Grüne Welle und fahrradsichere Kreuzungen

Bad Homburg (hw). Ihre Forderungen für eine fahrradfreundliche Stadt haben die Mitglieder des ADFC jetzt Oberbürgermeister Alexander Hetjes sowie allen Stadtverordneten und Ortsbeiräten übermittelt. Der ADFC ist der Meinung, dass die bisherigen Anstrengungen der Stadt nicht ausreichen, um nach dem schlechten Abschneiden im jüngsten Fahrradklima-Test signifikant aufzuholen. Bad Homburg hatte den letzten Platz aller Städte in Hessen belegt. Auch im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts „Forum Bad Homburg 2030“ wurde von den Bürgern der starke Wunsch nach einer deutlich verbesserten Radverkehrsinfrastruktur geäußert.

Mit der Umsetzung der vom ADFC erarbeiten Maßnahmen soll Bad Homburg eine fahrrad- freundliche Stadt werden. Ziel sei es, eine deutlich sicherere Radinfrastruktur für alle Altersklassen, insbesondere aber für Schulkinder und Senioren, zu schaffen. Auf diese Weise werde der Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen signifikant steigen, ist sich Bernhard Wiedemann, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC, sicher. Studien hätten gezeigt, dass bei guter Radverkehrsinfrastruktur etwa 60 Prozent der Autofahrer bereit sind, auf das Fahrrad umzusteigen, zumal 25 Prozent der mit dem Auto zurückgelegten Entfernungen unter zwei Kilometern und 50 Prozent unter fünf Kilometern liegen. Weniger Autoverkehr erhöhe die Lebensqualität in der Stadt und leiste einen Betrag zur Luftreinhaltung.

Priorität hat für den ADFC, dass möglichst vom motorisierten Verkehr getrennte innerstädtische Fahrradtraßen eingerichtet werden, die sich an den Routen der Schüler und den Fahrrad-Pendlerströmen orientieren. Diese Trassen sollen die Schulen mit den Wohngebieten verbinden und sicheres Radfahren zwischen den Stadtteilen, vom Bahnhof in die Innenstadt und in die Stadtteile ermöglichen.

Die Stadt wird aufgefordert, an Hauptverkehrsstraßen pro Kalenderjahr mindestens zwei Kilometer neue Radverkehrsanlagen mit einer Mindestbreite von 2,30 Meter zu schaffen und alte umzubauen. Weiterhin sollen pro Kalenderjahr mindestens zwei Kilometer geeignete Nebenstraßen für den Radverkehr attraktiv umgestaltet werden. Dies soll bevorzugt vor Kitas und Schulen, in Wohngebieten und Bereichen mit hoher Verkehrsdichte geschehen. Nebenstraßen sind dann fahrradfreundlich, wenn sie als Fahrradstraßen ohne Kfz-Durchgangsverkehr ausgestaltet sind, über Aufpflasterung von Einmündungen verfügen oder Sichtachsen freigehalten werden, so der ADFC. „Gerade für Schüler führt die Schaffung von Sackgassen oder die Sperrung von Straßen für den Durchgangsverkehrs zu einer deutlichen Erhöhung der Sicherheit“, sagt Nadja Vomhof, Mitglied in der Arbeitsgruppe Radinfrastruktur und Mutter von zwei radelnden Schülerinnen.

Der ADFC macht auch konkrete Vorschläge, welche Straßen und Quartiere zuerst umgestaltet werden sollten. In den vergangenen Wochen wurde in den städtischen Gremien bereits intensiv über die Vorschläge zur Verkehrsführung „Rund um das Vickers-Areal“ diskutiert. „Das Gebiet hat eine hohe Relevanz für den Schülerverkehr und für Pendler vom Bahnhof und in das Gewerbegebiet. Außerdem setzen unsere Ideen das neue Regiebuch der Stadt konsequent um. Daher ist es umso erstaunlicher, dass unsere Vorschläge abgelehnt wurden“, sagt Klaus Stocker. „Wir bleiben aber dran.“

Weil sichere Schulwege so wichtig sind, schlägt der ADFC die Umgestaltung der Urseler Straße, des Hessenrings und des Hindenburgrings vor. Der Umbau dürfe jedoch nicht zu Lasten des ÖPNV oder der Fußgänger gehen. „Unsere Forderungen sind aber auch nicht gegen den Autoverkehr gerichtet“, stellt Thorsten Fogelberg klar, „aber wir müssen den vorhandenen Straßenraum fair zwischen allen Verkehrsteilnehmern aufteilen. Die Verkehrspolitik der vergangenen 70 Jahre hat einseitig das Auto bevorzugt, das muss jetzt korrigiert werden.“

Die meisten Unfälle mit Radfahrern passieren beim Abbiegen. Daher fordert der ADFC, dass die Stadt mindestens eine Kreuzung pro Kalenderjahr fußgänger- und fahrradsicher umbaut. Um die Attraktivität des Radverkehrs zu erhöhen, schlägt der ADFC zusätzlich vor, die Ampelschaltungen zu verbessern sowie grüne Wellen und Vorrangschaltungen für Radfahrer einzuführen. „Dies verkürzt die Wartezeiten deutlich und führt dazu, dass Radfahrer an roten Ampeln anhalten und nicht über Gehwege ausweichen. Wir wollen, dass auch Radfahrer die Verkehrsregeln einhalten“, betont Bernhard Wiedemann.

„Dies ist alles nicht zum Nulltarif zu haben“, weiß Ralf Gandenberger. „Daher haben wir der Stadt und den Kommunalpolitikern ganz konkrete Vorschläge gemacht, wie unsere Forderungen im anstehenden Doppelhaushalt 2020/21 berücksichtigt werden sollten.“ Der ADFC fordert drei Millionen Euro für Planung und Bau der aufgeführten Maßnahmen für die nächsten beiden Jahre. Das Land Hessen bezuschusse den Ausbau guter Radverkehrsinfrastruktur derzeit mit etwa 70 Prozent, so der ADFC, „wodurch sich der zunächst hoch klingende Betrag wieder relativiere“. Die Forderungen des ADFC können im Internet unter www.adfc-bad-homburg.de/ abgerufen werden.



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