Ehrenbürgerwürde für Olga Stoss

Dr. Alfred Etzrodt (l.) und Oberbürgermeister Alexander Hetjes überreichen Olga Stoss die Urkunde zur Ehrenbürgerwürde. Foto: Stadt Bad Homburg

Bad Homburg (hw). Der Bürgermeister von Dubrovnik, Mato Frankovic, nannte sie die „kleine Frau mit dem großen Herz“. Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt warnte scherzhaft davor, sich zwischen ein Projekt und Olga Stoss zu stellen. Und Oberbürgermeister Alexander Hetjes würdigte die 95-jährige Bad Homburgerin als eine Frau, der man nicht so leicht widerstehen könne. Rund 40 Wegbegleiter, darunter auch einige Gäste aus Dubrovnik, waren am Sonntagmittag in das Golf-Haus im Kurpark gekommen, um dabei zu sein, wenn Etzrodt und Hetjes Olga Stoss offiziell die Ehrenbürgerwürde verleihen.

Streng formal regelt Paragraf 28 Absatz 1 der Hessischen Gemeindeordnung, welche Personen für die Verleihung des Ehrenbürgerrechts in Frage kommen. Der Magistrat hatte auf Anregung von OB Hetjes vorgeschlagen, Olga Stoss, Initiatorin der Städtepartnerschaft mit Dubrovnik, anlässlich ihres 95 . Geburtstags das Ehrenbürgerrecht der Stadt zu verleihen. Dem war die Stadtverordnetenversammlung auf ihrer letzten Sitzung des vergangenen Jahres einstimmig gefolgt.

Olga Stoss, das betonte Etzrodt am Sonntag, zeichnet sich durch einen starken Willen und ein besonderes Durchsetzungsvermögen aus. Gepaart mit zahlreichen Ideen und reichlich Charme hat sie in ihrem Leben vieles bewirkt. Anfang der 1990er-Jahre hatte sie sich während und nach dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien für ihr Heimatland Kroatien eingesetzt. 1991 hatte sie dafür den Verein „Kroatienhilfe Hochtaunus“ gegründet. Mit Beharrlichkeit und großem Organisationstalent hatte sie in herausragender Art und Weise humanitäre Hilfe geleistet. Dabei hatte sie die Projekte nicht nur angestoßen, sondern diese auch persönlich geleitet. „Die Bilanz der Hilfsaktionen ist imposant: Weit über 400 mit Medikamenten, Lebensmitteln und Baumaterialien beladene Lastwagen wurden in den 1990er-Jahren nach Dubrovnik geschickt“, betonte Hetjes. Damit war sie maßgeblich am wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung von Dubrovnik beteiligt.

Seit 2001 organisiert Olga Stoss Bürgerreisen nach Dubrovnik, startete immer wieder neue Projekte und tritt als Bindeglied zwischen den Stadtverwaltungen und kommunalen Regierungsebenen auf. Hetjes: „Aus den Hilfsaktionen heraus entstand dann Olga Stoss großer Wunsch: Dubrovnik sollte Partnerstadt Bad Homburgs werden. Auch das ist ihr gelungen. Denn geht nicht, gibt’s bei ihr nicht. Mit all ihrer Entschlossenheit und großem Verhandlungsgeschick hat sie Bad Homburg auf den Weg in die Partnerschaft mit Dubrovnik geführt, die schließlich im Februar 2002 besiegelt wurde.“

Die Städtepartnerschaft zwischen Bad Homburg und Dubrovnik zählt heute mit zu den lebendigsten. Die Feuerwehren beider Städte arbeiten eng zusammen, tauschen Know-how aus, Freundschaften sind entstanden. Auch der kulturelle Austausch läuft sehr gut, Ende vergangenen Jahres erst waren eine Tanzgruppe und ein Chor auf dem Bad Homburger Erntedankmarkt zu Gast. Was den OB besonders freut: Der Jugendaustausch ist extrem lebhaft. „Es gibt in meinen Augen nichts Wichtigeres, als dass sich junge Menschen begegnen und dabei die Traditionen und kulturellen Eigenschaften der jeweils anderen kennenlernen. So können wir Europa zusammenschweißen. All das hat Olga Stoss initiiert. Sie ist Herz, Motor und Seele dieser Städtepartnerschaft.“

Die Stadt hat es auch der 95-Jährigen zu verdanken, dass nun schon seit vielen Jahren die größte kroatische Tageszeitung „Vecernji list“ in Bad Homburg die Verleihung des kroatischen Heimatpreises ausgerichtet. Die Veranstaltung ist international bekannt und lockt jedes Jahr rund 600 Gäste aus ganz Europa nach Bad Homburg.

Ihr Engagement endet aber nicht mit der Unterstützung ihrer Heimatregion in Kroatien. Auch für ihre „neue Heimat“ Bad Homburg hat sie großartige Dienste geleistet. Mit der von ihr im Jahr 1997 gegründeten „Bürgerhilfe Bad Homburg“ hat Olga Stoss gemeinsam mit ihren Mitstreitern im Rind’schen Bürgerstift vielen alten und pflegebedürftigen Menschen ehrenamtlich Beistand geleistet. Der Verein hilft bei der Organisation von Festen und Veranstaltungen, übernimmt Fahrdienste, unterstützt die Pflegekräfte auf den Stationen und bietet Aktionen für Senioren an. Zudem ist die Bürgerhilfe in der Hausaufgabenhilfe an der Landgraf-Ludwig- und der Ketteler-Francke-Schule sowie im Kreisarchiv aktiv. Olga Stoss ist mittlerweile Ehrenvorsitzende des Vereins. Für ihren unermüdlichen und uneigennützigen Einsatz wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

„Zierlich, aber voller Temperament – so kennt man Olga Stoss in unserer Stadt. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hast, dann schafft sie das auch. Dabei hast sie nie an sich selbst, sondern immer an andere gedacht. An die, die Hilfe nötig haben, denen es schlechter geht“, würdigte OB Hetjes die Verdienste der Bad Homburgerin.



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