„Jedes Bild ist für mich ein kleines Abenteuer“

Blumen und Blüten in einmaliger Vielfalt: Die Bilder des Aquarellmalers Josef Nieth in der Englischen Kirche begeistern durch ihre Leuchtkraft, Leichtigkeit und experimentelle Anmutung. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Wenn der Künstler anwesend ist, erlebt der Besucher einen kleinen Einführungskurs in die Aquarellmalerei: Mit seiner Ausstellung „Faszination Blumen“, die bis zum 13. Februar im Kulturzentrum Englische Kirche am Ferdinandsplatz zu sehen ist, macht Josef Nieth Kunstinteressierten nicht nur ein buntes, farbenfrohes Geschenk in der tristen Jahreszeit; dem Maler gelingt es auch, mit seinen fast 50 zumeist großformatigen Blumen- und Blütenbildern einen Eindruck davon zu geben, welch hohe Kunst das „Experiment mit Farbe und Wasser“ ist.

Da flirrt es von schmalen Blütenblättern in bläulichen Farben. Knallbunte Pusteblumen beeindrucken in ihrer filigranen Leichtigkeit. Der Kopf einer Sonnenblume in zartgelben Farben auf einem dunklen Stängel-Umriss versprüht ihr Gelb wie die Eruption einer Sonne. Eine beeindruckend großformatige Tulpenblüte in leuchtendem Orange macht Lust auf den Frühling. Von der traditionellen Anmutung der Aquarellmalerei bis zur Abstraktion beherrscht der Künstler Josef Nieth seine Techniken – und doch „führt das Fließen von Farben auch zu Zufallsergebnissen, ich habe eine Idee, aber im Verlauf entwickele ich daraus etwas ganz Neues, denn Aquarellmalen kann man nur bedingt steuern, man muss sich darauf einlassen, und dann gibt es überraschende Zufälle“, beschreibt der 1939 in Ungarn geborene Künstler.

Nieth studierte Grafik- und Kunstdesign und arbeitete als Art-Director, Illustrator und Texter in internationalen Werbeagenturen, bis er 1975 eine eigene Werbeagentur gründete. Im Ruhestand fand Josef Nieth dann zu seinem Herzensthema: Blumen und Blüten. „Wir alle kennen viel zu wenige Blumen: Es gibt eine solch gewaltige Vielfalt von Blüten, von Formen und Farben.“ Ihn interessierte es nicht, „nur immer Rosen zu malen“.

Seit 2012 ist Josef Nieth als freischaffender Künstler, in Schwalbach ansässig, immer auf der Suche nach Inspiration aus der Natur; auf den Kanarischen Inseln, den Seychellen, aber auch in heimischen Gefilden findet er Vorlagen. Und wie die Natur selbst, so entwickelt die naturgegebene Fantasie des Künstlers, sein Farbgefühl und die erlernte Technik Neues – und dafür ist Aquarellmalerei wie geschaffen. „Weil man im Malvorgang nur bedingt korrigieren kann und mit flotter Hand und Leichtigkeit die Farben aufs Papier werfen und zum richtigen Zeitpunkt in den Farbverlauf eingreifen muss, entstehen Werke, die einmalig im wahrsten Sinne des Wortes sind und die man auch nicht kopieren kann“, so Nieth.

Lichteffekte und Kontraste in seinen Blumenbildern verstärkt er gelegentlich gekonnt durch Pastellkreide auf der getrockneten Oberfläche, tupft auch mal Farbe weg, wenn er traditionell von Hell nach Dunkel arbeitet. Erkennt der Betrachter im einen Bild noch klar eine ihm bekannte Blüte wie zum Beispiel eine Lilie oder Tulpe, wird im nächsten Bild die Kontur der Blüte aufgebrochen, sie löst sich auf in einen Kreisel von Farben, oder Josef Nieth wandelt Dynamik und Perspektive und legt in die geöffneten Blütenblätter Anmutungen von Tierfiguren. Dabei beherrscht er besonders auch die technisch schwierige Kunst der großformatigen Aquarellmalerei, die eine enorme Leuchtkraft entwickelt. Tritt der Künstler mit dem Besucher zusammen vor eines seiner Bilder, passiert es, dass auch er selbst Überraschendes und Neues darin entdeckt: „Jedes Bild ist für mich ein kleines Abenteuer.“

!Die Ausstellung „Josef Nieth – Faszination Blumen“ im Kulturzentrum Englische Kirche, Ferdinandsplatz, ist bis zum 13. Februar samstags und sonntags jeweils von 11 bis 14 Uhr geöffnet sowie jeweils eine Stunde vor Beginn der Veranstaltungen in der Englischen Kirche zu besichtigen

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