Kultur in all ihren Facetten genießen

Zu einem musikalischen Nachklang von Olympia sind die Besucher der Kulturnacht in die Erlöserkirche eingeladen. Sängerin Myriam Jabaly singt französische Chansons, Bettina Höger-Loesch begleitet sie am Klavier. Das Interesse ist groß. Foto: jas

Von Janine Stavenow

Bad Homburg. Ganz ohne Zweifel: Viele Bad Homburger haben sich die Kulturnacht längst als einen wichtigen Termin in ihrem Kalender vermerkt. Beim 14. Kultur-Spektakel dieser Art am vergangenen Samstag waren Fans von Musik, Tanz, Theater, Literatur und bildender Kunst – mancherorts bis Mitternacht – in der Kurstadt unterwegs. Schon kurz nachdem die Kulturnacht mit Glockenläuten eröffnet worden war, hatten sich an vielen der 17 Stationen zahlreiche Interessierte versammelt.

Vor allem die Dorotheenstraße zwischen Stadtbibliothek und Landgrafenschloss, die sogenannte Kulturmeile, hatten sich viele Besucher als Ziel ausgesucht. Kein Wunder: Wer hier alles sehen und erleben wollte, musste schon gut planen. Kaum waren die Glocken der großen Bad Homburger Kirchen verklungen, startete an vielen Orten das Programm.

Ein wahres Lichtspektakel konnte jeder genießen, der einen Moment vor der Pfarrkirche St. Marien stehenblieb. Bunte Scheinwerfer tauchten das Gotteshaus in alle Farben des Regenbogens – ein wunderschönes und seltenes Fotomotiv.

Im Innern der Kirche begrüßte Pfarrer Werner Meuer die Besucher zu Kunst, Musik, Spiritualität und Gebet und wünschte allen eine „frohe, heitere und wunderschöne Kulturnacht“. Den musikalischen Auftakt machten auf der Empore Monika Nebel (Orgel und Klavier) sowie Daniela Wolfrom (Querflöte) mit der Sonata in C-Dur von Loeillet de Gant, Kompositionen von Tartini, Godard und Bizet sowie „Wind“ von Brian Crain.

In der benachbarten Stadtbibliothek war schon früh am Abend ordentlich was los. Während im Erdgeschoss ein moderiertes Live-Game angeboten wurde, war weiter oben willkommen, wer sein Wissen beim „Literarischen Quiz“ unter Beweis stellen wollte. Eine viel gefragte Frau war während der Kulturnacht Petra Helmling, die mit Kindern und Jugendlichen Miniatur-Welten im Booklet-Format anfertigte. Zwischen zwei Buchdeckeln, die als Wände dienten, entstand eine Wohnzimmereinrichtung im Kleinformat – eine Lampe, ein Sessel, ein Hocker fanden Platz. Mit großem Eifer bastelten Buchliebhaber wie Luxi das literarische Wohnzimmer zusammen.

Kreativ sein konnten auch die zahlreichen Besucher, die ins Atelier des Museums Sinclair-Haus geeilt waren. Dort wurden – passend zur aktuellen Ausstellung „Pilze“ – Pilze aus Papier und Filz kreiert. Wie’s geht, zeigte den Besuchern Tamara Zippel. Wer nicht selbst aktiv werden, sondern lieber Kunst konsumieren wollte, war in den Ausstellungsräumen willkommen. Die präsentierten Kunstwerke, die die faszinierende Vielfalt und Komplexität von Pilzen aufzeigen, konnten entweder bei stündlichen Kurzführungen oder auf eigene Faust entdeckt werden.

In seine aktuellen Ausstellungen hatte auch das Landgrafenschloss eingeladen. Hier konnten Kulturnacht-Besucher zum einen die Präsentation „244ff. Von Friedrich bis Ferdinand“ in der historischen Bibliothek und im Ahnensaal betrachten, zum anderen war es möglich, im Königsflügel des Schlosses die Appartements des letzten deutschen Kaiserpaars zu besuchen.

Eine große Menschentraube hatte sich vor der Erlöserkirche versammelt. Gleich zwei Mal in der Kulturnacht startete hier Architektin Ruxandra-Maria Jotzu ihre Rundgänge durch die Dorotheenstraße. Die Möglichkeit, mehr über diese Straße, deren historische Häuser eine eindrucksvolle Kulisse für Musik, bildende Kunst und Literatur sind, zu erfahren, wollten sich viele nicht entgehen lassen. Im evangelischen Gotteshaus wurde derweil noch einmal an die besondere Atmosphäre der Olympischen Spiele in Paris erinnert. Chansonsängerin Myriam Jabaly sang französische Chansons wie „Sous le ciel de Paris“, begleitet wurde sie dabei von Bettina Höger-Loesch am Klavier. Viele Bad Homburger waren gekommen, um sich an die unvergesslichen Spiele in Frankreichs Hauptstadt zu erinnern.

Eine Geburtstagsfeier wurde im Rahmen der Kulturnacht in der Volkshochschule in der Elisabethenstraße gefeiert. Zum 75-Jährigen konnten sich dort alle Musikbegeisterten auf eine Reise durch die Musikgeschichte begeben – vom Petticoat bis zum Rave. Getanzt wurde auch im Kulturzentrum Englische Kirche am Ferdinandsplatz. Der gebürtige Bad Homburger Jan Jantzen, alias DJ Jnex, legte hier die angesagtesten Hits von den 70er-Jahren bis heute auf. Und noch vieles mehr stand auf dem Programm des nächtlichen Spektakels: ein Konzert des Piano-Trios Hoff/Somsen/Lindholm im Speicher zum Beispiel, eine Beatbox-Performance mit den „Razzzones“ im Kurtheater, Kunst mit Rock-Musik in der Galerie Artlantis, Kunst der Emotionen im E-Werk, der Auftritt eines Bänkelsängers im Kirdorfer Heimatmuseum und, und, und.

Wer die aufregende Kulturnacht mit einem besonderen Spaziergang ausklingen lassen wollte, hatte im Gustavsgarten der Villa Wertheimber Gelegenheit dazu. Im dunklen Park wurden die großen Stahl-Skulpturen des Bildhauers Faxe M. Müller zu besonderen Hinguckern. Und nicht nur das: Eine Lichtinstallation verwandelte den Dorischen Tempel in ein kleines, strahlendes Juwel, mystisch und geheimnisvoll. Fast ebenso schön erstrahlte daneben die Villa selbst, das Domizil des Stadtarchivs, die anlässlich der Kulturnacht in ein faszinierendes Lila-Pink getaucht war.

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