Wie Perlen an einer Kette reihen sich die Gärten aneinander

Bad Homburg (md). Die damaligen Landgräfinnen und -grafen wussten, wo es schön ist und wie man angenehm leben kann. Kulturstätten wie das Schloss und das Gotische Haus und auch die 360 Hektar große landgräfliche Gartenlandschaft, die sich vom Schloss aus entlang der Tannenwaldallee in Richtung Wald erstreckt, zeugen davon.

Am Sonntag konnten sich Interessierte bei schönstem Frühlingssonnenschein im Rahmen einer Führung, die von der Landschaftsarchitektin und Diplom-Ingenieurin Elzbieta Dybowska angeboten wurde, über das „grüne Juwel“ der Stadt informieren und für einen Nachmittag in die geheimnisvolle Epoche der Landgrafen eintauchen.

Die landgräfliche Gartenlandschaft entstand im 18. und 19. Jahrhundert und wurde von zwei adeligen Generationen geplant und umgesetzt. Außer persönlichen Vorlieben flossen philosophische Elemente in die Gartenanlagen mit ein, die noch heute bewundert werden können. An der acht Kilometer langen Achse, die Bad Homburg prägt, reihen sich heutzutage noch 13 der ursprünglich 15 Gärten wie Perlen einer Kette aneinander.

Die weitläufige Parkanlage, zu der außer streng geplanten Verläufen wie der Tannenwaldallee – eine Idee von Friedrich V. Ludwig – auch große Waldstücke gehören, wurde von verschiedensten historischen Persönlichkeiten geprägt. Landgräfin Elizabeth aus England gestaltete beispielsweise den heutigen Gustavsgarten um die Villa Wertheimber nach englischem Vorbild: Hier sind außer großen Wiesen hohe, schattenspendende Baumgruppen zu finden, was für ihre Heimat typisch war. Die Gartenanlage um die Villa, die das Stadtarchiv beherbergt, und der „Kleine Tannenwald“ mit dem Teich auf der anderen Seite des Mariannenwegs wurden mit viel Mühe und nach langwierigen Recherchen verschiedener Kunsthistoriker dem Original nachempfunden.

„Dies stellte sich als sehr schwierig heraus“, berichtete Dybowska, die aktiv am Wiederaufbau der Gärten mitgewirkt hat und deswegen wie keine Zweite über das Projekt Bescheid weiß. „Für viele Informationen musste durch das ganze Land gereist und sämtliche Dokumente und Zeichnungen aus der damaligen Epoche mussten durchforstet werden, um die Gärten so zu gestalten wie sie einmal waren!“

Wie manche Teile der Anlage einmal ausgesehen haben, kann man nur vermuten. Es gibt keine Unterlagen. So bleibt vermutlich für immer unklar, ob tatsächlich ein Akaziengarten existiert hat. In der spannenden Führung um den Gustavsgarten hob Dybowska insbesondere Landgräfin Elizabeth, Landgräfin Caroline von Hessen-Homburg, Landgraf Friedrich VI. Joseph von Hessen-Homburg und Landgraf Friedrich V. Ludwig von Hessen-Homburg hervor.

Nach dem Einmarsch der Preußen im 19. Jahrhundert wurde die Gartenlandschaft sich selbst überlassen. In den vergangenen Jahren hat die Stadt die Gärten wiederaufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Eine sehr großzügige Geste der Stadt, da alle davon profitieren können“, lobte eine Teilnehmerin.

Landschaftsarchitektin Elzbieta Dybowska informiert im Gustavsgarten der Villa Wertheimber über die landgräfliche Gartenlandschaft. Foto: md



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