Große Koalition gegen Schotter und Kiesbeete

Schotter und Kies gehören zu den Garten-Trends der Moderne – vor Bürogebäuden wie hier in der Saalburgstraße und vor Wohnhäusern. Der Aufriss zeigt, dass der Boden unter dem Schotter zumindest nicht versiegelt ist. Foto: Streicher

Bad Homburg (js). So sind sie, die Homburger Parlamentarier. Erkennen die Zeichen der Zeit, und wenn’s eng wird, stehen sie zusammen. In breiter Front für den Klimaschutz. Das aktuellste und drängendste Thema hat flugs Eingang in die parlamentarische Diskussion gefunden. Klimaschutz ist angesagt, ist gewünscht, gefordert fast. Der jüngste parlamentarische Abend hatte schon knapp zwei Stunden Fahrt aufgenommen, als auf Wunsch der BLB (Bürgerliste Bad Homburg) Tagesordnungspunkt 15 auch noch in die öffentliche Diskussion aufgenommen wurde: „Betr.: Schotter und Kiesbeete zukünftig verhindern“. Hört, hört, war irgendwo aus dem Hintergrund der klassische politische Zwischenruf zu vernehmen.

Oliver Jedynak, Hoffnungsträger der CDU und schon mit Mitte 20 promovierter Fraktionsvorsitzender, sprach schnell vom „besonderen Moment“ in dieser 32. Sitzung der Legislaturperiode. Freute sich „über Begeisterung in breiter Mehrheit“. Auch er hatte den Antrag unterschrieben, der im ersten Absatz folgenden Wortlaut hat: „Wir, die Stadtverordneten der Stadt Bad Homburg, halten Klimaschutz für wichtig und möchten die Grundstückeigentümer und Bürgerinnen und Bürger in Bad Homburg dafür sensibilisieren, einen Beitrag zum Klimaschutz und zum Schutz der Bienen, Hummeln und Schmetterlinge zu leisten“. Mitunterzeichner die Fraktionschefs Jürgen Stamm (SPD), Armin Johnert (BLB), Daniela Kraft (Grüne) und die Einzelkämpfer Okan Karasu und Peter Braun. Ja, die FDP hat die ganz große Koalition verweigert, auch ein paar andere Einzelkämpfer. Sensibilisieren, appellieren, die Worte im Antrag sind vorsichtig formuliert, sie sollen ja werben. Für Vorgärten mit Blumenbeeten, Rasen oder Büschen und Hecken und „nicht mit vorwiegend leblosen Schotter- und Kiesbetten“. Man sieht sie immer häufiger in neuen Wohnquartieren, aber auch im Altbestand. Pflegeleicht, kein Unkraut mehr, Rasenmäher und Hacke unnötig, bisschen karg vielleicht, aber auch lässig-chic, top-modern, mega-stylisch. Meditationsfläche am Straßenrand. Wer solcherart Vorgärten ablehnt, tut das nicht aus ästhetischen Gründen, sondern aus ökologischem Verständnis, wie die Antragsteller betonen. Und es werden immer mehr, im ganzen Lande wehren sich Kommunen gegen die Versiegelung potenzieller Grünflächen. Zum Vorgehen dagegen haben sie keine Handhabe, sie können aber für die Zukunft vorbauen.

Am Anfang steht also der Appell, dass die Homburger bevorzugt Pflanzen pflanzen sollen, „die Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen Nahrung bieten“. Damit würde auch ein „wertvoller Beitrag zum Speichern von Grundwasser und zu einem angenehmen Mikro-Klima an heißen Tagen und Nächten geleistet“ und ordentlich Schadstoffe aus der Luft gefiltert.

Ein bisschen Druck aber soll auch sein. Den hat der Magistrat jetzt an der Backe. Denn er ist von der ganz großen Koalition aufgefordert worden, bei allen Neubaugebieten die Bebauungspläne so zu gestalten, dass Stein- und Kiesbeete verboten werden. Erfahrungen aus Städten, die bereits Verbote von Schotterflächen vorgesehen haben, sollen dabei einbezogen werden.



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