„Angie“ Kerber ist im Kurpark mehr als nur Tennisspielerin

Bad Homburg (js). Bis zum vierten Turniertag musste Angelique Kerber auf ihren ersten Sieg bei den „Bad Homburg Open“ warten. Langweilig war ihr mit Sicherheit nicht, Pressekonferenzen für die Tenniswelt, wichtige Termine als Turnierbotschafterin, „Angie“ Kerber ist im Kurpark mehr als nur Tennisspielerin. Aber natürlich kribbelt es in den Fingern, wenn die Show auf dem „Heiligen Rasen“ vor dem alten Clubhaus des TC Bad Homburg endlich beginnt.

Auch wenn es nur eine Qualifikantin war, die sie sich für die erste Runde selbst zugelost hatte. Auch die muss erst einmal besiegt werden, eine wie Anastasia Gasanova, die junge ehrgeizige Russin. Bis 20.37 Uhr am dritten Turniertag musste Kerber überhaupt auf den ersten Schlag warten, ihre deutschen Kolleginnen Tatjana Maria und Jule Niemeier hatten da ihre Pflichtaufgaben längst erledigt und die nächste Runde erreicht. Als die Sonne hinter den Kurparkbäumen unterging, eine halbe Stunde später, wurde die Partie schon wieder abgepfiffen. Zu feucht das Gras im Abendrot, zu gefährlich für die Spielerinnen, mit Mühe hatte sich Kerber einen 4:2-Vorsrung erarbeitet, nach mehr als vier Stunden Wartezeit aufgrund der Regenpausen.

Die „Verlängerung“ am Dienstag war dann Pflichtprogramm für die an Position drei gesetzte Kerber, ein schnelles 6:2, 6:2 gegen Gasanova. In der Runde der letzten 16 wartete gestern die Italienerin Lucia Bronzetti, das Spiel war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet. In Runde 3 könnte dann die deutsche Kollegin Tatjana Maria folgen, die gestern auf die starke Französin Alizé Cornet traf. Interessant wird es für die Stars ab heute auf dem Centre Court. Wenn vor vollem Haus die Viertelfinalspiele ausgetragen werden, gefolgt vom Halbfinale am Freitag und dann dem großen Finale am Samstag. Da wollen sie alle hin, Angelique Kerber stand da bei der Premiere im vergangenen Jahr, gewann das Spiel vor begeistertem Publikum, wird ewig als erste Siegerin der „Bad Homburg Open“ in den sportlichen Geschichtsbüchern stehen und natürlich ihren Titel verteidigen wollen. Kerber: „Es ist immer etwas Besondres, auf diesem Centre Court zu spielen, weil ich hier so viele tolle Erinnerungen vom vergangenen Jahr habe.“ Die 34-Jährige ist auch in die Organisation des Turniers eingebunden, immer wieder fällt das Wort vom „kleinen, aber feinen Boutique-Turnier“. Es geht familiär zu, man geht zu Fuß vom Hotel an der Promenade zum Stadion, es gibt viele kleine Begegnungen am Rande. Auch Tatjana Maria schwärmt, die „Slice-Königin“, so der Moderator auf dem (noch) grünen Rasen am vierten Turniertag. Sie ist mit Mann (als Trainer) und zwei Kindern da, „es gibt nichts Schöneres, als mit der Familie zu reisen“.

Ein illustres Angebot an potenziellen Gegnerinnen wird sich Angie Kerber auf der Route zum Finale in den Weg stellen, die Weltelite ist gut vertreten im Kurpark, auch wenn manch eine Top-Spielerin kurzfristig absagen musste, etwa wegen Verletzung wie die Schweizerin Belinda Bencic, Goldmedaillengewinnerin von Tokio. Sabine Lisicki ist wieder da, einstige Wimbledon-Finalistin, die es nach langer Verletzungspause noch einmal wissen will. Auf sie könnte Kerber im Halbfinale treffen, es wäre ein absoluter Höhepunkt auf dem Centre Court. Auch Simona Halep aus Rumänien (Nr. 4) ist noch im Rennen. Für Publikumsliebling Andrea Petkovic aus Darmstadt war die Reise bei ihrem „Heimspiel“ trotz viel aufmunterndem Beifall schon in der ersten Runde zu Ende. Als zu stark erwies sich die topgesetzte Russin Darja Kasatkina beim Auftaktmatch, als es mächtig rauschte im Laub-Wald rund um den Centre Court und die Abendsonne die Stimmung verstärkte, die alle hier so lieben.

Sowohl am Montag als auch am Dienstag steht Turnierbotschafterin Angelique Kerber gegen Anastasia Gasanova auf dem Centre Court. Am Ende siegt sie mit 6:2 und 6:2. Foto: js



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