Max Ringel startet mit seinem Team bei „Startup Teens“ durch

Gemeinsam sehr kreativ und erfolgreich (v. l.): Max Ringel, Henry Heppe,  Elizaveta Turshatova, Annika Thomczyk und Elena Eberhardt. Foto: Amina Reccius

Bad Homburg (hw). 30 Unternehmen sind im Deutschen Aktienindex (Dax) vertreten. Jedes von ihnen hat 2020 einen etwa 300 Seiten langen Unternehmensbericht veröffentlicht. Max Ringel aus Bad Homburg und seine Freunde Annika Thomczyk, Elizaveta Turshatova, Henry Heppe und Elena Eberhardt haben sie alle gelesen – und ihr gewonnenes Wissen perfekt umgesetzt. Mit einem Konzept für die effektivere Nutzung von Rechenkapazitäten haben sie es als Team „LEHAM“ ins Finale von „Startup Teens“ geschafft.

Startup Teens ist eine 2015 gegründete Non-Profit-Organisation, die jungen Menschen dabei hilft, ihre Ideen zu verwirklichen. „Viele Jugendliche würden gerne gründen, wissen aber noch nicht, wie“, erklärt Mitgründer und Geschäftsführer Hauke Schwiezer das Problem. Um hier nachzuhelfen, veranstaltet „Startup Teens“ unter anderem jährlich einen deutschlandweiten Businessplan-Wettbewerb. In sieben Kategorien können 14- bis 19-jährige Schüler teilnehmen, die ihre Idee in einem Businessplan umsetzen. Drei Teams aus jeder Kategorie kommen ins Finale nach Berlin, das in diesem Jahr am 18. Juni stattfindet und in dem pro Kategorie 10 000 Euro Preisgeld für die Gewinner ausgegeben werden.

Die Chance auf diesen Preis hat auch Team „LEHAM“ in der Kategorie „Industry & Technology“. Aber was hat ihnen diesen Erfolg gebracht? „Uns ist aufgefallen, dass die Rechenzentren von Unternehmen sehr ineffizient sind. Ein großer Teil der Kapazitäten wird nicht genutzt“, sagt Max Ringel. Deshalb wollen die fünf Schüler vom Internat Schloss Hansenberg in Geisenheim diese Überkapazitäten in einer Cloud bündeln und an mittelständische Unternehmen gegen eine Provision vermieten. Die Leistungen der meist umweltschädlichen Rechenzentren können so nachhaltiger genutzt werden.

Max Ringel ist der IT-Experte im Team, der sich um die praktische Umsetzung des Konzepts kümmert. Der hobbymäßige Schachspieler sagt, dass die Arbeit im Team der zentrale Schlüssel zum Erfolg ist. „‚Startup Teens‘ ist eine gute Gelegenheit, mit anderen etwas zusammen zu machen“, sagt der 18-Jährige. Er freut sich, dass er über die Monate viele Soft Skills erlernen konnte, also wegweisende berufliche und soziale Kompetenzen wie Empathie oder der Einsatz für eine zukunftsfähige Welt. Auch beruflich soll es für ihn später in die Bereiche Naturwissenschaften und Informatik gehen.

Am Anfang ihres Projekts stand die Frage, ob die Idee überhaupt technisch umsetzbar ist. „Wir mussten uns sehr ins Thema einlesen, das hat viele Abende gedauert“, erinnert sich Ringel. Nachdem sie ihr Glück zunächst beim Deutschen Gründerpreis versucht haben, bei dem sie nur wenig erfolgreich waren, entschieden sie sich für die Teilnahme an „Startup Teens“. Mittlerweile haben sie ihr Konzept erweitert und viel positives Feedback erhalten. Gerade in der Lockdown-Zeit konnten sie effektiv am Projekt arbeiten. „Wir haben irgendwann ein Ziel am Ende des Tunnels gesehen“, so der Schüler.

„Man geht davon aus, dass die Prozessoren in Servern der Rechenzentren nur zu etwa 20 Prozent ausgelastet sind“, sagt Dr. Ralph Hintemann, Digitalisierungs-Experte und Senior Researcher am Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit mit Sitz in Berlin. Er bestätigt die Recherchen des Schülerteams, gibt aber zu bedenken: „Ein Teil der Kapazitäten wird auch freigehalten, um bei steigendem Bedarf sofort reagieren zu können.“ Jederzeit eine vollständige Auslastung zu erreichen, wäre also gar nicht wünschenswert. Hintemann bezweifelt zudem, dass Unternehmen eigene Rechenkapazitäten und damit Zugriff auf ihre Server auf dem Markt anbieten würden. Dennoch: „Wenn das Konzept erfolgreich ist, wäre das eine gute Chance, unabhängig von großen Cloud-Anbietern zu werden und auch regionale Netzwerke aufzubauen“, sagt er und lobt das Engagement der Schüler.

Die nächsten Schritte für das Team sind nun, diese Probleme zu lösen, einen Prototyp zu entwickeln und sich mit den gewünschten Unternehmen zu vernetzen. „Das ‚Startup Teens‘-Finale ist jetzt ein Punkt zum Hinarbeiten“, so Ringel.

Eine umweltschonende Technik zur besseren Verteilung von Rechenleistung an kleine Unternehmen – mitentwickelt von einem 18-jährigen Schüler aus Bad Homburg. Klingt gut, oder?



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