Grüne nennen Kita-Vertrag familienpolitischen Bankrott

Als Vorzeigeprojekt wurde das neue Wohngebiet „Am Hühnerstein“ im Sommer von OB Hetjes und den Stadtplanern präsentiert. Mit Spielgeräten für Kinder, mit Spielplatz und Bachlauf, Brücke und Bäumen. Die ersten Kinder gab es damals schon, jetzt sind es mehr geworden, gleichwohl fehlt die Kindertagesstätte noch immer. Foto: js

Bad Homburg (js). Die ersten „Hühnerstein-Kinder“ werden zum Kita-Besuch in die Nachbarstadt Friedrichsdorf gebracht werden müssen. Eine von den Grünen und der Bürgerliste Bad Homburg (BLB) geforderte zweigruppige Container-Kita auf dem geplanten Außengelände des neuen Vorzeige-Wohnquartiers „Am Hühnerstein“ am Ortsrand von Ober-Erlenbach wird es nicht geben. Eine große Mehrheit im Stadtparlament, angeführt von den Koalitionären CDU und SPD, hat die Idee als kurzfristig nicht machbar zurückgewiesen und im Stadtparlament einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Friedrichsdorf über die Überlassung von bis zu 50 Plätzen in der neuen Kinderbetreuungsstätte „Hugenottenstraße 119“ beschlossen. Gegen eine Beteiligung an den laufenden Betriebskosten, kalkuliert wird mit einem Zuschussbedarf von maximal 310 000 Euro jährlich bei 50 Kindern.

Weil in Bad Homburg aktuell 152 Plätze für Kinder ab dem dritten Lebensjahr fehlen, die so genannten Ü3-Kinder, hatte Sozialdezernentin Lucia Lewalter-Schoor (SPD) noch einmal dringend um Zustimmung zur nicht unbedingt gewünschten Variante der Kinderbetreuung gebeten. Im Gebäude des ehemaligen „Kings College“ in der Hugenottenstraße 119 sei Platz genug für fünf Ü3-Gruppen, Platz, den die Stadt nicht rechtzeitig „Am Hühnerstein“ geschaffen hat. Zwar sind die ersten Bewohner längst eingezogen, die vorgesehene Kindertagesstätte für sechs Gruppen befindet sich aber immer noch in Planung. Wenn alles gut läuft, könnte sie Ende 2022 fertig sein, hieß es noch Ende November aus der zuständigen Abteilung im Rathaus der Stadt. Damals wurde der Vorschlag des Kooperationsvertrags erstmals im Parlament diskutiert. Ein Anlass, sich „in Grund und Boden zu schämen“, so OB-Kandidat Armin Johnert (BLB) seinerzeit, jetzt nannte er es „nicht befriedigend“, dass es keine Kita in einem neuen Wohngebiet gibt, bei dessen Entwicklung die Stadt maßgeblich an der Planung beteiligt sei. Auf den rund 200 Baugrundstücken werden viele Wohnungen und größere Heimstätten speziell für junge Familien mit Kindern konzipiert. Eine „familienpolitische Bankrotterklärung“, so Daniela Kraft (Grüne), ein Fehler der Stadt, der in Bad Homburg „geheilt“ werden müsse. Mit einer „guten Container-Lösung vor Ort“, bis die versprochene Kita fertig ist. Dies sei auch in anderen Kommunen relativ kurzfristig machbar, „warum nicht in Bad Homburg?“

Am 1. September soll die Kita in Friedrichsdorf den Betrieb aufnehmen, für die ersten vier Monate sind dann knapp 100 000 Euro fällig, die laut Lewalter-Schoor als Zuschussbedarf bereits auf einem Sachkonto „Maßnahmen KiFöG“ zur Verfügung stünden. Dem Gleichheitsgrundsatz folgend, sollen die Betreuungskosten für Bad Homburger Eltern auf Antrag erstattet werden. Bei einer Betreuungszeit von über sechs Stunden müsste nach Friedrichsdorfer Satzung eine Betreuungsgebühr gezahlt werden. Wenn 50 Plätze gebucht würden, müsste die Stadt maximal rund 64 000 Euro pro Jahr übernehmen. Volle Unterstützung sicherten Lewalter-Schoors Parteigenossinnen Beate Denfeld und Elke Barth zu. „Wir sollten diese tolle Chance ergreifen“, sagte Denfeld es entstünde eine „Win-win-Situation für zwei Städte durch eine kreative Lösung“. Man solle der Verwaltung trauen und den „Hut der Dankbarkeit aufziehen“. Elke Barth rechnete vor, dass etwa für die Menschen aus Kirdorf oder Ober-Erlenbach der Weg nach Friedrichsdorf nicht weiter sei als in die Innenstadt.



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