Gewaltige Akkorde, lyrische Passagen, schnelle Läufe

Mit perlenden Läufen und tänzerischem Duktus überzeugt der junge Pianist Alexander Preiss beim 5. Lev Natochenny Piano Festival in der Englischen Kirche. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Mit herrlich leichtfüßigen Passagen und einem sanglichen Piano in Frederic Chopins Polonaise Op. 40 eröffnete der junge Pianist Alexander Preiss das Galakonzert der Meisterklasse Lev Natochenny in der Englischen Kirche. Zum Abschluss des Piano Festivals Bad Homburg des hier ansässigen Meisterpianisten Lev Natochenny spielten fünf herausragende Nachwuchsmusiker und rissen mit ihrem jugendlichen Schwung die Zuhörer mit.

Dass Professor Natochenny und die Konzertpianistin Eugene Choi vom Lev Natochenny International Piano Institute in der Kurstadt es verstehen, in Meisterkursen außergewöhnliche pianistische Talente zu fördern, wurde beim nun 5. Piano Festival wieder deutlich. Tänzerisch schwelgend und dramatisch gestaltete der 1999 geborene Alexander Preiss die Chopin-Ballade Nr. 1 Op. 23 – und die schnellen Läufe des Stückes perlten präzise von den Tasten des Flügels. Der als Sohn einer Musikerfamilie in Moskau geborene Sergey Korolev hatte sein Programm kurzfristig umgestellt und spielte statt Chopin die Partita Nr. 4 E-Dur von Johann Sebstian Bach: Besser hätte sich der Nachwuchspianist nicht präsentieren können als mit der ungewöhnlich frischen und schwungvollen, ja fast romantischen Interpretation des alten Meisters. Korolev setzte kleinste Akzente mit großer Präzision und verlieh der Partita etwas sehr Filigranes.

Souverän trat der junge Alexander Koryakin mit der Sonate Nr. 28 A-Dur von Ludwig van Beethoven auf. Dem sonnigen Anfangsthema folgten dramatische Passagen, und Koryakin gelang es, ebenso die Forte-Stellen wie auch das luzide klingende Piano in den großen dramatischen Bogen der Sonate einzubinden. Der 25 Jahre junge Sergey Belyavsky, der Sergei Prokofjews 6. Sonate interpretierte, stieg mit einem starken Forte in das Stück ein und arbeitete konzentriert die Dramatik heraus: Gewaltige Akkorde, lyrische Passagen – Belyavsky, der schon viele internationale Klavierwettbewerbe gewonnen hat, brachte den aufrührerischen Charakter der Musik bestens zum Ausdruck. Wunderbar sehnsuchtsvolle und romantische Klänge fanden sich in Alexander Skrjabins Sonate Nr. 3 fis-moll, die der international bereits erfahrene Solist Sven Bauer spielte. Das Stück bestach besonders durch die feinen, träumerischen Passagen und ein weiches Piano.

Das Lev Natochenny International Piano Institute präsentierte auch diesmal wieder hochkarätige junge Pianisten. Dass Oberbürgermeister Alexander Hetjes das Piano Festival als „Leuchtturm“ der musikalischen Veranstaltungen in der Stadt bezeichnete, das mittlerweile von zahlreichen Sponsoren, darunter der Taunus Sparkasse und HR2 Kultur unterstützt wird, ist nur recht und billig.

Für Musikinteressierte bot Lev Natochenny nun schon zum wiederholten Mal die kostenlose Teilnahme als Zuhörer bei seinen Meisterkursen in der Englischen Kirche an – und viele Begeisterte nutzten die Gelegenheit, sich vom intensiven Zusammenspiel zwischen Meister und Schülern am Klavier zu überzeugen.



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