„Monsteraufgabe“ am Schulberg angehen oder aufschieben?

Bad Homburg (js). Die Bilder, die mit Worten gezeichnet werden, klingen dramatisch. Armin Johnert (BLB) kennt den Weg gut, mit seinem Rad fährt er oft von seinem Wohnort Dornholzhausen zu seinem Laden in die Innenstadt. Meistert den Schulberg-Hügel in Richtung City, am liebsten ohne zeitgleiche Begleitung durch einen Linienbus. Auf der rechten Seite parken nämlich Autos vor dem Café Eiding und vor ein paar kleinen Einzelhandelsgeschäften. Es ist eng hier, verdammt eng. Auf dem Rückweg schiebt er sein Radl korrekt den Berg hinunter, oft wird er dabei ziemlich unkorrekt von Radfahrern überholt. Dann wird es noch enger, weil auch der Bürgersteig schmal ist, und es wird noch gefährlicher. In diese Richtung ist der Schulberg Einbahnstraße, auch für Radfahrer.

Der Schulberg, ein absolut wichtiges Verbindungsstück für Radfahrer zwischen Bad Homburger Norden und Innenstadt, wird wohl noch zwei Jahre länger als beabsichtigt ein ungemein gefährliches Nadelöhr bleiben. Die Pläne für seinen verkehrstechnischen Umbau gehören zu den eminent wichtigen Maßnahmen im Radverkehrskonzept, der Berg soll in beide Richtungen fahrradtauglich sein. Die Planung ist fertig, eigentlich sollte es „zeitnah losgehen“, bestätigt Oberbürgermeister Alexander Hetjes (CDU) in der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments. Aber das Wort eigentlich ist in Zeiten einer Corona-Pandemie meist mit Auf- und Verschieben verbunden.

So wird es auch am Schulberg sein. OB und Magistrat wollen eine „gebeutelte Branche“ nicht noch mehr belasten, durch Arbeiten mit schwerem Gerät über eineinhalb Jahre vor der Laden- oder der Kneipentür. „Ich will nicht der Totengräber sein“, sagt Hetjes mit dramatischem Tonfall.

Die BLB hatte in einem Änderungsantrag zum Radverkehrskonzept eindringlich den Wunsch formuliert, „alles daran zu setzen, dass der Umbau des Schulbergs schnellstmöglich realisiert wird“ und nicht erst 2022. Zumindest ein vorläufiger Umbau solle so gestaltet werden, dass „geordnetes und gefahrloses Radfahren“ auch gegen die bestehende Einbahnregelung möglich sei. Genau das habe die Verkehrsbehörde verneint, gab Hetjes zu Protokoll, denn dafür müsse ein Teil des aufgeweiteten Bürgersteigs der Bushaltestelle „Markt“ zurückgebaut werden. Was laut Hetjes wiederum nicht gehen würde, da just unter dieser Ecke die Hauptstromverkabelung für die Altstadt liege und bei einem Abriss 200 Busverkehre täglich und die Stromzufuhr für die gesamte Altstadt gefährdet seien. Zeitnaher Radverkehr sei wichtig, „aber nicht für so ein Opfer“.

Gute Gelegenheit für Jürgen Stamm (SPD) den schönen Begriff von der „normativen Kraft des Faktischen“ ins Rennen zu bringen. Der Radfahrer gehört seit Jahren zu den Verfechtern des Umbaus am Schulberg. Dazu gehört auch Armin Johnert. „Jetzt machen und nicht schieben“, so der BLB-Mann mit Beruf Einzelhändler. Es nutze ja alles nichts, die „Monsteraufgabe“ müsse angegangen werden, danach würden auch Einzelhandel und Gastronomie von den Änderungen profitieren. Und die Fußgänger auf ihrer Einkaufsmeile, wenn endlich die „Radfahrer im Sauseschritt“ dort zur Räson gerufen würden. „Das ist Wahnsinn, da muss etwas passieren.“

Es ist eng am Schulberg, sehr eng, gefährlich eng, schon gar, wenn noch ein Stadtbus den Weg Richtung Innenstadt nimmt. Foto: js



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