„Ihre Erlebnisse haben uns sehr berührt und auch geschockt“

Die Klasse 7e des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums führt ein Zeitzeugengespräch mit der 90-jährigen Auschwitz-Überlebenden Eva Szepesi. Foto: KFG

Bad Homburg (hw). „Wir waren zutiefst beeindruckt über Ihren Mut, uns Ihre Geschichte zu erzählen.“„Ihre Erlebnisse haben uns sehr berührt und auch geschockt.“ Mit diesen Aussagen reagierten Schüler der Klasse 7e des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums (KFG) auf ein Zeitzeugengespräch mit Eva Szepesi, einer 90-jährigen Auschwitz-Überlebenden. Geschichtliche Ereignisse wie den Holocaust durch Augenzeugen zu erleben, ist eine Erfahrung, die immer weniger Schüler erleben dürfen. Eva Szepesi, geboren am 29. September 1932 in Budapest und wohnhaft in Frankfurt am Main, ist Jüdin und eine der letzten Holocaust-Überlebenden, die ihre Erinnerungen an diese Zeit an Schülercweitergeben kann und dadurch einen Raum für erlebte Geschichte im Klassenraum schafft.

Die Schüler der Klasse 7e beschäftigten sich in der Vorbereitung auf das Zeitzeugengespräch mit den Ereignissen zwischen 1933 und 1945 und lernten Eva Szepesis Lebensgeschichte über Zeitungsberichte, Interviewausschnitte und ihr veröffentlichtes Buch „Ein Mädchen allein auf der Flucht: Ungarn – Slowakei – Polen (1944-1945)“ im Politikunterricht ihrer Lehrerin Svenja Schmitt kennen. Schnell stellte sich heraus, dass die Kinder ein großes Interesse daran hatten, Eva Szepesi persönlich kennenzulernen – besonderer Dank gebührt hier den Eltern der Klasse für die Vermittlung dieses Gesprächs.

Die Klasse erstellte vorab ein großes Wandbild mit vielen Fragen zu den unterschiedlichen Stationen ihres Lebens – von der Kindheit in Ungarn, der Flucht in die Slowakei, der Deportation nach Auschwitz – und füllte diese Phasen mit einer Vielzahl an Fragen, die sie Eva Szepesi bei ihrem Besuch persönlich stellen wollten.

Schließlich besuchte Eva Szepesi das Gymnasium. Die Schüler hörten ihr gebannt zu, während sie von ihrer Kindheit in Ungarn, der überstürzten Flucht in die Slowakei, der Deportation nach Auschwitz – beides bereits alleine, ohne Eltern oder Geschwister –, ihrer Zeit im Konzentrationslager im Alter von zwölf Jahren mit der anschließenden Befreiung durch die Rote Armee und den Nachkriegsjahren in Deutschland berichtete.

Gegen Ende des Gesprächs erzählte Eva Szepesi abschließend besonders emotional, wie sie nach den vielen Jahren, in denen sie dachte, keine Familienangehörige mehr zu haben, Ende 2021 Verwandte in Israel durch einen Genabgleich fand, und berührte die Klasse damit zutiefst.

„Die Schüler bedankten sich für den eindrucksvollen und bewegenden Bericht, wodurch ihr Besuch zu einer äußerst unvergleichlichen, wertvollen Erfahrung wurde, welche angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa in ihrer Relevanz einen neuen Stellenwert erhalten hat“, sagte Svenja Schmitt.

Einige Schüler der Klasse 7e haben einen Brief an Eva Szepesi geschrieben, in dem es heißt: „Wir werden, solange wir es können Ihre Geschichte weiterreichen, sodass die schrecklichen Taten nicht wieder auftreten. Wir danken Ihnen für diese wichtige Erfahrung, die wir nicht vergessen werden. Wir werden Sie und Ihre Geschichte in Erinnerung behalten.“



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