Erste Amtseinführung in der digitalen Welt

Zwei, die sich verstehen und mit der Corona-Faust auf gute Zusammenarbeit schon vorab verständigen: Oberbürgermeister Alexander Hetjes (l.) und der designierte neue Bürgermeister Oliver Jedynak. Das freut auch den Stadtverordnetenvorsteher Alfred Etzrodt im Hintergrund (alle CDU). Zur Amtseinführung bekommt Tennisfan Hetjes einen „Bad Homburg Open“-Pullover von seinen Parteifreunden. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Bad Homburg. Mal staatstragend in der Rede, dann wieder locker im Tun und im Lassen, so hat man Oberbürgermeister Alexander Hetjes kennengelernt in den vergangenen knapp sechs Jahren. Immer korrekt, wenn es um Etikette im Sitzungssaal geht, auch mal den Kopf beugend, wenn ihm der „Erste Bürger der Stadt“, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt, die Amtskette umlegen will als Zeichen von Amt und Würde in Diensten der Stadt.

Zu jedem Spaß bereit nach dem Vollzug des offiziellen Aktes. Kein großer Auftritt mit viel Publikum und vielen Reden, der Start in die zweite Amtszeit von Alexander Hetjes (CDU) als Oberbürgermeister wurde in der vordersten Ecke links ohne feinen Hintergrund vor der Bühne im Bürgerhaus Kirdorf vollzogen. Keine Einladung von Ehrengästen, die Amtseinführung, Verpflichtung und Ernennung gemäß Paragraf 46 der Hessischen Gemeindeordnung wurde schlicht vollzogen. Es war der letzte Tagesordnungspunkt in der jüngsten Stadtverordnetensitzung.

Ein Novum war dennoch vorab anzumerken, es war die erste Live-Übertragung einer Parlamentssitzung auf Yotube und damit eine erste Amtseinführung für einen OB in der digitalen Welt. Rund 50 Zuschauer waren am heimischen PC dabei, ein paar weniger als im Saal inklusive des zugelassenen Dutzends auf den Zuschauersitzen.

Gelegenheit für eine Grundsatzrede des alten und neuen Oberbürgermeisters zur Lage der Stadt und vor allem zu dem, was nun ins Blickfeld rücken soll in seiner zweiten Amtszeit. Unter Führung des ersten OB in der Bad Homburger Geschichte, der bei einer Direktwahl bestätigt wurde.

„Verdammt große Aufgaben“

„Ich verspreche, mein Bestes zu geben“, sagte Hetjes gleich zu Anfang, das Ergebnis der Wahl habe er „mit Dankbarkeit angenommen, auch mit Stolz“. Und auch die Worte Demut und Ehre fehlten nicht, bevor der OB auf die „verdammt großen Aufgaben“ einging, die der Kurstadt bevorstünden. „Große Aufgaben, die nur gemeinsam zu bewältigen sind.“ Dieser Appell zog sich durch die gesamte kompakte Rede.

Es war deutlich, dass Hetjes auf die jüngste Kritik am Wasserturm-Geschäft anspielte, als er dazu aufrief, Persönliches in der politischen Auseinandersetzung zu vermeiden und stattdessen ein „respektvolles Miteinander“ zu pflegen. Hetjes: „Das war heute ein guter Beginn“. Die Sitzung verlief friedlich, Einigkeit in fast allen Sachfragen war die Folge. So sollte es weitergehen, denn etwa „der Kampf gegen das Virus ist noch nicht ausgestanden“, die Corona-Kosten würden den Haushalt „mit voller Wucht treffen“.

Als wichtigstes Thema setzte Alexander Hetjes die Zukunft des Kurhauses auf die To-do-Liste der neuen Amtszeit. „Es ist das Herzstück der Stadt, und diese Operation erfolgt am offenen Herzen.“ Das Bild vom Marathon statt einem Sprint in dieser Frage wurde zuletzt oft bemüht, auch vom Kurdirektor. Weil es ein Projekt für das nächste halbe Jahrhundert sein werde, würde dies nur funktionieren mit dem „verbindenden Element Bürgerbeteiligung. Politik über Bürger hinweg, das ist vorbei.“

Zurück zur Lässigkeit bei der anschließenden Gratulation des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dr. Oliver Jedynak, dem designierten neuen Bürgermeister an der Seite von Alexander Hetjes. Beide in einem Alter, in dem Hoodies als modisch gelten, der 29-jährige Jedynak überreichte dem 41-jährigen Hetjes einen grauen Pullover mit dem Logo der „Bad Homburg Open“, gegrüßt und beglückwunscht wird zeitgemäß Faust an Faust. Bleibt nur noch eine Frage des OB vor dem Kehraus: „Wo sind die Schnittchen?“



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