Fliegender Mediziner gewinnt in Österreich

Mit seiner Extra 300S, einem rund 300 PS starken Einsitzer, zeichnet Dr. Martin Gräf bei internationalen Meisterschaften Kunstflugfiguren in den Himmel. Foto: Aviation Fotocrew

Bad Homburg (hw). Wenn es Sommer wird, zieht der Kardiologe, Flugmediziner und Pilot Martin Gräf alle Register – normalerweise. Mit seiner Extra 300S, einem rund 300 PS starken Einsitzer, hergestellt von Extra Aircraft aus Dinslaken, zeichnet der Bad Homburger bei Airshows im In- und Ausland sowie bei internationalen Meisterschaften mit höchster Präzision seine Kunstflugfiguren in den Himmel. Es sind jene Momente, in denen sich das regelmäßige Training auszahlt. Doch der Sommer 2020 war anders als sonst, denn auch an Europas Kunstflugpiloten ist die Covid- 19-Pandemie nicht spurlos vorbeigegangen. Die Europa- und Weltmeisterschaften wurden um ein Jahr verschoben und die Deutsche Meisterschaft zunächst abgesagt, dann aber doch mit knappem Vorlauf in Gera ausgerichtet. „Aus beruflichen Gründen konnte ich aber diesmal nicht teilnehmen“, bedauert Martin Gräf, der Mitglied im Luftsportclub Bad Homburg ist. Auch die meisten Airshows wurden aus dem Kalender gestrichen.

Inmitten der Corona-Turbulenzen bot sich dem Piloten dann eine attraktive Alternative. Vom 14. bis 18. September reiste er mit seiner Extra 300S zum Flugsportzentrum Spitzerberg in Niederösterreich, wo während einer Phase niedriger Infektionszahlen die Österreichischen Meisterschaften im Kunstflug ausgerichtet werden konnten. „Das Organisationskomitee war mir bereits bestens bekannt. Wir hatten uns 2019 auf den Weltmeisterschaften im Motorkunstflug in Breclav, Tschechien, kennengelernt“, sagt Gräf. Der kürzlich modernisierte Flugplatz gilt bei Piloten als perfekter Veranstaltungsort für Wettbewerbe.

Dennoch war die Organisation einer Meisterschaft unter Corona-Bedingungen für die erfahrenen Veranstalter eine bis dato unbekannte Herausforderung. Jederzeit mussten Piloten und Organisatoren mit einer Absage rechnen. Viele Teilnehmer konnten angesichts immer neuer Auflagen und Beschränkungen im Reiseverkehr keine längerfristige Zusage geben. Angesichts dieser Umstände fiel der Wettbewerb kompakter aus als gewohnt. Anstelle von vier gab es im Motorkunstflug nur eine Wettbewerbsklasse mit zehn Teilnehmern. Im Segelkunstflug wurde in zwei statt vier Klassen geflogen. Die Piloten erhielten eine bekannte sowie zwei unbekannte Aufgaben.

Von Anfang an zeichnete sich im Motorflug ein spannendes Rennen um die vorderen Plätze in der Klasse Intermediate Power ab. Zwischen den Piloten Clamer Meltzer, Martin Gräf, Werner Sölle, Thomas Herrele und Roland Kastenhuber lagen nach dem ersten Durchgang nur 60 Punkte. „Mit jeweils einem zweiten Platz am ersten und zweiten Tag konnte ich gut leben. Leider rückte ich in Gesamtwertung nicht auf. Das sollte sich erst mit der letzten unbekannten Aufgabe ändern. Hier konnte ich mit einem gelungenen Flug den ersten Platz und damit auch die Gesamtführung erreichen“, freut sich Martin Gräf, der damit bei der Siegerehrung ganz oben auf dem Treppchen stand.

Während seines Medizinstudiums in Marburg erwarb Gräf (58) die Segelfluglizenz. Innerhalb weniger Jahre sammelte er mehr als 2000 Flugstunden und nahm erfolgreich an Wettbewerben teil. Nach einer Episode im Triathlon konzentrierte er sich wieder auf den Luftsport. Seit 2016 trainiert Gräf unter professioneller Anleitung Kunstflug, zunächst auf einer Christen Eagle II und seit 2019 auf seiner Extra 300S. 2017 sicherte er sich bei seiner ersten Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Motorkunstflug in Gera den Sieg in der Sportsman-Kategorie. Martin Gräf tritt gerne auf Flugshows auf und hat Freude daran, die Faszination des Fliegens zu verbreiten. Als Mediziner widmet er sich in der eigenen Praxis in Karben den Fachbereichen Kardiologie und Flugmedizin.

Mit einem gelungenen Flug bei der letzten Aufgabe der Meisterschaften sichert sich Dr. Martin Gräf den ersten Platz und präsentiert stolz den Siegerpokal. Foto: Gräf/Team Aerobatic Eagle

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