„Gypsys“ wecken Party-Erinnerungen

Die Nacht kommt, und die Stimmung steigt. Die „Gypsys“ trumpfen vor rund 1100 Bad Homburger Sommergästen auf.  Foto: nl

Bad Homburg (nl). „Come closer!“, die „Gypsys“, denen dieses Mal die Sommerbühne im Kurpark gehört, geben nichts auf vornehme Zurückhaltung, auch nicht in der Kurstadt mit Champagnerluft. Gleich mit den ersten Takten fordern sie ihr Publikum auf, doch nach vorne zu kommen zum Grooven und Tanzen. Die Playlist der „Gypsys“ ist so populär und weckt offensichtlich bei vielen Erinnerungen an Discobesuche oder legendäre Kellerpartys im elterlichen Haus, dass es nicht lange dauert, bis der Platz vor der Sommerbühne krachend voll ist.

Da werden ganz befreit die Arme zum Takt in die Luft gereckt, und keiner wippt da verhalten und nur ein bisschen mit dem Fuß. Hier gibt jeder vor und auf der Bühne alles und alles mit vollem Körpereinsatz. Wenn Sängerin Ena Roth loslegt und Gitarrist Michael Baum ebenfalls mit seiner Stimme den Platz ausfüllt, dann klingen Songs wie „Talk To Me Baby“, „Maniac“ oder „Long Train Running“ so, als seien sie eigens für die Band gemacht.

Wen wundert’s, dass die „Gypsys“ schon über 1000 Auftritte hinter sich gebracht haben. Die Band bietet nicht nur Party-Stimmung, sondern auch sehr gut gemachte Musik. Hier performen Musiker, die ihr Publikum über zweieinhalb Stunden lang auf Hochtouren bringen und dafür sorgen, dass es auch bei einem Richtig-gute-Stimmung-Abend bleibt.

Michael Kercher am Schlagzeug gibt den Takt mit seinen zehn Becken und mindestens ebenso vielen Toms vor. Sein Mix aus elektronischem und traditionellem Schlagwerk besticht. Dass er dem Publikum auf der Bühne den Rücken zukehrt, bringt ihn dazu, sich in der Pause kurz an die Bad Homburger zu wenden, um ihnen zu erklären, warum er das gut findet und mit Absicht so sitzt. Es sei ihm wichtig, dass alle sehen können, was er da mache. Und er macht nicht wenig. Der Musiker, der von seiner Optik und seinem Alter her auch bei den „Rolling Stones“ mit an Bord sein könnte, ist das Herzstück der Band.

So sweet interpretiert die Band „Love Is Like Oxygen“, zackig und cool hingegen den Song „Sweet Dreams“ von den „Eurythmics“. Es soll ja nicht unbedingt und übertrieben gemäkelt werden, aber „Shout“ und „Enjoy The Silence“ von „Depeche Mode“ könnte schon den einen oder anderen schnelleren Takt vertragen. Oder ging’s damals vor über 30 Jahren einfach auch im Pop gemächlicher zu? Am Ende kommen Songs der „Rocky Horror Picture Show“, und der Platz vor der Bühne brennt. Das lassen sich die Fans nicht nehmen, und los geht’s mit der Begeisterung. Die Siebziger leben.

Keine falsche Attitüde – die „Gypsys“ lassen sich nicht lange feiern, bis die Zugabe kommt. Die erfahrenen Bühnenprofis wissen, was passiert, wenn sie ihren Abschied ankündigen, um kurz darauf nochmal mit voller Energie loszulegen. „Wir machen hier Krach bis 22 Uhr“, sagt Gitarrist Michael Baum, „dann müssen wir Rücksicht auf den Nachbarn nehmen, den einen, den garantiert jeder von euch kennt. Das ist der, dem es immer zu laut ist.“



X