Sie bringt die Sonne auf die Bühne

Charakteristisch für Ntjam Rosies Musik-Stil-Mix sind ein karibischer Rhythmus und afrikanische Versatzstücke. Foto: nl

Bad Homburg (nl). Ihre Haare versteckt sie unter einem großen gelben Tuch, die goldfarbenen Kreolen und ein rot geschminkter Mund runden ihren farbintensiven Look ab. Die 39-Jährige Künstlerin Ntjam Rosie, die in Maastricht aufwuchs und im Kamerun geboren wurde, verkörpert mit ihrer Stimme, ihrem äußeren Erscheinungsbild und vor allem mit ihren Songs die afrikanische Kultur. Gemixt werden ihre Lieder mit anderen musikalischen Einflüssen. Dadurch entsteht eine aufregend abwechslungsreiche Musik, die ihresgleichen sucht.

In ihrem Song „Efas Me Nga Só“ geht es um das Gefühl der Heimatverbundenheit, das Gefühl, sich zu Hause zu fühlen, wo auch immer man ist. Das Lied thematisiert den Verlust von Vertrautheit. Er handelt auch vom Vermächtnis, das man hinterlässt, wenn man der Heimat den Rücken kehrt. Gefühlvoll, mit einem durchsetzungsstarken vollen Timbre moduliert sie mal zart, mal sehr präsent ihre Stimme dazu. Ihr „Song Of The Forest“ wird begleitet von einem jamaikanischen Trommelstil namens Burru. Ihre afrikanischen Melodien werden mit einer Jazzposaune intoniert. Ein kreativer Crossover-Sound, der im intimen Raum des Kulturspeichers eine behagliche und angenehm entspannte Stimmung verbreitet. Zwei Stunden Novemberabend-Karibik-Gefühl mit einem Touch Afrika können so gut zusammenpassen, das Publikum nimmt es gerne an.

Der beeindruckende Rhythmuswechsel voller unüblicher Akkorde kündet von einer musikalischen Klangreise weit weg aus mitteleuropäischen oder US-amerikanischen Pop-Gefilden. Ntjam Rosie kann bereits auf sieben Studioalben zurückblicken. Die Sängerin hat im Laufe ihrer Musikerinnenkarriere in mehr als 20 Ländern auf Jazz-Festivals gespielt.

„This is your moment to shine“, meint sie freudestrahlend. Und Ntjam Rosie richtet sich an ihr Publikum, für das es nun auch an der Zeit sei, befindet sie lässig, einen Auftritt hinzulegen. Sie will die Stimmen hören, die unter der Dusche zu hören sind und vorzugsweise nur für die eigenen Ohren bestimmt sind. Der Moment, in dem man aus vollem Hals unbeobachtet singen könne. Prompt fordert sie das Bad Homburger Publikum auf, sich diesen Augenblick vor Augen zu führen, um mit ihr zusammen spontan in verschiedenen Tonlagen summend loszulegen. „Higher Ground“ von Stevie Wonder aus dem Jahr 1973 covered sie schließlich sehr individuell mit dem gesamten Saal. Nach anfänglich bescheidenem Sound klingt das „Mmmm“ immer voller und schließlich raumfüllend. Die Künstlerin jedenfalls zeigt sich ziemlich zufrieden.

Mariah Carey war es, so erzählt Ntjam Rosie an diesem Abend, die sie als Teenager bewundert habe. Sie habe jeden ihrer Songs einstudiert, ihren Ausdruck in der Stimme und den des Körpers. Mittlerweile hat die zweifache Mutter längst zu ihrem ganz eigenen persönlichen Musikstil gefunden. Und wenn sie ihren Gesang von „No Ordinary Love“ von Sade auf der Akustikgitarre begleitet, dann macht sie daraus ein Erlebnis, das den Smooth Jazz abgelegt und einen ganz neuen kreiert hat. Er klingt nach Improvisation. Ntjam Rosie setzt auf handgemachte Musik mit einprägsam gefühlvoller Stimme.



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