BI setzt sich für Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet ein

Bad Homburg (bmi). „Man lernt den Wert einer Sache erst dann so richtig schätzen, wenn sie in Gefahr ist“, fasste Andreas Hertsch seine Erfahrungen der zurückliegenden Wochen hinsichtlich der oberen Tannenwaldallee zusammen. Die Bürgerinitiative „Freunde der oberen Tannenwaldallee“ hatte am Freitagabend zum Meinungsaustausch und Dialog mit Oberbürgermeister Alexander Hetjes eingeladen. Gut 60 interessierte Bürger versammelten sich unter Einhaltung der Abstandsregeln im Garten des ehemaligen Café Böttcher in Dornholzhausen.

Ein paar Schritte weiter blickt man schon auf das strittige Gelände rund um die obere Tannenwaldallee. Nur wenige Wochen zuvor hatten die Pläne der Stadt Bad Homburg, genau hier im Zuge einer Landesgartenschau eine tiefgreifende Umgestaltung zu veranlassen, viele Bürger „geschockt und erschreckt“, wie Hertsch es formulierte. Er ist einer der Sprecher der einladenden Bürgerinitiative, die sich in den vergangenen Wochen gegründet hatte, mit dem Ziel, derartige Umgestaltungen zu verhindern.

Mittlerweile hat sich die Lage jedoch bereits entspannt; Oberbürgermeister Alexander Hetjes trat von derartigen Plänen zurück und empfiehlt nun der Stadtverordnetenversammlung, die Bewerbung um die Landesgartenschau zurückzuziehen. Dennoch verdeutlichte Stephan Füchtner, ebenfalls Sprecher der Bürgerinitiative, dass weiteres Engagement der Bürger notwendig sei, um eine dauerhafte Sicherung des nun Erreichten zu gewährleisten. Auf einen Vorschlag von Dr. Rolf Hennes hin setzt sich die Bürgerinitiative jetzt dafür ein, dass das zur Disposition stehende Gebiet als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen wird. Auch Andreas Hertsch betonte: „Dieses Gebiet um die obere Tannenwaldallee ist einmalig in seiner Form und daher schützens- und bewahrenswert.“ Dr. Rolf Hennes ergänzte: „Ein Landschaftsschutzgebiet trägt hier zum Erhalt der kulturhistorischen Bedeutung der Achse zum Gotischen Haus bei.“ Außerdem verwies er auf die Bedeutung des Gebiets als Kaltluftschneise für Bad Homburg.

Auch Oberbürgermeister Hetjes zeigte sich an diesem Abend bereit, die Einrichtung eines Landschaftsschutzgebiets zu unterstützen. Er verlas sogar den Wortlaut seiner Empfehlung an die Stadtverordnetenversammlung, in der er bittet, die Bewerbung um die Landesgartenschau zurückzuziehen. Der Schlusssatz seiner Empfehlung lautet: „Die Verwaltung wird beauftragt, die Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet zu prüfen.“ Dass die Ausweisung zunächst geprüft werden solle, sei durch die landwirtschaftliche Nutzung des Gebiets und durch die Pferdekoppel des Oberstedtener Reitsportvereins notwendig. Dennoch verhindert eine derartige Nutzung die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets nicht von vornherein. Darin besteht ein Unterschied zum Naturschutzgebiet, das auf den Schutz einer wenig vom Menschen geprägten Landschaft zielt und menschliche Einflüsse möglichst einschränkt. Demgegenüber kann ein Landschaftsschutzgebiet auch Kulturlandschaften mit land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung sichern, sofern historische oder denkmalpflegerische Aspekte dafür sprechen.

Rückblickend auf die vergangenen Wochen betonte Hetjes: „Es macht keinen Sinn, gegen den Willen der Bürger so etwas durchzuziehen.“ Jedoch warb er für Verständnis, dass bedingt durch den Corona-Lockdown im März die Vorbereitungen für die Bewerbung um die Landesgartenschau und die Einbeziehung der Bürger nicht optimal gelaufen seien. Er erläuterte, dass im Rahmen der Machbarkeitsstudie gemeinsam mit den Bürgern aus der bis dahin existierenden noch ungeordneten „Ideen-Sammlung“ gemeinsam das Machbare hätte herausgefiltert werden sollen. Weiterhin mit einem Missverständnis aufzuräumen, war ihm wichtig: Der Neue Philippspark und der historische Philippsgarten sind nicht identisch. Laut einer Beschlusslage von 2004 soll der Philippsgarten im Rahmen des Neuen Philippsparks wiederhergestellt werden. Der Philippsgarten ist der am nächsten zum Gotischen Haus gelegene Prinzengarten, war jedoch wohl seinerzeit von seinem über einen langen Zeitraum abwesendem Besitzer nicht sonderlich ausgestaltet worden. Hinsichtlich aller den Prinzengarten betreffenden Pläne sei jedoch noch „alles im Fluss“, meinte Hetjes mit Blick auf die nun schon 16 Jahre bestehende Beschlusslage.

Zurückkommend auf die aktuellen Belange der Kurstadt, versicherte der Oberbürgermeister: „Das Thema Bürgerbeteiligung liegt mir sehr am Herzen“. Er lobte die vielen kons-truktiven Gespräche mit den beiden Sprechern der Bürgerinitiative, Füchtner und Hertsch. Ebenso wie Stephan Füchtner formulierte auch Hetjes: „Wir wollen jetzt nach vorn schauen“ und Füchtner ergänzte: „Es geht jetzt an diesem Abend weniger um die Aufarbeitung vergangener Fehler.“ Nach vorn schauen bedeutet erst einmal, mit Spannung auf die Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung am 10. September zu warten, bei der sich zeigen wird, ob sie der Empfehlung des OB in vollem Umfang folgen wird. Hetjes zeigte sich zuversichtlich, dass eine breite Mehrheit gefunden werden könne.

Die Zukunft im Blick hatte auch derjenige aus dem Kreis der Zuhörer, der im Rahmen der anschließenden Diskussion kritisch nach den Plänen für die Jahre nach 2027 fragte. Sei dann möglicherweise mit einer erneuten Bewerbung um die Landesgartenschau zu rechnen? Daraufhin konstatierte Hetjes, dass er zwar prinzipiell einer Landesgartenschau nicht abgeneigt wäre, allerdings wäre das Gebiet um die obere Tannenwaldallee gemäß der jetzigen Beschlusslage dann nicht mehr verfügbar.



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