Mit Empathie, Geduld und Einfühlungsvermögen begleiten

Sind stolz auf ihre vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter: Die Gründerin des Bad Homburger Hospiz-Dienstes, Pfarrerin i. R. Helgard Kündiger, und der neue Vorsitzende des Vereins, Dr. Hans-Jörg Todt. Foto: Bergner

Bad Homburg (a.ber). Wie können wir das Tabu um Krankheit, Sterben und Tod aufbrechen und Sterbende in ihrer letzten Lebensphase begleiten? Anfang der 1990er-Jahre stellten sich einige engagierte Menschen aus Bad Homburg diese Frage. Die Gruppe um die evangelische Pfarrerin Helgard Kündiger an den Hochtaunus-Kliniken blieb hartnäckig an dem Thema dran, machte selbst Erfahrungen in der Begleitung sterbenskranker Menschen und ihrer Angehörigen – und gründete schließlich im Jahr 2004 den Bad Homburger Hospiz-Dienst.

Nach 15 Jahren nun feierte der Hospiz-Dienst in der Englischen Kirche und zog Bilanz: Mit mehr als 40 ausgebildeten ehrenamtlichen Hospizhelfern, fast 400 Vereinsmitgliedern, sieben Hauptamtlichen und Bürokräften hat sich der Verein inzwischen zu einer tragenden Säule der Hospizarbeit im Hochtaunuskreis entwickelt. „Leben bis zuletzt“ – mit diesem Leitspruch ist der Bad Homburger Dienst seit 15 Jahren als ambulanter Hospiz- und Palliativberatungsdienst für Menschen in der Kurstadt und im Usinger Land da.

Fragen, die Menschen am Ende ihres Lebens bewegen, Gedanken über ungelöste Konflikte, Fragen des Glaubens und zum Leben nach dem Tod: Mit all dem werden die Hospizhelfer konfrontiert. „Mit Empathie, Geduld und Einfühlungsvermögen stehen unsere Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen den Schwerkranken bei“, schilderte der Vorsitzende des Hospiz-Dienstes, Dr. Hans-Jörg Todt, in der musikalisch umrahmten Feierstunde die Arbeit. Todt dankte Pfarrerin i. R. Helgard Kündiger für ihren Durchhaltewillen bei der Gründung des Vereins. Er lobte das Engagement der Ehrenamtlichen „in vielen belastenden und persönlich fordernden Einsätzen“. Mit einer regelmäßigen Supervision, Fortbildungen und dem Netzwerk des Hospizvereins sowie einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Ärzten werde der Einsatz für die Sterbenden und deren Angehörige bewältigt. „Die meisten Hospizhelfer sagen: ‚Wir bekommen da etwas zurück von den schwerkranken Menschen; es ist keine traurige Arbeit, sondern hat viel mit Gelassenheit zu tun.‘“ Über den geistlichen Schwerpunkt der Hospizarbeit sprach die Referentin für Ethik und Sterbebegleitung, Pfarrerin Dr. Carmen Berger-Zell aus Frankfurt. „Wie gehe ich damit um, wenn ich Menschen begleite, deren ganzes Leben Leid war? Trägt Gott da auch?“ Pfarrerin Berger-Zell sprach in ihrem Festvortrag über Glaubensfragen, Trauer und „das tiefe und schmerzhafte Gefühl der Ungerechtigkeit“ gegenüber anderen Menschen und Gott. Sie zitierte den jüdischen Schriftsteller Elie Wiesel: „Wo ist Gott in all dem Leid?“ Der Versuch, eine Antwort zu finden, habe dazu geführt, Gott auf die Anklagebank zu setzen – „und wir dürfen Gott anklagen, wie es auch Hiob und Mose getan haben“, so Wiesel.

Carmen Berger-Zell machte deutlich, dass es keine endgültige Antwort auf diese Frage gebe. „Jeder Mensch sucht und findet dazu eigene Antworten, und alle Antworten sind immer nur vorläufig.“ Das mache die Hospizarbeit aus, dass sie die Vorläufigkeit der Antworten auf die Fragen nach dem Sinn des Leidens akzeptiere und respektiere.

Dass das Thema Sterben und Tod aus der Tabuzone herausgekommen sei, sei vor allem ein Verdienst des Hospiz-Dienstes, würdigte Oberbürgermeister Alexander Hetjes den Verein. „Sie übernehmen Verantwortung, wo andere sich gerne wegducken“, so Hetjes. Die Stadt unterstützt den Hospiz-Dienst jährlich mit 30000 Euro. Dass auch der Hochtaunuskreis das Thema Sterben seit Jahren intensiv begleite, sagte Kreisbeigeordnete Katrin Hechler in der Feierstunde. Man sei dankbar für die vielen Ehrenamtlichen, „die mit Engagement und Ruhe den Sterbenden helfen“. Mittlerweile gibt es im Hochtaunuskreis fünf Hospiz-Gruppen. Der Bad Homburger Dienst qualifiziert zur Zeit weitere sieben ehrenamtliche Hospizhelfer.

!Der Hospiz-Dienst ist angewiesen auf private und institutionelle Spender. Informationen gibt es im Internet unter www.hospizdienst-bad-homburg.de, Telefon 06172-8686868.



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