Bad Homburg wagt Sprung in die Stratosphäre

Bad Homburg (eh). „Fly Me To The Moon“ sang der legendäre Frank Sinatra 1964. Ob er dabei schon an die Landung der Apollo 11 auf dem Erdtrabanten gedacht hatte, wissen wir nicht. Ganz gewiss hatte Sinatra aber nicht vermutet, dass 50 Jahre nach der Mondlandung von 1969 „dingliche Repräsentanten“ der Stadt Bad Homburg in Richtung Mond aufbrechen würden. Das Projekt „Apollo 11 reloaded“ soll an den ersten bemannten Flug zum Mond erinnern.

Und daher wird am 20. Juli – dem 50. Jahrestag der Mondlandung –ein Nachbau des Apollo Command Modules im Maßstab 1:10 in Richtung Mond starten.Mit von der Partie sind außer der Stadt Bad Homburg mit einem Homburg-Hut-Pin, die Schokoladenmanufaktur „Chocoloat Plus“ mit einem ihrer schmackhaften „Kurschatten“ und die AG Orion mit den Geodaten ihrer zukünftigen Volkssternwarte am Peter-Schall-Haus. Das Apollo-Modul wird mit hochauflösenden Digitalkameras ausgestattet sein, die während des Flugs Bilder von der Erde und der Stratosphäre aufnehmen. Es ist geplant, das Modul mit einem Helium-gefüllten Wetterballon in die Stratosphäre auf eine Höhe von 38,4 Kilometern zu bringen. Das entspricht einem Zehntausendstel des Abstands zum Mond. Auf der Maximalhöhe wird der Ballon platzen, und das Modul wird sich an einem Fallschirm zurück zur Erde bewegen, wo es sicher landet und durch GPS-Signale geortet und geborgen wird.

Kurschatten und Homburg Hut

Hinter der Mission steckt der Ingenieur, Erfinder und Unternehmer Ulrich Krzyminski. Der Kronberger kam auf die Idee zu diesem Projekt, als er während einer Südamerika-Reise den Sternenhimmel und den Mond sehr intensiv wahrnahm. Und so nahm er das Jubiläum der Mondlandung zum Anlass, 2019 zum „Jahr des Mondes“ zu erklären. Die Finanzierung wurde über die CrowdsourcingPlattform „Kickstarter“ geregelt, schnell wurden Freunde und Mitstreiter aus aller Welt für „Apollo 11 reloaded“ gefunden.

So gehört beispielsweise Daniel Schwaabe, der Inhaber der Schokoladenmanufaktur „Chocoloat Plus“, zum Team und wird die Raumkapsel mit Nutzlast bestücken. Es wird einer seiner köstlichen „Bad Homburger Kurschatten“ sein, der die Reise in Richtung Stratosphäre antreten wird. Die Ähnlichkeit der Praline zur Form der Raumkapsel ist übrigens unverkennbar. Schwaabe hat auch dafür gesorgt, dass im Nutzlastcontainer Raum für die Stadt Bad Homburg vorgesehen wird. Oberbürgermeister Alexander Hetjes hat beschlossen, einen Homburg Hut auf die Reise gen Mond zu schicken. Allerdings keinen echten, sondern eine kleinere Variante in Form eines Pins. „Auch wenn es nach dem ersten Flug zum Mond noch zehn Jahre dauern sollte, bis ich zur Landung auf die Erde angesetzt habe, war ich immer fasziniert von dieser technischen Meisterleistung“, erklärte Hetjes. Neil Arm-strong, Buzz Aldrin und Michael Collins seien Helden seiner Jugend gewesen. Hetjes: „Da war es für mich eine Selbstverständlichkeit, dass Bad Homburg jetzt auch den Sprung in die Stratosphäre wagt.“

Auf der Zielgeraden

Bei der AG Orion ist man derzeit nicht nur mit dem Flug zum Mond beschäftigt, sondern auch mit dem Projekt der ersten Volkssternwarte im Hochtaunuskreis. „Wir befinden uns im Endspurt“, erklärt der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Voigt. Der Betrag aus allen Spenden und Fördermitteln, den man zum Bau der Sternwarte benötige, betrage aktuell etwa 150 000 Euro. Ziel des Vereins ist es, 180 000 Euro zusammenzubekommen. Voigt: „In den kommenden Wochen werden voraussichtlich die Verträge mit der Stadt Bad Homburg unterzeichnet.“ Darin werden die finanzielle Förderung und die Grundstücksüberlassung für die Sternwarte am Peter-Schall-Haus geregelt. Vereinsmitglied und Architekt der Volkssternwarte Micha Barsties ist bereits auf der Suche nach einem Bauunternehmen.

Ganz nach dem Vorbild von John F. Kennedy, der in den 1960er-Jahren verkündete, einen Menschen bis Ende des Jahrzehnts sicher zum Mond zu bringen, sind auch die Sternfreunde der AG Orion überzeugt, bis zum Ende des derzeitigen Jahrzehnts die „Volkssternwarte Hochtaunus“ in Bad Homburg zu realisieren.

Der Launch des Apollo-11-Nachbaus findet am Samstag, 20. Juli, im Raum Starnberg statt. Der Ort wurde gewählt, da einige Förderer aus der Region kommen. „Außerdem wird der von den Kameras eingefangene Blick auf die Seeregion, das Alpenvorland und München spektakulär sein“, sagt Ulrich Krzyminski. Das Luftfahrtsamt Bayern hat bereits die Startgenehmigung erteilt.

Die Raumkapsel ist mehrfach verwendbar. Einer weiteren Mission steht daher nichts im Wege. Denn auch das originale Apollo-Programm hat aus mehreren Missionen bestanden. „Der Forschungszweck für eine weitere Mission könnte sein, zu untersuchen, ob die heilsame Bad Homburger Champagnerluft auch noch in schwindelnden Höhen vorzufinden ist“, schlug Daniel Schwaabe vor.

Ulrich Krzyminski, OB Alexander Hetjes und Daniel Schwaabe (v. l.) präsentieren das Raumkapselmodell, das am 20. Juli bis in die Stratosphäre vordringen soll. Foto: eh

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