Mühsamer Weg hin zu einer werbewirksamen Identität

Bad Homburg (js). Die Stadt könnte mal wieder eine kleine touristisch motivierte Initiative starten. Das war die Idee der FDP. Eine gute Idee, befand auch der Rest auf den Parlamentsbänken. Der „kleine Antrag mit viel Lokalkolorit“, so FDP-Mann Philipp Herbold damals, wurde einstimmig beschlossen. Das war vor ungefähr 1000 Tagen Anfang Februar 2020. Der FDP ging es um Werbung bei denen, die auf Autobahnen an der Kurstadt vorbeibrettern, etwa auf der A5, ohne vielleicht zu wissen, welche Schönheiten sich hinter den Pufferzonen zwischen Highway und Stadtgrenzen verbergen. Jenen Unwissenden oder Noch-nie-in-Homburg-Gewesenen könnte man doch ein paar dieser Schönheiten im Vorbeibrausen schmackhaft machen.

Jeder kennt sie, die touristischen Hinweisschilder, dezente braune Schilder mit weißer Schrift, die auf regionale und für Touristen möglicherweise attraktive Ziele hinweisen. „Selbst im digitalen Internet-Zeitalter ist ihr identitätsschaffender Charakter nicht zu unterschätzen“, so Herbold. Nur selten gewinnt die FDP im Parlament so schnell den Rückhalt aller Fraktionen. Frisch ans Werk machte sich der Magistrat.

Nun sind die 1000 Tage dahin, und noch immer prangen keine großformatigen Schilder am Wegesrand. Noch immer keine Werbung für das Schloss und den Weißen Turm, den Kurpark mit Thai Sala und Spielbank. Auf diese Sehenswürdigkeiten sollte an der A5 grafisch hingewiesen werden, darauf hatte man sich intern geeinigt. Bei einer „Sachstandsanfrage“ Ende Oktober 2020 im Parlament vermeldete OB Alexander Hetjes, dass die Festlegung potenzieller Standorte für die Schilder in Kooperation mit „Hessen Mobil“ bereits erfolgt sei und an der „Visualisierung“ gearbeitet werde. Zwei Jahre könnte es allerdings bis zur Genehmigung dauern. So lange wollte die FDP nicht warten, fragte schon im Mai 2022 wieder nach. Die Vorlage des fertigen Designs und eine zügige Antragstellung wurde in Aussicht gestellt. Was der OB nun – auf abermalige Anfrage der FDP – meldete, klingt ein wenig nach einer Melange aus Schilda, Farce, Comic und rätselhaftem Tun und Lassen. Das „Hessen Mobil“ kein leichter und schneller Verhandlungspartner ist, weiß man, nun aber wird’s schwierig, weil es jenes Konstrukt so nicht mehr gibt. Der neue Gesprächspartner ist jetzt „Die Autobahn GmbH“. Die erste telefonische Vorabanfrage zu den Beantragungsrichtlinien für die Aufstellung von touristischen Schildern an der A5 im März 2022 machte Hoffnung. An den Richtlinien und am Beantragungsweg habe sich nichts geändert, nur Adressat sei „Die Autobahn GmbH des Bundes“. Frohgemut wurde der Antrag mit Gestaltungsvorlage per E-Mail am 11. Juli eingereicht.

Die krachende Absage folgt nur zwei Wochen später. Die Verkehrsbehörde der Autobahn bezieht sich auf eine Begründung gemäß der „Richtlinien für die touristische Beschilderung“ (RTB). Zwischen zwei Autobahnknoten, benannt wurde die knapp 50 Kilometer lange Strecke zwischen dem Gambacher und dem Frankfurter Kreuz, seien nur zwei „touristische Unterrichtungstafeln“ zulässig, dies sei bereits gegeben. Außerdem sollen die Abstände zur Wegweisung und zu sonstigen Beschilderungen, insbesondere „Verkehrsbeeinflussungsanlagen“ im „Zulauf 1000 Meter und im Nachlauf 500 Meter“, nicht unterschreiten. Fazit: Eine touristische Beschilderung im Zuge der A5 ist im gewünschten Streckenabschnitt nicht möglich. Verwiesen wird auf die geänderte Zuständigkeit, den Wegfall der „Hessischen Sonderregelung“, die Aufstelloptionen an der A5 seien „ausgeschöpft“.

Bescheiden geworden, galt eine weitere Frage der Verwaltung der Möglichkeit, vielleicht an der A661 aus Richtung Frankfurt ein bisschen Tourismuswerbung zu betreiben. Dies müsse neu beantragt werden, dies müsse erneut geprüft werden, dies könne aber dauern, lautete die schmale Antwort. Die Beantragung sei am 26. Juli gestellt werden, sagte Hetjes im Stadtparlament, eine Antwort stehe noch aus.

Die Spielbank soll wie das Schloss und die Thai Sala eine der Sehenswürdigkeiten sein, die auf den gewünschten Werbeschildern an der A5 Platz finden sollen. Foto: js

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