Christlicher Hilfsbund hilft der Partnergemeinde in Aleppo

Beim Gottesdienst in der Sonntagsschule wird auch gesungen. Foto: Christl. Hilfsbund

Bad Homburg (fch). Ihre Reise in den Libanon haben Geschäftsführer Andreas Baumann und Projektleiter Lukas Reineck vom gemeinnützigen Verein „Christlicher Hilfsbund im Orient“ mit einem dreitägigen Aufenthalt in Syrien verknüpft. Das Duo war nach Angaben von Lukas Reineck, der auch für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins mit Sitz in Bad Homburg zuständig ist, vor zehn Jahren zuletzt zu Besuch bei der armenisch-evangelischen Kirchenunion in Syrien. Eingeladen, sich ein aktuelles Bild am Ort von der Lage in Aleppo zu machen, hatte sie Kirchenpräsident Pfarrer Dr. Harout Selimian. Er ist zugleich Pastor der Bethel-Gemeinde in Aleppo.

„In Aleppo hat die armenisch-evangelische Kirchenunion insgesamt drei Gemeinden: die Bethel-Gemeinde die Emanuel-Gemeinde sowie die Märtyrer-Kirche“, informiert Lukas Reineck. Der Christliche Hilfsbund im Orient unterstützt Christen im Nahen Osten ganzheitlich, damit das Evangelium von Jesus Christus dort auch heute sichtbar und erfahrbar wird. Schon während des Kriegs unterstützte der Hilfsbund die Partner in Syrien beispielsweise durch den Bau von Brunnen. Schwerpunkt der Hilfe aus der Kurstadt bildete aber immer die Unterstützung von Jugendlichen und Teenagern in Syrien. „Aktuell helfen wir Gemeinden und Schulen in Aleppo und in Kessab. Dort werden für die Schüler auch Kinderfreizeiten und Nachhilfeunterricht organisiert. Im Sommer findet für ein paar Wochen Sommerferien-Bibelschule für Kinder statt. Außer biblischem Unterricht lernen die Kinder armenische Geschichte. Es gibt Sprachunterricht (Englisch, Französisch und Arabisch) und Spiel- und Freizeitangebote. Kriegsbedingt konnten viele Kinder in den vergangenen Jahre nicht zur Schule gehen. Es gibt einiges nachzuholen. Kinder und junge Erwachsene in Syrien liegen uns besonders am Herzen. Sie sind die nächste Generation, die ihr Land wieder aufbauen soll.“

Positiv überrascht waren die beiden Besucher über die vielen Kinder, die am Gottesdienst in der Sonntagschule teilnahmen. Ende 2016 hatte sich die Bürgerkriegslage in Aleppo beruhigt. Es gab dort keine heftigen Kämpfe mehr. Die Menschen blickten nach vorne, und der Wiederaufbau Aleppos begann. „Der Wiederaufbau Syriens wird noch Jahre (Jahrzehnte dauern), wenn überhaupt wieder aufgebaut werden kann.“ Dringend benötigt werden Arbeits- und Schulplätze, um weitere Abwanderungen zu verhindern. Wirtschaftssanktionen machen es den Menschen im Alltag schwer. „Das Land verlassen hat jeder fünfte Syrer, rund drei Millionen Menschen. Sie fehlen im Land, das merkt man.“ Dr. Harout Selimian betont: „Wir wollen die Jugend ermutigen, in unserem geliebten Syrien zu bleiben. Das Land, das unsere Vorfahren während des armenischen Genozids 1915 mit offenen Armen empfangen hat. Momentan steht unser Glaube auf dem Prüfstand. Doch Fakt ist: Syrien ist unser Heimatland. Hier haben wir unsere Wurzeln. Was die Jugend definitiv braucht, ist finanzielle Unterstützung, Ermutigung und in den meisten Fällen Trost. Das Gebot der Stunde lautet: unserer Jugend den Rücken stärken!“

Entlang der Autobahn von Damaskus nach Aleppo sahen die Besucher aus Bad Homburg viel Zerstörung durch den Krieg. Sie fuhren kilometerlang über zerschossene Straßen und vorbei an zerfallenen Häusern. „Ganze Städte und Dörfer sind zerstört. Niemand lebt mehr dort. Wenn man diese Straße nachts entlangfährt, dann ist der Highway dunkel und fast leer.“ Syrien habe keine Energiekrise, doch das Benzin sei für die Bürger zu teuer. „Die meisten Häuser in Aleppo wurden im Bürgerkrieg und nicht durch das Erdbeben beschädigt oder zerstört. Während des Erdbebens sind in Aleppo vereinzelt Häuser eingefallen, viele Gebäude haben Risse und Schäden wie auch Gebäude auf dem Campus der Bethel-Gemeinde.“

Komplett im Krieg zerstört wurde der berühmte Fleischmarkt (Suk) von Aleppo. Er werde gerade wieder langsam aufgebaut. „Auf dem Gelände der Bethel-Gemeinde ist während des Bürgerkriegs eine Rakete eingeschlagen, die nicht detonierte. Sie wurde entschärft, gereinigt und steht im Büro des Pastors.“ Der Christliche Hilfsbund im Orient unterstützte die Partnergemeinde in Aleppo finanziell, damit die Struktur der Campusgebäude stabilisiert werden konnte. Dort suchten Menschen Zuflucht. Auch für ihre Verpflegung wurden Mittel bereitgestellt. Zur Bethel-Gemeinde gehört auch ein Schulkomplex. Zu den Ideen für Projekte gehören „Start-ups für Make-up“, aber auch Werkstätten für Handy und Laptops, um Arbeitsplätze zu schaffen. Weitere Projekte wie der Bau eines Gewächshauses sowie finanzielle Zuschüsse zu Lehrergehältern seien in Planung.

Informationen und Bilder zur Lage in Aleppo gibt es im Internet unter www. hilfsbund.de/aktuelles.

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