Nicht lamentieren, sondern die Kernkompetenzen stärken

Pfarrer Andreas Hannemann wird ab Februar 2020 als Seelsorger die Erlöserkirchengemeinde leiten. Foto: a.ber

Bad Homburg (a.ber). Auf die Frage, ob er denn gerne singe, lacht Andreas Hannemann. Der evangelische Pfarrer, der Anfang Februar sein neues Amt an der Erlöserkirche antreten wird, hat viel für Musik übrig. „Ich singe gerne und finde die kirchenmusikalische Arbeit, die hier an der Erlöserkirche geleistet wird, großartig – aber ich möchte mich erstmal auf die Kernaufgaben eines Pfarrers konzentrieren“, sagt der 51-Jährige. Die Berufung von Pfarrer Andreas Hannemann an die große Stadtkirche Bad Homburgs ist ein Neuanfang und eine Neuausrichtung für die dortige Gemeinde: Kommt Hannemann doch aus einer pietistisch geprägten Personalkirchengemeinde in Frankfurt am Main. Zwölf Jahre lang hat der 1968 geborene Seelsorger in der Nord-Ost-Gemeinde Aufbauarbeit geleistet, und die Personalkirchengemeinde der EKHN, die in diesen vergangenen zwölf Jahren um 48 Prozent auf 472 Mitglieder gewachsen war, lässt ihren Pfarrer nur ungern ziehen. Er habe die Gemeinde „hervorragend geistlich geleitet“, heißt es.

Die Herausforderung, in seiner Berufszeit noch einmal eine ganz andere Form der Gemeindearbeit kennenzulernen, habe ihn nun gereizt, sagt Andreas Hannemann. Von Aufbau versteht er etwas: Schon als 15-Jähriger gründete er in seiner Heimatgemeinde am Niederrhein eine landeskirchliche CVJM-Gruppe, „das war meine Glaubensprägung“. Über die kirchliche Jugendarbeit kam er zum Studium der evangelischen Theologie in Tübingen und Bonn. Nach dem Vikariat in Essen-Burgaltendorf nahm er eine erste Pfarrstelle im Hunsrück an und wechselte später auf eine Stelle in Wetzlar, wo er sieben Jahre Pfarrer war. 2008 berief ihn die Nord-Ost-Kirchengemeinde Frankfurt zum Dienst in dieser Sonder-Gemeinde der EKHN, deren Mitglieder sich ihr unabhängig von ihrem jeweiligen Wohnort aktiv anschließen.

Für die Zukunft wünscht sich der Pfarrer auch an der Erlöserkirche viele aktive Gemeindeglieder. Vom Lamento über den Rückgang der Kirchenmitglieder allgemein und der damit einhergehenden Strukturreform der Landeskirche will sich der Seelsorger nicht einschüchtern lassen: „Angst wirkt immer lähmend, und wir brauchen keine Angst zu haben. Wir müssen uns fragen, wo die Kernkompetenzen der Kirche liegen und diese stärken. Und dann liegt es immer auch an der Gnade Gottes, ob der Weg gelingt. Aber: Die Kirche wird Zukunft haben“, sagt Hannemann.

Die Kernkompetenzen der Kirche sieht der Pfarrer vor allem in Mut machenden Antworten der Bibel – zum Beispiel auf die Frage säkularer Menschen nach dem, was über den Tod hinaus kommt. Auch zum Thema Einsamkeit könne eine Kirchengemeinde viel sagen und tun: „Da können wir Gemeinschaft stiften.“ Außerdem sei es die Bestimmung des Menschen, Gott zu loben – „und das geschieht hier an der Erlöserkirche bereits durch die kirchenmusikalische Arbeit. Da müssen wir mit der Gemeindearbeit auch einstimmen“, sagt Hannemann. Besonders ein Aufbau des Kindergottesdienstes liegt ihm am Herzen.

Ehrenämter aufgeben

Neugierig sei er auf seine neue Gemeinde, sagt der evangelische Pfarrer, der mit einer Grundschullehrerin verheiratet ist und zwei Kinder im Grundschulalter hat. Bad Homburg kannte er schon durch zahlreiche Besuche auf dem schönen Weihnachtsmarkt am Schloss, sagt er. Zu Anfang seines Dienstantritts in Bad Homburg wird Hannemann noch von seinem jetzigen Wohnort Kalbach in die Kurstadt pendeln, bis der Umzug ins Pfarrhaus ansteht. Mit seinem Wechsel an die Erlöserkirche wird der Pfarrer seine bisherigen Ehrenämter aufgeben: den Vorsitz in der Frankfurter Evangelischen Allianz, das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden im Gemeinschaftsverband Rhein-Main sowie die Mitgliedschaft im Vorstand des CVJM-Westbundes. Er wolle sich künftig ganz auf die neue Aufgabe konzentrieren können.

!Die Einführung von Pfarrer Andreas Hannemann erfolgt am Sonntag, 2. Februar, um 10 Uhr im Gottesdienst in der Erlöserkirche, Dorotheenstraße1, durch Dekan Michael Tönges-Braungart mit anschließendem Empfang.



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