Bad Homburg als Fahrradstadt ist Schlusslicht in Hessen

Bad Homburg (hw). Beim am Dienstag in Berlin vorgestellten Fahrradklima-Test des ADFC landete die Kurstadt mit der Note 4,54 bundesweit auf Platz 102 von 106 der fahrradfreundlichsten Städte zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern. 285 Bad Homburger hatten an der bundesweiten Befragung teilgenommen. Dies sind mehr als doppelt so viele wie 2016 (130). Mit diesem Ergebnis ist Bad Homburg laut ADFC Schlusslicht in Hessen über alle Größengruppen hinweg und belegt Platz 71 von 71 Städten, die die Auswertungskriterien erfüllt haben. „Bis auf die Frage zu der Öffnung der Einbahnstraßen in Gegenrichtung hat sich die Beurteilung in allen Bereichen verschlechtert“, teilt der ADFC mit.

Der Sprecher des Arbeitskreises Radverkehr des ADFC Bad Homburg/Friedrichsdorf, Ralf Gandenberger, sagt: „Dies ist ein erschütterndes Ergebnis, deckt sich aber mit der Wahrnehmung des ADFC zur Radverkehrsinfrastruktur in Bad Homburg. Fahrradfreundlichkeit ist ein wichtiger Standortfaktor für attraktive Städte – deshalb macht uns Sorgen, dass

sich die Bad Homburger auf dem Rad nach wie vor unwohl fühlen.“

Der Fahrradklima-Test zeige bei anderen Städten, dass kontinuierliche Radverkehrsförderung honoriert wird und sich in einem guten Verkehrsklima niederschlägt. „Wenn Bad Homburg will, dass mehr Menschen aufs Rad steigen und die Stadt von unnötigen Autofahrten entlasten, dann muss deutlich mehr passieren. Wir brauchen Platz für gute Radwege, ein zusammenhängendes Radwegenetz und ausreichend Fahrradparkplätze an Haltestellen, Einkaufsstraßen und öffentlichen Gebäuden“, sagt Gnadenberger.

Außer der Beurteilung von vorgegebenen Fragen mit Schulnoten nutzten über 160 Teilnehmer des Fahrradklima-Tests auch die Möglichkeit, insgesamt knapp 290 Anmerkungen zur Fahrradsituation in Bad Homburg zu machen. „Katastrophal“ war ein häufig benutztes Adjektiv, ein Teilnehmer brachte die Situation prägnant auf den Punkt: „Bad Homburg – eine wunderschöne Stadt, die Radfahrer nicht mag“.

Allein 85 Teilnehmer bemängelten, dass es viel zu wenige Radwege gebe und der Ausbau guter Radwege außerordentlich dringend sei, insbesondere an großen Straßen, vom und zum Bahnhof sowie zur Innenstadt aus allen Richtungen, teilt der ADFC mit. 30 Teilnehmer fordern eine zügige Umsetzung des von den städtischen Gremien beschlossenen Radverkehrskonzepts. Ein besonderes Augenmerk legten die Teilnehmer auch auf die Sicherheit der Schulwege. Hier erhielt Bad Homburg mit der Schulnote 4,9 ein „mangelhaft“.

Sehr häufig wurde wiederum die Öffnung der Fußgängerzone für den Radverkehr gefordert. Gleichfalls im Fokus standen die Parks und die Öffnung von Einbahnstraßen. Bei der Öffnung der Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer hat sich zwischenzeitlich eine Verbesserung gezeigt.

Nachdem der ADFC der Stadt eine Liste aller Einbahnstraßen übergeben hatte, wurden seit November 2018 weitere 23 Einbahnstraßen tatsächlich freigegeben oder deren Freigabe von der Straßenverkehrsbehörde angeordnet. Die zeigt nach Auffassung von Ralf Gandenberger, dass sich durch konstruktive Zusammenarbeit zwischen dem ADFC und der Stadt etwas bewegen lässt.

„Allerdings warten wir jetzt auf die schon mehrfach beschlossene Freigabe des Schulbergs für Radfahrer in Gegenrichtung der Einbahnstraße.“



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