Am Finanzmarkt-Himmel braut sich was zusammen

Eva Heiny (l.) dirigiert das Orchester der Maria-Ward-Schule, das sich beim Neujahrsempfang der Stadt im Kurhaus über reichlich Beifall freuen kann.

Bad Homburg (jas). Es war ein Auftakt nach Maß: der Gastgeber herzlich und aufgeräumt, die Gäste zahlreich und interessiert, der Redner eloquent und humorvoll, das Essen appetitlich und das junge Orchester mit zum Anlass passenden Stücken ausgestattet und fabelhaft eingespielt. Besser hätte der gemeinsame Start ins Jahr 2020, zu dem Stadtverordnetenvorsteher Dr. Alfred Etzrodt ins Kurhaus eingeladen hatte, kaum sein können. Mit Stellvertreter Peter Braun an seiner Seite begrüßte er Politiker und städtische Mitarbeiter, Vertreter von Kirchen, Schulen, Vereinen und Institutionen, von Rettungsdiensten und Feuerwehr, Laternenkönigin Louisa I. mit Gefolge sowie Karnevalsprinzessin Jil I. mit Hofstaat sowie zahlreiche Ehrenamtliche, die der Einladung zum Neujahrsempfang gerne gefolgt waren.

Musikalisch hieß das Blasorchester der Maria-Ward-Schule (MWS) unter Leitung von Eva Heiny die illustre Gästeschar mit zwei Klassikern willkommen. Die Schülerinnen boten nicht nur Georg Friedrich Händels „Royal Fireworks Music“, sondern auch „I Will Follow Him“ von J. W. Stole dar. Als erster Redner des Vormittags warf Etzrodt einen Blick zurück auf das Jahr 2019 und nach vorne auf die Zukunft der Stadt. „Im abgelaufenen Jahr war viel Dampf im Kessel. Dicke Bretter wurden gebohrt.“

Eines der wichtigen Themen sei der Klimawandel, dessen Auswirkungen auch im Hochtaunus deutlich spürbar seien. Um die Situation zu verbessern, passiere allgemein „viel zu wenig, und es dauert zu lange“, kritisierte der Christdemokrat, um dann hinzuzufügen: „In Bad Homburg ist das anders.“ Ob Regiebuch für die weitere Entwicklung der Stadt, Radverkehrskonzept oder Luftqualität – die Stadt gehe mit gutem Beispiel voran.

Große Projekte stehen für 2020 auf der Agenda. Am Bahnhof kommt das lange geplante Kino, der Baubeginn für das Vickers-Areal sei terminiert, und der „nächste große Brocken ist die Bebauung des Klinik-Areals“, so Etzrodt. Das Programm für die 20er-Jahre machen der Abriss der Albin-Göhring-Halle samt Neubau sowie die Räumung und Sanierung des Gotischen Hauses komplett. Eine zentrale Rolle spiele darüber hinaus die Zukunft des Kurhauses. „Wir müssen in absehbarer Zeit handeln, dürfen uns aber nicht unter Zeitdruck setzen“, so Etzrodt. Mit Musik leitete das MWS-Orchester zum Ehrengast des Empfangs über, dem einstigen Musikstudenten und jetzigen Präsidenten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld. Mit dem richtigen Mix aus Information und Leichtigkeit verstand der Bad Homburger es, über ein Thema zu sprechen, das nicht unbedingt gleich jeden ansprach: „Die Finanzmärkte in unruhigen Zeiten“.

Beim Blick auf die Gesamtwetterlage der Finanzmärkte könne man sehen, „da braut sich einiges am Himmel zusammen“. Es gäbe einige nicht zu unterschätzende Risiken, „die sich aufbauen und die sich zu einem Sturm ausweiten könnten“, warnte Hufeld und nannte als Beispiele die Digitalisierung sowie das niedrige Zinsniveau. „Viele Banken hoffen darauf, die Zinsflaute aussitzen zu können.“ Das aber sei das falsche Vorgehen. „Das ist kein kurzfristiges Phänomen. Die Zinsmarge ist schon relativ lange konstant“, betonte Hufeld und forderte, sich mit dem Wandel auseinanderzusetzen. „Wir müssen brutalstmöglich dafür sorgen, dass die Geschäftsmodelle der Banken sich anpassen.“

Zwei Seiten der Medaille

Wichtiges Thema für den Finanzmarkt sei der Brexit. Die Finanzdienstleister müssen jetzt ihre Quartiere verlagern, „und die meisten wechseln von der Themse an den Main“. Hufeld sprach von einem „Ritterschlag für das Rhein-Main-Gebiet“ und einem „enormen Vertrauensvorschuss“. Jede Medaille aber habe zwei Seiten. Die negative: Der ohnehin schon knappe Wohnraum im Umland werde noch gefragter und teurer. Eine komplexe Herausforderung ist laut Hufeld auch der demografische Wandel. „Die Banken müssen sich anpassen, Strategien entwickeln“, forderte er. „Ältere Menschen müssen zum Beispiel an die Digitalisierung herangeführt werden.“ Aber auch die Frage, wie man Betrügern, die Senioren das Geld aus der Tasche ziehen wollen, das Handwerk legt, sei von Bedeutung.

Langanhaltender Applaus, dankende Worte von Gastgeber Etzrodt und der Bildband über Bad Homburg von Saalburgpreisträger Ulrich C. Cannawurf waren das Dankeschön für Redner Felix Hufeld. Über reichlich Beifall und Anerkennung konnten sich auch die Schülerinnen der Maria-Ward-Schule freuen, die mit „Rolling In The Deep“ von Adele, einem Medley von „The Greatest Showman“ und „Pirates Of The Caribbean“ als Zugabe das Publikum am Ende noch einmal begeisterten.

Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Felix Hufeld, spricht über „Die Finanzmärkte in unruhigen Zeiten“.

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