Programm, und die Band inszenierte so manches Stück wie eine kleine Comedy mit viel Witz und Humor. Dass die vier Musiker auch sehr lyrisch werden können, kam in dem Stück „I Believe In Miracles“ zum Ausdruck: Daniel Barda griff zum Mikrofon und sang mit einschmeichelnder Stimme dieses poetische Stück.

Jazz-Ikone zu Gast

Auch der künstlerische Leiter des Jazzfestivals, Reimer von Essen, saß im Publikum, und nachdem Organisator Volker Northoff die deutsche Jazz-Ikone begrüßt hatte, trat Reimer von Essen mit seiner Klarinette auf die Bühne und musizierte gemeinsam mit „Paris Washboard“. Von Essens Hinzutreten machte den vielen Jazzfreunden in der Schlosskirche deutlich, wie kommunikativ Jazz-Ensembles sind und wieviel Spaß das spontane Zusammenspiel allen Beteiligten macht. In „Hold My Hand“ brillierte Charles Prevost und vollführte am Waschbrett und den verschiedenen Becken geradezu akrobatische Passagen.

Mit „I Want A Little Girl“ und „Charleston“ traten die beiden Klarinettisten Alain Marquet und Reimer von Essen in ein brillantes Zwiegespräch, und Philippe Carment und Daniel Barda fielen auf ihren Instrumenten ein – Paris Washboard überzeugte beim 6. Jazzfestival, dass Bad Homburg mit seinem jährlichen Swinging Castle längst zu einem Hotspot der Jazzszene geworden ist.



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