Einmalige Fusion von Orgel und Film

Kino in der Kirche: Anlässlich des Orgelfestivals Fugato gibt „Der Glöckner von Notre Dame“ in der Erlöserkirche ein filmisches Gastspiel. Foto: jas

Bad Homburg (jas). Der volle Klang der Sauer-Orgel erfüllt den Kirchenraum, als Quasimodo auf halsbrecherische Art und Weise an der Außenfassade der Pariser Kirche Notre Dame hinunterklettert, um zur schönen Esmeralda zu gelangen. Eine absolut außergwöhnliche Fusion von Musik und Film erlebten die Besucher des Orgelfestivals Fugato in der Erlöserkirche.

Auf einem vor dem Altar aufgestellten großen Bildschirm war der im Jahr 1923 entstandene Stummfilm „The Hunchback of Notre Dame“ („Der Glöckner von Notre Dame“) nach einer Geschichte von Victor Hugo zu sehen. Von der Sauer-Orgel auf der anderen Seite der Kirche kam die Musik zum Geschehen. In den Hauptrollen: Im Filmklassiker als Quasimodo Lon Chaney und als Esmeralda Patsy Ruth Miller, an der Sauer-Orgel der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete David Franke. Er improvisierte zum 117 Minuten langen Stummfilmklassiker und begeisterte mit seinem musikalischen Können die Zuschauer, die gebannt das im Mittelalter angesiedelte Geschehen auf dem Bildschirm, aber vor allem das faszinierende Spiel Frankes an der Orgel verfolgten.

Es ist die Geschichte von Quasimodo, der mit schweren Fehlbildungen auf die Welt kam und nun als Glöckner, Ausgestoßener und Eremit in einem Glockenturm der Pariser Kathedrale Notre Dame lebt. Beim Fest der Narren sieht er Esmeralda und ist von ihr fasziniert. Doch auch Clopin, der der König der Bettler, sowie Erzdekan Dom Claude und dessen jüngerer Bruder, der Priester Jehan, vergucken sich in das schöne Mädchen. Als Jehan und Quasimodo versuchen, Esmeralda zu entführen, werden sie ertappt. Quasimodo wird gefangen genommen und öffentlich ausgepeitscht. Nach weiteren dramatischen Wendungen verstecken Quasimodo und Claude Esmeralda im Glockenturm. Die von Clopin mobilisierte Bevölkerung stürmt schließlich die Kathedrale, Quasimodo leistet erbitterten Widerstand und stirbt. Bis heute haben die in der düster-romantischen Geschichte aufgeworfenen Fragen zu Ausgrenzung, Vorurteilen und gesellschaftlicher Stimmungsmache nichts an Aktualität verloren.

Und wie schon früher in der Ära des Stummfilms üblich – oftmals, um die Geräusche des Vorführgeräts zu übertönen –, improvisierte Franke zu den Filmbildern. Er ließ Tanzmusik erklingen, Glocken läuten, begleitete höfische Bälle, dramatische Überfälle, Folterszenen und den Sturm auf die Kathedrale. Mit seinem außergwöhnlichen Können und seiner Kreativität machte er die Filmvorführung zu einem einmaligen Erlebnis. Sein Einsatz an der imposanten Sauer-Orgel wurde mit stehenden Ovationen und viel Begeisterung gewürdigt.



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