Glitzer, Genuss und geniale Ideen

Von Astrid Bergner

Bad Homburg. „Es gibt Sachen, da kommst du gar nicht drauf!“ Dieser begeisterte Ausruf einer Besucherin des „Boom! Design Festivals“ fasste zusammen, was die Aussteller im und um das Bad Homburger Kurhaus und die Louisenstraße hinunter bis zu den Louisen Arkaden am vergangenen Wochenende anboten. Mit so viel Liebe zum Detail präsentierten fast 200 handwerklich begabte Anbieter ihre Waren, dass der Gang über den Markt zum beeindruckenden Bummel von Stand zu Stand wurde.

Hauptsammelpunkt der kreativbegeisterten Besucher war das Kurhaus: Hier drängten sich Stände dicht an dicht, und Heike Rechner mit ihrem Laden „Annajulie“ eröffnete gleich an der Eingangstür den Reigen der Anbieter selbstgenähter Taschen, Portemonnaies und Kissen. „Ich nähe, seit ich fünf Jahre alt bin. Da bekam ich eine eigene Kinder-Nähmaschine“, erzählt die kreative Frau aus Grafenau bei Böblingen. Jeans-Stoffe haben es ihr schon lange angetan, und so sind selbst die Notizbücher, die sie anbietet, in Jeans gekleidet.

Heike Rechner ist begeistert vom „Boom! Design Festival“ in der Kurstadt – nicht nur die Veranstalter hätten alles bestens arrangiert, auch das Zusammentreffen der Kreativen am ersten Abend des Festivals sei inspirierend. Der Besitzer des Labels „Schickimicki“ gegenüber erzählt währenddessen einer Besucherin mehr über die Philosophie, die hinter seinem selbstgefertigten Schmuck steht: Der Schmuck drücke aus, dass man nur einmal lebe und an seine Ziele glauben solle, wirbt er. Und auch am Nachbarstand, an dem große Kunstdrucke feilgeboten werden, kommen Verkäuferin und Kundin miteinander ins Gespräch.

Das „Boom! Design Festival“ bietet Gelegenheit, mit kreativen Menschen in Kontakt zu kommen. Wie mit Christiane König von „Kingkerlitz“, die mit wunderschönen Knopf-Ohrsteckern in allen Farben vor allem die Damenwelt anlockt. „Wir sind ganz groß in Kleinigkeiten“, sagt die Künstlerin, die bereits von Anfang an beim Festival dabei ist. Mittlerweile betreibe die ganze Familie das kleine Unternehmen, sagt sie stolz und zeigt ihre individuell gefertigten Lesezeichen: „Die kann sich der Kunde je nach Hobby oder Beruf selbst aus Accessoires zusammenstellen, und wir fertigen sie dann auf Bestellung.“

Taschen mit Geschichte

Während Christiane König seelenruhig im Trubel ihre Perlen und Metallteile auffädelt, ist Tochter Carlotta eifrig am Verkaufen. Wieviel Spaß das Präsentieren des Selbstgemachten den Künstlern macht, zeigt sich auch am Stand von Heike Kriszán, die aus Bayern angereist ist und ihre Näharbeiten ausgelegt hat: Babykleidung und fantasievolle Kinderkleider und Beutel aus herrlich bunten Stoffen locken die Vorbeischlendernden an. „Neu sind bei uns die Brautmädchenkleider“, zeigt die gelernte Schneiderin stolz. Auch ihre Mutter sei schon Schneiderin gewesen, und aus dem alten Handwerk habe sich dann im Laufe der Zeit ihr Geschäft entwickelt – bei dem der Ehemann von Heike Kriszán eifrig als überzeugende Verkaufskraft mithilft.

Vorbei an Thomas Heers Label „fawwi“ – auch hier bleibt man neugierig stehen und sieht sich die „Taschen mit Geschichte“ an, die aus den Stoffen alter Luftmatratzen und hochwertiger alter Sakkos, aus Leder und Armeezelten hergestellt sind und viel Gefallen finden. Ein paar glitzernde Haarspangen bei Maike Stipp erstehen, die in ihrem bunten Lädchen wie aus der Zeit gefallen wirkt – fantasievolle Waren umgeben die freundliche junge Frau wie auf einem Jahrmarkt in alten Zeiten. Feinschmecker kommen bei der „Feinschleckerei“ auf ihre Kosten: Hier gibt es Chutneys wie Bacon-Birne, Knuspermandel oder Salsiccia-Fenchel. Und wer solches mal selbst probieren wollte herzustellen, für den gibt es gleich das richtige handgefertigte Messer an einem benachbarten Stand – an dem sich selbstredend gleich viele männliche Neugierige versammeln und zusehen, wie der Verkäufer das Messer ganz einfach an der Unterseite eines Porzellantellers wieder scharf schleift.

Vor dem Kurhaus ziehen nicht nur Melodien von der umlagerten Live-Music-Bühne ins Ohr, sondern auch leckere Düfte in die Nase: Vintage-Foodtrucks haben trotz des regnerischen Wetters Zulauf, denn wer will sich schon die kulinarischen Höhepunkte wie Pulled Pork oder leckere „Hessische Hot Dogs“ entgehen lassen?

Vorbei an „Schokoklunker“ und „Lederdachs“, an Portemonnaies aus Wurzelholz und Kaffeebechern mit Sprüchen wie „Das Glück kommt zu denen. die lachen“ – eine Pause wird noch eingelegt beim Perlenzauber-Atelier aus Oberursel, das in den Louisen Arkaden seine Tische aufgebaut hat: Hier kann man im Anblick tausender bunter und glitzernder Perlen schwelgen.

Und am Ende ist die Einkaufstüte, in der zuerst nur ein Designerstück gelegen hat, mächtig voll geworden. Ob man das alles braucht? Es ist das Gefühl, die Kreativität anderer Menschen gewürdigt und besondere Dinge erstanden zu haben – und das kann einfach alle Beteiligten glücklich machen.

Hauptsammelpunkt der kreativbegeisterten Besucher ist das Kurhaus: Hier drängen sich Stände dicht an dicht, außerdem gibt es Live-Musik und allerlei kulinarische Leckereien zum Probieren. Foto: fk

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