Ganz in Weiß bei tropischer Hitze

Auf Bänken, Picknickdecken und Campingstühlen haben es sich die Besucher der Klassiknacht in Weiß vor der Sommerbühne am Kaiser-Wilhelms-Bad gemütlich gemacht. Foto: fk

Von Katrin Staffel

Bad Homburg. Niemand konnte sich erinnern, dass es in einer „Klassiknacht in Weiß“ jemals so heiß war wie an diesem Sonntag. Doch die vielen treuen Besucher des beliebten Kulturevents im Bad Homburger Sommer ließen sich selbst von tropischen Temperaturen nicht abhalten, ihre Tische aufzubauen, schön zu schmücken und mit Leckereien zu bestücken.

Da gab es interessante Variationen zu bestaunen, wie ein Rundgang zeigte, und die meisten weiß gekleideten Gäste – viele davon gut behütet – hatten sich viel Mühe gegeben, mit einem guten kulinarischen Angebot die bewährte Partystimmung im Freien zu unterstützen. In den Kühlboxen waren die Getränke gut aufgehoben, und vom Wein über Sekt und Bier bis zum Wasser war alles im Angebot. Das schicke Damenkränzchen aus Frankfurt kommt „mindestens seit fünf Jahren“, und reist immer schon so frühzeitig an, dass es sich seinen „Stammplatz“ auf der grünen Wiese vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad sichern kann.

Unter den Gästen waren auch Eltern von Kindern, die im Orchester mitspielten. Sie drückten die Daumen und hielten in der Pause die willkommene Stärkung bereit. An diesem Abend war allerdings vor allem flüssige Nahrung gefragt. Die stattliche Bläserformation des Jugendsinfonieorchesters des Hochtaunuskreises (JSO) hatte mit Fanfarenklängen für einen festlichen Auftakt gesorgt und war unter der Leitung von Lars Keitel ein munterer und engagierter musikalischer Begleiter. Von klassischen Werken bis hin zu modernen Songs von Freddie Mercury hatte das Orchester ein unterhaltsames Repertoire im Angebot. Ein Höhepunkt im zweiten Teil des Konzerts war die Aufführung für Vibraphon und Marimbaphon, die von zwei Künstlern genial gestaltet und vom Orchester einfühlsam begleitet wurde.

Bei Haydn tickt die Uhr

Das Werk selbst gefiel durch seine musikalische Vielfalt, bei der nicht nur der rhythmischen Komponente Rechnung getragen wurde. Es zeigte sich auch, dass diese beiden interessanten Schlaginstrumente auch mit melodiösen, tänzerischen und sogar feierlichen Passagen punkten können. Diese wurden von den engagierten Solisten entsprechend „ruhig“ interpretiert, die sich den dramatischeren Teilen mit Verve widmeten. Lars Keitel ist ein experimentierfreudiger Musiker und Dirigent, der genau weiß, was er seinem jungen, spielfreudigen Orchester zumuten kann – das aber auch so manches Mal über sich hinauswachsen darf. Begonnen hatte das JSO mit Joseph Haydns Sinfonie „Die Uhr“, die man im Verlauf der vier Sätze auch deutlich schnarren und „ticken“ hören konnte. Danach folgten Werke des Spaniers Isaac Albeniz, der selbst ein begabter Pianist war. Außer einem Werk, das von Klavier auf Orchester umgeschrieben wurde, spielten die jungen Musiker von ihm „Granada“ und „Asturias“. Lars Keitel merkte an, dass für Albeniz der Rhythmus besonders wichtig gewesen sei. Das gelte auch für das JSO. Mit dem berühmten „Bolero“ von Maurice Ravel stand ein weiterer Spanier auf dem Programm, und die jungen Musiker meisterten auch dieses eigenartige, so eingängige Werk gut.

Die sieben Kontrabässe im Orchester seien eher ungewöhnlich, erklärte Keitel, als er die Musiker vorstellte. Bei der „Bohemian Rhapsody“ und dem Song „We Are The Champions“ forderte er das Publikum nicht vergebens zum Mitsingen auf. Auch den Text der „Bohemian Rhapsody“, in der die anrührende Geschichte von Freddie Mercury und seiner Band „Queen“ erzählt wird, war vielen Zuhörern bekannt. Von ihm stammt auch der Song „We Are The Champions“, den ebenfalls viele Menschen kennen.

Die Musiker spielten unermüdlich bis kurz vor 22 Uhr weiter, und das jugendliche Orchester war auch diesmal wieder ein Garant für ein Konzert, das musikalische Grenzen mühelos überwand. Dafür gab es viel Beifall und Jubel vom „weißen“ Publikum.

Weitere Artikelbilder



X