Den Heuchelbach aus Beton und Rohren befreit

Viele Erlen hat die Stadt entlang des Heuchelbachs gepflanzt, dessen natürlicher Bachlauf von den bei der Eröffnung anwesenden Kleingärtnern und Anliegern bewundert wird. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Gemütlich zu Fuß von der PPR-Kreuzung bis zum Untertor schlendern, ohne Autoverkehr und streckenweise an den Blühwiesen neben dem Heuchelbach entlang – dies ist jetzt möglich. Mohnblumen und Kornblumen nicken auf ihren Stengeln, und zwischen Königsteiner Straße und dem Götzenmühlweg geht es entlang des renaturierten Baches Richtung Innenstadt. Symbolisch schnitt die Enkelin der früheren Besitzer der Götzenmühle, die vierjährige Elli Eller, gemeinsam mit Oberbürgermeister Alexander Hetjes das Absperrband durch und gab den geschwungenen Spazier- und Radfahrweg frei.

Rund 500 000 Euro hat die Stadt in die Renaturierung des 200 Meter langen Abschnitts des Heuchelbachs investiert, 218 000 Euro davon hat das Land Hessen übernommen. Das Gelände rund um die alte, 2017 abgerissene Götzenmühle ist weitläufig, der Blick schweift vom Bach über die Brache, die bis zu den Kleingärten am Götzenmühlweg reicht. Doris Klenk, Ingenieurin des Fachbereichs Stadtplanung in Bad Homburg, ist zufrieden: „Es gibt einen gesetzlichen Auftrag, die Bäche wieder in einen guten Zustand zu versetzen“, erklärt sie. Der Heuchelbach war jahrzehntelang in Beton gebettet und verrohrt hinter Gartenhütten auf dem Gelände versteckt gewesen. „Nun haben wir ihm sein natürliches Bachbett zurückgegeben.“

Ameisenbläuling anlocken

Klenk erklärt die Renaturierungsmaßnahme den anwesenden städtischen Vertretern, Privatleuten und benachbarten Kleingärtnern, die zur Eröffnung gekommen sind. „Mit dem Ausbringen einer regionalen Saatgutmischung entlang des Bachlaufs hoffen wir, die Falterart Ameisenbläuling, die es in Bad Homburg noch gibt, wieder anzulocken“, sagt sie. Dazu sei auch der Große Wiesenknopf, eine besondere wilde Pflanzenart, ausgesät worden. Nun hoffe man darauf, dass auch der Heuchelbach, dessen Ränder jetzt große Wackersteine und neugepflanzte Erlenbäume säumen, bald wieder mehr Wasser führe. „Die ganze Arbeit hat sich gelohnt“, sagte OB Alexander Hetjes und ließ noch einmal die Arbeiten zur Renaturierung Revue passieren, die Behörden und Naturschutz „sehr konstruktiv“ miteinander gestaltet hätten.

Wohnhäuser entstehen

2014 hatten die Besitzer des Ensembles Götzenmühle, Bernd und Gabriele Eller, ihre Häuser und den Grund an einen Privatmann verkauft. Laut der früheren Bewohner der drei Mühlengebäude war die Götzenmühle zum Schluss sehr marode gewesen. Wo früher die Mühle mit Landwirtschaft und Tieren von den Eltern Bernd Ellers betrieben worden war, liegt nun nur noch ein Haufen alter Steine inmitten der Brache, und zwei alte Garagen stehen noch. Diese wird der heutige Besitzer des Geländes, der 13 000 Quadratmeter des Geländes an die Stadt zur Renaturierung des Heuchelbachs verkaufte, ebenfalls in Kürze abreißen lassen. Wo die Mühle stand, werden drei Wohnhäuser errichtet, die dem alten Ensemble der Götzenmühle nachempfunden werden sollen.

Wer den Fuß- und Radfahrweg entlang des Heuchelbaches jetzt entlanggeht oder -fährt, kann sich nun über 200 Meter lang an den hohen Blühwiesen erfreuen, die laut Hetjes nur zweimal im Jahr gemäht werden sollen, um den seltenen Pflanzen- und Schmetterlingsarten Raum zu bieten. Papierkörbe sollen noch aufgestellt werden. Wo der Heuchelbach den Götzenmühlweg unterquert, ist er allerdings wieder verrohrt und fließt anschließend in einem Betonbett neben dem Pfad „Am Heuchelbach“ entlang. Hier ist noch viel zu tun.

Die Stadt hat zahlreiche Gewässer zu betreuen. 55 Kilometer Fließgewässer, die im Taunus entspringen und alle in die Nidda fließen, durchqueren das Stadtgebiet insgesamt. In der Vergangenheit waren viele der Wasserläufe einfach begradigt und verrohrt worden. Seit 1993 bemüht sich die Stadt, Fließgewässer zu renaturieren und zu sanieren. Dabei spielt außer der Lebensqualität für Menschen und Tiere auch der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle.

Weitere Artikelbilder



X