Letztes Semester für das „Studium Generale“

Bad Homburg (ks). Am Dienstag, 10. März, um 19.30 Uhr beginnt in der Hölderlinschule, Hessenring 156, das letzte Semester der zweiten Auflage des von der Volkshochschule (VHS) angebotenen „Studiums Generale“. Die meisten der um die 80 Teilnehmer sind wieder dabei, wenn zum Abschluss die letzte spannende Phase des 20. Jahrhunderts behandelt wird. Für die Konzeption trägt nach wie vor Gero Fuhrmann die Verantwortung, und sein Fokus richtet sich dabei wieder auf eher selten behandelte Themen, die dennoch die Epoche geprägt haben. Gerade das habe das Studium Generale schon immer ausgezeichnet, konstatiert er. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Tatsache, dass Dozenten und Wissenschaftler bemüht sind, auch komplizierte Zusammenhänge allgemeinverständlich darzustellen.

Der Einstieg mit der Vorlesung von Professor Dr. Benad ist ein gutes Beispiel dafür. Das etwas sperrige Thema „Religiöse Anschauungen, Weltgestaltung und Säkularisierung“ macht der Professor am konkreten Beispiel der von Friedrich von Bodelschwingh gegründeten „Anstalten“ in Bethel fest, in der Menschen mit Behinderungen betreut werden. Einst ein Ort christlicher Nächstenliebe und Frömmigkeit als „Gegenentwurf zur sündhaften Welt da draußen“. Im Zuge der gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen geriet diese Institution in die Krise, weil der Diakonische Nachwuchs ausblieb und junge Männer keine Diakone mehr werden wollten. Als Folge wurde 1968 „weltliches Personal“ eingestellt und die „Stadt der Barmherzigkeit“ in einen modernen Wohlfahrtkonzern umgestaltet. Eine geglückte Anpassung an eine neue Zeit und ihre Herausforderungen, die auch mit Umbruch und Verlust verbunden war, wie Georg Herzberg an „Utopie und Untergang. Kunst in der DDR“ zeigen wird. Der Referent hat die Düsseldorfer Ausstellung pädagogisch begleitet. Wie einschneidend militärtechnische Neuerungen den Ausgang des Zweiten Weltkriegs beeinflusst haben, wird Dr. Volker Benad-Wagenhoff in seiner Vorlesung „Der Panzer und der ‚German Way of War‘“ zeigen.

Lag das Augenmerk in diesen Jahrzehnten zunächst auf dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel, so rückte die Natur allmählich immer stärker in den Fokus. In einem weiten Bogen behandeln Dr. Rolf und Renate Wiggershaus dieses Phänomen unter dem Thema „Die Frankfurter Schule und die Krise des Verhältnisses von Gesellschaft und Natur“ von den philosophischen Thesen der Professoren Horkheimer und Adorno bis hin zu ihrem Schüler Jürgen Habermas. Rolf Wiggerhaus hat das Standardwerk zur Frankfurter Schule verfasst. Der Entwicklung der elektronischen Massenmedien wird ebenso Aufmerksamkeit geschenkt wie der Bedeutung der DNA und der Frage, wie weit die Erkenntnisse und Erfahrungen der modernen Medizin und der Lebenswissenschaften das Selbstverständnis, die Kultur und die Gesellschaft des modernen Menschen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägen.

Jesuitenpater Klaus Mertes

Professor Marie-Luise Recker wird sich zum Ende des Semesters mit „dem Weg zur Einheit der Deutschen Nation“ befassen. Dr. Volker Benad-Wagenhoff erinnert in seiner Vorlesung „The Bomber will always get through“ – der Zweite Weltkrieg aus der Luft“ an eines der düstersten Kapitel des Zweiten Weltkriegs. Dass auch „musische“ Themen“ zur Musik und Literatur nicht zu kurz kommen, ist ebenfalls gewährleistet. An Benjamin Brittens Kompositionsvielfalt wird Professor Dr. Norbert Abels das „gesamte Spektrum der Moderne“ beispielhaft beleuchten. Er hat die „maßgebliche“ deutsche Biografie des britischen Komponisten verfasst.

Zur Einführung in das Semester in der Stadtbibliothek hatte Christian Delius in seiner autobiographischen Erzählung „Die Zukunft der Schönheit“ darüber berichtet, wie die Musik seinen Protagonisten körperlich fühlen lässt, „dass Zerstören und Zersetzen der Beginn alles Schönen sein kann und die Kunst das Rettende wird“. Das erinnert an das Hölderlinwort aus „Patmos“: „Wo aber Gefahr ist wächst das Rettende auch.“

Ein besonderes Augenmerk verdient die Sonderveranstaltung am Samstag, 4. April, um 19.30 Uhr in der Unterkirche der Erlöserkirche. Dort wird Jesuitenpater Klaus Mertes unter dem Titel „Die Freiheit, die Fesseln trägt“ eine Einführung in die szenische Aufführung der Johannespassion von Johann Sebastian Bach geben, die am 5. und 10. April jeweils um 17 Uhr in der Erlöserkirche stattfindet. Karten gibt es bei Tourist Info + Service im Kurhaus oder im Internet unter www.bachchor-badhomburg.de. Informationen zum Studium Generale hat Gero Fuhrmann, Telefon 0170-3494040.



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