Lesermeinung

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Unser Leser Volkmar Schuster aus Bad Homburg meint zum Bericht „700 Tonnen Salz und 40 000 Liter Lauge“ (Bad Homburger Woche vom 28. November):

Mit gemischten Gefühlen und Bedauern habe ich diesen Bericht über die Winteraktivitäten des Betriebshofes gelesen. Mir scheint, hier ist der redaktionelle Ton ziemlich aus der Zeit gefallen. Es ist schon verwunderlich, dass man hier das Thema behandelt, als ginge es um ein Heldenepos der städtischen Verwaltung und ihrem Personal.

Es ist ja nicht abzustreiten, dass gewisse Streudienste zur rechten Zeit durchgeführt werden müssen. Aber muss das denn so perfektioniert auf allen Straßen und Sträßchen geschehen oder wäre es nicht ausreichend, wenn man nur die Hauptverkehrsadern dermaßen freihalten würde? Es wäre beispielsweise auch nicht nötig, bei Schneefall kleinere Zufahrtsstraßen zu berieseln oder zu bestreuen, da ja sowieso meist am Nachmittag der Schnee schon wieder geschmolzen ist.

Unsere Bäume sind durch die Trockenheit der zwei letzten Sommer in höchstem Maße immer noch stark geschwächt. Da muss man nicht unbedingt im Winter überall noch deren Böden mit Salz versiegeln. Das in einer Zeit des „Friday for future“, in der selbst in Bad Homburg schon Demonstrationen stattfinden. In der heutigen Zeit sollte ein Autofahrer nicht der Meinung sein, er hätte ein Recht, so fahren zu können, wie auf trockenen Sommerstraßen. Im Winter langsamer und vorsichtiger zu fahren, wäre doch der erste kleine Schritt in Richtung Schonung unseres Lebensraumes.

Den normalen Bürgern wird stark empfohlen, auf Salzstreuen zu verzichten oder nur im äußersten Gefahrenfall davon Gebrauch zu machen (oder ist es ihm sogar verboten?!). Da singt man doch besser nicht das Hohelied der Effizienz und der High-Tech-Salzstreuung.

Die Akteure sollten also nicht mit Stolz das absolut Notwendige tun, sondern es wäre besser, wenn sie dabei ein klein wenig schlechtes Gewissen verspürten, auch wenn sie lobenswerterweise noch so tüchtig bei der Arbeit sind. Also, nicht „je perfekter, umso besser“ unseren städtischen Boden versalzen, sondern eher nach dem Motto „weniger ist mehr“. Oder findet etwa der Klimawandel erst hinter den städtischen Gefilden statt!?

Hoffen wir also auf wenig Eis und Glätte im kommenden Winter. Dann reichen die Lagervorräte vielleicht nicht nur für ein, sondern für zwei oder gar drei Jahre.



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