„Für uns ist Europa Realität, wir sind darin groß geworden“

Aus allen Stufen stammen die insgesamt 150 Schüler der Humboldtschule, die sich in den vergangenen Monaten mit dem Projekt „Europa – Mythos und Welterbe“ kreativ und konstruktiv auseinandergesetzt haben. Foto: Pfeifer

Bad Homburg (pit). Nahezu überall wird sich aktuell dem Thema Europa und in diesem Zusammenhang speziell der kurz bevorstehenden Wahl gewidmet. Zumeist allerdings erst seit einigen Wochen. Viele Schüler der Humboldtschule haben dieses Thema unter der Überschrift „Europa – Mythos und Welterbe“ bereits das gesamte aktuell laufende Schuljahr über im Blick. Unterstützt wurden sie von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit ihrem Schulprogramm „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“, von der Unesco-Kommission sowie dem Saalburgmuseum.

Nun war es an der Zeit, das Ergebnis der verschiedenen Projektgruppen anlässlich einer Ausstellungseröffnung zu präsentieren, zu der nicht nur Vertreter des Kollegiums und beteiligte Schüler, sondern auch Vertreter der beteiligten Institutionen und Oberbürgermeister Alexander Hetjes gekommen waren. Den musikalischen Auftakt machte dabei der Popchor der Klassen 5 bis 7 mit seiner Darbietung der Europahymne. Danach war es an Oberstudiendirektor Stefan Engel, die Versammelten willkommen zu heißen. Darunter Dr. Suzana Matešic von der Deutschen Limeskommission, Stadtarchivarin Beate Datzkow, Johannes Salzig, Landeskoordinator der Unesco-Projektschulen, und Saalburgdirektor Dr. Carsten Amrhein.

Lateinlehrerin Antje Schomerus oblag es wiederum, in das Projekt selbst einzuleiten: „Es waren unheimlich viele Personen und Institutionen daran beteiligt, und wir hatten viel fachliche Unterstützung.“ Manche davon hätten das Gymnasium und seine Schüler schon in früheren Projekten unterstützt. Ihr größter Dank galt jedoch den Schülern selbst: „Ihr habt tolle Leistungen gebracht!“.

Multikulti vor 2000 Jahren

OB Hetjes hob unter der Überschrift „Europa“ die Bedeutung Bad Homburgs hervor: „Gerade im 19. Jahrhundert war die Stadt ein Modebad für den Hochadel, zumal es auch Sommerresidenz der Kaiser war.“ Hier sei das erste Mal auf dem Kontinent Tennis gespielt worden, und vor sechs Jahren sei der Golfplatz von Queen Elizabeth II. geadelt worden und dürfe seither als „Royal“ bezeichnet werden. Auch der 1956 gegründete Bad Homburger Jumelage-Ring gehöre zu den ältesten in Europa, und mittels dessen finde ein reger Austausch mit den Partnerstädten – auch zwischen den Schülern – statt.

„Salvete“, rief Saalburgdirektor Dr. Carsten Amrhein den Versammelten zu. Der „Saalburg-Präfekt“ lobte die Wahl des Projekttitels, hätte darin lediglich noch „Realität und Welterbe“ ergänzt – zumal das heutige Europa lediglich auf eine Geschichte von gut einem halben Jahrhundert zurückblicken könne: „Das römische Imperium, das ein wenig nach Südosten verschoben war, hatte einen Bestand von über 1000 Jahren.“ Toleranz habe hierfür gesorgt, der Respekt vor dem anderen. Der Austausch untereinander sei relativ unkompliziert gewesen, da Latein oder Griechisch von allen Bevölkerungsgruppen gesprochen worden sei. Und somit: „Multikulti hat es schon vor 2000 Jahren in Rhein-Main gegeben.“ Gerne wagte er auch den humorvollen Einwurf: „Für die Brexit-Lösung wären damals drei Legionen ausreichend gewesen.“ Immerhin habe auch der damalige Silberdinar als erste europäische Währung das damalige Europa über 1000 Jahre zusammengehalten.

Göttervater Zeus

Dann war es den Schülern überlassen, das zu präsentieren, was sie in den vergangenen Monaten erarbeitet hatten. So schilderte die erste Gruppe den Mythos der Phönizier-Prinzessin Europa und des Göttervaters Zeus als metaphorische Abtrennung des Kontinents von Eurasien. Die Schüler aus dem Leistungskurs Kunst erläuterten ihre Installation, die den Titel „Spieglein, Spieglein an der Wand“ trug: „Mittels der Bilder von Frauen aus der europäischen Kunstgeschichte wollen wir die Rolle der Frau im Verlauf der Jahrhunderte hinterfragen.“

Die dritte Projektgruppe wiederum hatte den Limes „als transnationale Unesco-Welterbestätte in Europa“ untersucht und herausgefunden: „Er trennt die Länder nicht mehr voneinander, sondern verbindet sie.“ Die nächsten Schüler präsentierten sichtlich stolz ihren gelungenen hölzernen Nachbau eines Wachturms, wie er auf der Saalburg zu finden ist, bevor es zur Vorstellungen des „Szenario 2098“ ging, in der sich andere Schüler filmisch mit der klimatischen Bedrohung von Welterbestätten visionär auseinandergesetzt hatten. „Aufkreuzen! Ankreuzen“ war das Marketing-Projekt mit Wahlplakaten zur Europawahl 2019 überschrieben, und hier erläuterte eine Schülerin der Oberstufe: „Für uns ist Europa Realität, wir sind darin groß geworden. Daher geht oft unter, warum die EU so wichtig ist.“ Als fächerübergreifendes Projekt zeigte die Q4 abschließend ihren Strasbourg-Film mit dem Titel „YOUROPE 2019 – Europa heute“ und das Fazit lautete: „Europa bedeutet Friedenssicherung, offene Grenzen und Einheit und ist daher ein gutes Ideal und schönes Projekt.“ Antje Schomerus blieb es überlassen, im Namen aller Versammelten eine Bewertung der Ergebnisse vorzunehmen, die kurz, knapp und treffend ausfiel: „Toll! Mehr fällt mir nicht ein.“



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