Romantik und Regen zur Eröffnung des Sommers

Schlusszene mit Happy End nun mit einem schönen, klaren Himmel über dem Kaiser-Wilhelms-Bad. Fotos: Staffel

Bad Homburg (ks). Die dunklen Wolken am Himmel haben zur mystisch-düsteren Stimmung des „Freischütz“ gepasst, der Oper von Carl Maria von Weber, die als besonders „deutsch“ gilt. Für die Eröffnung des Bad Homburger Sommers war der leise rinnende Regen allerdings kein gutes Timing. Doch die meisten Zuschauer vor dem Kaiser-Wilhelms-Bad, eingehüllt in die Kokons der Regenhäute und Regenjacken, hielten bis zum Ende durch und ließen sich den Regen tapfer auf die Füße tropfen.

Zum Glück waren die Akteure und das Orchester des Nationaltheaters Constanta unter Leitung von Rhodri Britton auf der Bühne gut geschützt und sangen und spielten gegen den Regen an. Und dann im letzten Akt, welch ein Wunder! Als sich Agathe und Max erlöst in die Arme sinken, ist der Himmel wieder klar: Ein gutes Omen für die vielen bunten kostenlosen Veranstaltungen, die bis zum 13. Juli große und kleine Gäste erfreuen werden.

Offiziell eröffnet wurde das Sommer-Festival von Oberbürgermeister Alexander Hetjes und Kurdirektor Holger Reuter. Und dann konnte es losgehen mit der romantischen Geschichte vom Jägerburschen Max (Lemuel Cuento), der eigentlich ein guter Schütze ist, aber in letzter Zeit schon mehrfach versagt hat. Er ist wütend und wird von Erbförster Kuno (William Wilson) zur Räson gebracht. Der kann sich diese plötzliche Schwäche von Max auch nicht erklären, zumal ihm Max als Gatte seiner Tochter Agathe (Justine Viani) willkommen ist. Zu seinem Unglück muss Max schon am nächsten Tag den Probeschuss ablegen, der auf eine alte Sage zurückgeht. Danach muss jeder Anwärter auf die Erbförsterei sein Können mit einem Probeschuss beweisen.

In der Wolfsschlucht

Die Mär will es, dass dabei einst auch eine Freikugel im Spiel gewesen sei, mit der der Teufel seine Schlingern auslegt. Sein Kollege Kaspar (David Nyki), der zuvor mit Agathe liiert war und von ihr wegen Max verlassen wurde, überzeugt den verzweifelten Max, dass nur eine solche Freikugel ihm helfen kann. Kaspar verspricht ihm, gemeinsam solche Kugeln zu gießen und schlägt als Ort die geheimnisvolle berüchtigte Wolfsschlucht vor. Nach langem Zögern willigt Max ein und eilt zu Agathe, um sich von ihr zu verabschieden. Seine Braut ist sehr beunruhigt, weil sie ein Eremit am Morgen vor einer drohenden Gefahr gewarnt und ihr geweihte Rosen geschenkt hatte. Ihre Cousine Ännchen (Diana Tomsche) kann sie jedoch beruhigen. Das Bild von Urahn Kuno war zwar von der Wand gefallen, hatte Agathe aber nicht schwer verletzt. Damit schien die drohende Gefahr vermeintlich gebannt.

In der berühmten Szene in der Wolfsschlucht gießen die beiden Jäger die Freikugeln, damit Samiel, der Teufel, seine Macht auch auf Max ausüben kann. Samiels Stimme ertönt geheimnisvoll aus dem Off, und die letzte der sieben Kugeln gehört ihm. Das weiß Max aber nicht. Nach Kaspars teuflischem Plan soll diese Kugel Agathe treffen und töten.

Beim Schießen am nächsten Morgen finden drei der vier Freikugeln von Max sicher ihr Ziel. Doch für den alles entscheidendem Probeschuss bleibt am Ende nur die siebte, die Kugel Samiels, übrig, als Fürst Ottokar mit seinem Gefolge erscheint. Ein musikalischer Höhepunkt in dieser Szene ist der Jägerchor „Was gleicht wohl auf Erden dem Jägervergnügen“, den der Chor aus Opernsänger drei verschiedener Chöre, darunter auch der des Nationaltheaters Constanta, mit jugendlichem Elan darbrachte.

Schmach und Schande

Als Max anlegt und auf eine weiße Taube zielt, ruft ihm Agathe zu, er solle nicht schießen, denn sie selbst sei diese Taube. Doch ihre Warnung kommt zu spät. Das Mädchen sinkt zu Boden und windet sich vor Schmerzen. Aber auch Kaspar ist gefallen, und alle sind starr vor Schrecken. Agathe erwacht nach kurzer Ohnmacht. Die geweihten Rosen, aus denen die Brautjungfern den Brautkranz zu dem bekannten Lied „Wir winden dir den Jungfernkranz...“ geflochten hatten, haben sie gerettet. Der Eremit (Aaron Moreno) erscheint in der letzten Szene noch einmal und rettet auch Max vor Schmach und Schande, der die Geschichte der Freikugeln gebeichtet hatte. Er bittet den Fürsten um Gnade und ein Probejahr zur Bewährung für Max, fordert den Fürsten aber auch auf, den Brauch abzuschaffen, wonach der Lauf einer Kugel über das Glück zweier Menschen entscheiden kann. Für eine Oper ein seltenes Happy End. Im frommen Schlusschor richten sich die Blicke gen Himmel, und alle bekennen ihr Vertrauen in den lieben Gott. Die Oper ist reich an schönen Melodien, bekannten Arien, Duetten und Chören, engagiert, aber nicht immer überzeugend. Von Agathes Sopran hätte man sich einen weicheren Schmelz gewünscht, mit dem Ännchen besser ausgestattet ist. Bei den Männerstimmen hat Bassist Aaron Moreno bei seinen kurzen Auftritten als Eremit am meisten überzeugt. Insgesamt verdienen aber alle Anerkennung und Respekt, die diese Regenveranstaltung unverdrossen durchgezogen haben, und das wurde auch von den Zuschauern mit großem Beifall gewürdigt.

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