Gegen die Austrittswelle stemmen

Bad Homburg (hw). Er ist sich nicht zu schade, auch an vorderster Front um seine katholische Kirche zu kämpfen. Auf Einladung des Lions Clubs Weißer Turm und seines Präsidenten Frank Slusny stellte sich vor Kurzem Limburgs Bischof Dr. Georg Bätzing einem Kreis geladener Gäste, um Transparenz zu schaffen und damit auch für seinen synodalen Weg zu werben. Die Zeit drängt, denn nach bisher unveröffentlichten Berichten verlor die deutsche katholische Kirche bundesweit allein durch Kirchenaustritte über 400 000 Mitglieder im vergangenen Jahr. Zum Vergleich, der evangelischen Kirche kehrten 380 000 Mitglieder den Rücken zu – mit der Folge, dass erstmals weniger als die Hälfte aller Bundesbürger einer der beiden christlichen Gemeinschaften angehört.

Bätzing, zugleich Vorsitzender der Bischofskonferenz und damit aktiver Gestalter des synodalen Weges, zeichnete vor den rund 100 Gästen ein sehr versöhnliches, progressives Bild einer deutschen katholischen Kirche. Eingebettet in die Weltkirche müssten den regionalen Besonderheiten Rechnung getragen werden, das heiße, in unserer gesellschaftlich vielfältigen westlichen Welt auch die vielfältigen sexuellen Orientierungen und Identitäten anerkannt und nicht aus der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen werden. Dem Mangel an priesterlichen Personal müsste mit dem Zugang der Frauen zu den sakramentalen Ämtern begegnet werden. Und auch das Zölibat wäre zu hinterfragen. Insofern plädierte Bätzing für eine sich erneuernde Kirche in unterschiedlichen regionalen Geschwindigkeiten. Das größte Asset der katholischen Kirche, die weltumspannende Gemeinschaft und Einheit, gilt es hingegen zu schätzen und zu stärken. Immerhin wachse die katholische Kirche vor allem in den afrikanischen Ländern und Asien, stagniere in Lateinamerika, und nur in Europa sei der Trend der Mitglieder rückläufig. Es ist dieser Gedanke, gemeinschaftlich zu handeln, den Serviceclubs – wie der Lions Club Weißer Turm – und die katholische Kirche verbinden. „Gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehe nur durch Beteiligung“, so Bätzing mit Blick auf das mehr und mehr durch Egoismen und Rücksichtslosigkeit geprägte Zusammenleben.

Richtungweisend: Die an diesem Abend gesammelten Spendengelder in Höhe von rund 1000 Euro kommen in Zusammenarbeit mit der katholischen Caritas Bad Homburger Kindern zugute, die sich die sogenannte Sommerfreizeit nicht leisten können. Nach rund zweieinhalb Stunden verabschiedete Lions-Präsident Frank Slusny Bischof Dr. Georg Bätzing unter stehenden Ovationen.

Limburgs Bischof Dr. Georg Bätzing (am Mikro) ist zu Gast beim Bad Homburger Lions Club Weißer Turm. Foto: Lions Club



X